SilverBullet hat geschrieben:
Genau um diese Art des Verstehens, also um eine „Hier und Jetzt existiert etwas“-Vorstellung, geht es.
Von klein auf, haben wir diesen Zugang und zwar ohne dass man ihn uns beibringt (das ginge gar nicht).
Komisch ist doch, dass wir zu diesem behaupteten „Schöpfer-Hintergrund“ keinerlei vergleichbaren Zugang haben.
Warum eigentlich nicht, die Fähigkeit haben wir doch (siehe „Farben“)?
Du scheinst anzunehmen, dass alle Menschen Farben gleich wahrnehmen. Ein herkömmlicher Irrtum.
Ich nehme Farben anders wahr als meine Umwelt. Ich bin nicht farbenblind, aber meine Beurteilung von Farben weicht von anderen ab. Das hat mir mein Leben lang schiefe Blicke eingebracht. Ich habe GELERNT. mich in Punkto Farben auf meine Frau zu verlassen.
Ähnlich ist das mit der Wahrnehmung von Gott. Wir alle werden mit einer Gotteswahrnehmung geboren. Aber wie wir damit umgehen, ist eine Frage der Erziehung. Wachsen wir z.B. in einem Stamm eines Urvolkes auf, in dem regelmäßig schamanische Rituale im Zentrum des Dorflebens stehen, dann werden wir natürlich unsere Wahrnehmungen an das koppeln, was wir dort lernen. Wachsen wir in einer Umgebung auf, die alles rational betrachtet und die Erwähnung von Gott mit schiefen Blicken und "sei leise" Aussagen begleitet, dann werden wir lernen, unsere Wahrnehmung von Gott zu unterdrücken oder zu ignorieren.
Es gibt ein sehr schönes Lied von Supertramp, das ausdrückt, was ich meine, The logical song
SiverBullet hat geschrieben:
Im Unterschied zur Wissenschaft gibt es beim „Glauben“ keinerlei unabhängige Absicherung durch Experimente.
Die „aufbauende Entwicklung“ gibt es gar nicht: jeder Mensch fängt bei Null an. Letztlich gibt es deine Religion nur genauso lange, wie du sie praktizierst.
(nicht vergessen: dein Zugang beruht nur auf deiner subjektiven Deutung)
Glaube ist eine Weltanschauung, also keine Naturwissenschaft, daher sehe ich auch wichtige Unterschiede.
Aber es gibt trotzdem Elemente auch dessen, was du leugnest.
Traditionen, schriftliche Zeugnisse, mündliche Zeugnisse, das Zusammenschließen zu Gemeinden und Religionen.
Es gibt Austausch, gegenseitige Korrektur und Kritik. Es gibt Wiederholungen von Situationen, in denen man Gott erlebt. Es gibt sogar tradierten Irrtum (wie in der Wissenschaft auch) usw.
Es gibt sogar das wissenschaftliche Aufarbeiten des Phänomens Religion.
Dir scheint es unangenehm sein, dass es solche Beispiele der intersubjektiven Kommunikation gibt. Ich frage mich warum.
SilverBullet hat geschrieben:
Auch nach tausenden Jahren Religion und hunderten Jahren Philosophie, gibt es nur eine Strategie:
Zusammenhänge, die den Gläubigen auffallen, werden so gedeutet, als kämen sie mit einer Wirkungsabsicht von einem unsichtbar dahinter stehenden XYZ???
Das einzig Vorliegende sind aber nur die Anlässe, weder der behauptete Vorgang noch der Hintergrund (also dieser „Jemand“) ist nachvollziehbar.
Was meinst du denn mit nachvollziehbar? Was ist für dich nachvollziehbar?
SilverBullet hat geschrieben:
Ich bin kein Atheist, denn ich kann nicht sagen, was „Gott“ sein soll und kann somit keine Haltung zu einer Existenz einnehmen.
Aber du bist absolut sicher, dass meine Gedanken falsch sind? Komisch.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.