Ist Urknall "alte Physik"?

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Pluto
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#241 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Pluto » Di 22. Okt 2013, 12:55

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wir leben nicht in einer Illusion, sondern in der Wirklichkeit.
Das ist eine Setzung, die unbeweisbar ist.
Nein das ist keine Setzung, sondern eine berechtigte Schlussfolgerung, eine Tatsache die sich aus der Komplexität der Welt ergibt.

Ich halte es nach wie vor möglich, dass unsere Sicht des Alls (siehe Dein kleiner Film) anthropozentrisch ist - weil UNSER (physikalisches) Verständnis von Zeit und Raum uns dies (objektiv messbar) so nahelegt.
Das sind IMO solipsistische Überlegungen. Es fehlt hier eindeutig der Pragmatismus.

In der Praxis geht es immer um Wahrscheinlichkeiten. Je öfter wir etwas in der Welt erkennen, desto wahrscheinlicher ist es, dass unsere Wahrnehmung richtig ist.
Etwas anderes anzunehmen ist für mich philosophische Spitzfindigkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Martinus
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#242 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Martinus » Di 22. Okt 2013, 12:59

Pluto hat geschrieben: Etwas anderes anzunehmen ist für mich philosophische Spitzfindigkeit.

Vielleicht ist doch was dran. Zumindest ich schau jeden Morgen nach ob ich noch da bin. :oops:
Angelas Zeugen wissen was!

Pluto
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#243 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Pluto » Di 22. Okt 2013, 13:07

Martinus hat geschrieben:Vielleicht ist doch was dran. Zumindest ich schau jeden Morgen nach ob ich noch da bin. :oops:
Wenn du die Bestätigung brauchst...
Ich weiss das auch ohne zu fragen.

Wenn ich morgens aufwache, und es in meinem Alter nirgendwo mehr weh tut, dann folgere ich, dass ich tot bin.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#244 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von closs » Di 22. Okt 2013, 15:26

Pluto hat geschrieben:In der Praxis geht es immer um Wahrscheinlichkeiten. Je öfter wir etwas in der Welt erkennen, desto wahrscheinlicher ist es, dass unsere Wahrnehmung richtig ist.
Bottom-up ist das richtig - man bekommt sein Wahrnehmungs-System durch seine Wahrnehmung regelmäßig oder gar wiederholbar und beliebig bestätigt. Die bezeichnet man dann zu Recht als "Tatsache".

Pluto hat geschrieben:Nein das ist keine Setzung, sondern eine berechtigte Schlussfolgerung
Nein - top-down gedacht sind das berechtigte Schlussfolgerungen aufgrund einer Setzung.

Pluto hat geschrieben:Etwas anderes anzunehmen ist für mich philosophische Spitzfindigkeit.
Das eigentliche Problem besteht darin, dass man induktive und deduktive Systeme nicht in EIN Bett bekommt. - Die Wahrnehmungs-Welt ist zwar (vermutlich) dieselbe ("Die-Sonne-scheint"), aber die Bewertungen sind anders.

Deshalb sollte jeder jeden Satz beginnen mit: "Aus der Sicht meines Wahrnehmungssystems zeigt sich folgendes ..." oder kürzer "Naturwissenschaftlich bzw. christlich zeigt sich folgendes ...". - Das sind keine Höflichkeiten, sondern knallharte Aussagen.

R.F.
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#245 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von R.F. » Di 22. Okt 2013, 16:01

Martinus hat geschrieben: - - -
PS: ich seh gerade das ich keine Fremdwörter verwendet hatte :oops: klar, das wird schnell überlesen :angel:
- - -
Ein treffende Erkenntnis. Wirklich gute Leute brauchen sich nicht hinter Fachtermini verstecken...Oder Belege für ihre Auffassung in mit den Sinnen kaum zugänglichen Bereichen suchen, wie das etwa die Evolutionsbiologen oder die Relativitätsphysiker tun...

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Thaddäus
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#246 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Thaddäus » Di 22. Okt 2013, 19:18

R.F. hat geschrieben:
Martinus hat geschrieben: - - -
PS: ich seh gerade das ich keine Fremdwörter verwendet hatte :oops: klar, das wird schnell überlesen :angel:
- - -
Ein treffende Erkenntnis. Wirklich gute Leute brauchen sich nicht hinter Fachtermini verstecken...Oder Belege für ihre Auffassung in mit den Sinnen kaum zugänglichen Bereichen suchen, wie das etwa die Evolutionsbiologen oder die Relativitätsphysiker tun...
Fachsprachen vereinfachen die Kommunikation unter Fachleuten. Nur darum bilden sie sich aus. Fachsprachen sind weder überflüssig, noch böse.
Ein guter Fachwissenschaftler wird sich auch Menschen verständlich machen können, die seine Fachsprache nicht beherrschen. Er braucht dann aber doppelt soviel Zeit für seine Erklärungen.

Der genialste Mathematiker dieses Jahrunderts, der Russe Grigori Perelmann schreibt in seinem Beweis der Poincare-Vermutung den Satz:

"Insbesondere hat der Ricci-Fluss, betrachtet im Raum der Riemann'schen Metriken modulo Diffeomorphismen und Reskalierung, keine nichttrivialen periodischen Orbiten".

Nur ein Mathematiker (und nicht einmal jeder Mathematiker, sondern nur ein Topologe!) weiß, was damit gemeint sein könnte. Es ist Information extrem in Fachsprache verdichtet. Diejenigen, die es verstehen, wissen damit umzugehen und was das bedeuten soll. Es kann aber praktisch nicht in Alltagssprache übersetzt werden.

Der Sinn eines Studiums besteht unter anderem darin, sich die Fachsprache des Fachs anzueignen. Das hat seine guten Gründe. Diejenigen, die das Fach nicht studiert haben, haben logischerweise Probleme mit der Fachsprache. Das ist dann aber eben so ... und lässt sich auch nicht verhindern.

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#247 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von R.F. » Di 22. Okt 2013, 21:35

Thaddäus hat geschrieben: - - -
Ein guter Fachwissenschaftler wird sich auch Menschen verständlich machen können, die seine Fachsprache nicht beherrschen. Er braucht dann aber doppelt soviel Zeit für seine Erklärungen.

Der genialste Mathematiker dieses Jahrunderts, der Russe Grigori Perelmann schreibt in seinem Beweis der Poincare-Vermutung den Satz:

"Insbesondere hat der Ricci-Fluss, betrachtet im Raum der Riemann'schen Metriken modulo Diffeomorphismen und Reskalierung, keine nichttrivialen periodischen Orbiten".

Nur ein Mathematiker (und nicht einmal jeder Mathematiker, sondern nur ein Topologe!) weiß, was damit gemeint sein könnte. Es ist Information extrem in Fachsprache verdichtet. Diejenigen, die es verstehen, wissen damit umzugehen und was das bedeuten soll. Es kann aber praktisch nicht in Alltagssprache übersetzt werden.

Der Sinn eines Studiums besteht unter anderem darin, sich die Fachsprache des Fachs anzueignen. Das hat seine guten Gründe. Diejenigen, die das Fach nicht studiert haben, haben logischerweise Probleme mit der Fachsprache. Das ist dann aber eben so ... und lässt sich auch nicht verhindern.
Meine liebe Thaddäus,

ich kann Dir jede Menge ähnlicher Sätze aus meine Fachbüchern zitieren. Ich meine natürlich aus solchen, die Mathematikstudenten der höheren Semester benutzen...

Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin immerhin so weit mathematisch gebildet, dass ich mir zutraue, Schülern mit mittlerem Bildungsabschluss in drei Doppelstunden das Lösen einfacher Differentialgleichungen beizubringen, in zwei weiteren Doppelstunden sie in die Kombinatorik einzuführen...

Vor allem weiß ich sehr gut, dass die Sprache der Mathematik Vorgänge beschreibt, die einem jeden geistig gesunden Mensch recht schnell verständlich gemacht werden können...

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#248 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Thaddäus » Di 22. Okt 2013, 22:07

R.F. hat geschrieben:
Vor allem weiß ich sehr gut, dass die Sprache der Mathematik Vorgänge beschreibt, die einem jeden geistig gesunden Mensch recht schnell verständlich gemacht werden können...
Grigori Perelmann hat ein mathematisches Problem gelöst, das zu den 10 größten mathematischen Problemen des Jahrtausends zählte: die Poincare-Vermutung. Scharen von Mathematikern haben sich an diesem Problem abgearbeitet und es nicht lösen können. Perelmann hat es geschafft. Nachdem er seinen Beweis veröffentlicht hatte, wurde der von den besten Mathematikern der Welt 2 Jahre lang geprüft, ob er wirklich korrekt ist. Am Ende haben sie festgestellt, dass Perelmanns Beweis richtig ist.

Bild
[Quelle: http://www.google.de/imgres?biw=1520&bi ... 5,s:0,i:98]

Manchmal werden Menschen geboren, die sind anders als du und ich. Sie verfügen über eine Begabung, die wir nicht mehr verstehen können. Oft sind diese Menschen unglückliche und in gewisser Weise lebensunfähige Menschen, wie Grigori Perelmann, der jetzt wieder bei seiner Mutter in der Nähe von Moskau lebt. Er hat die Fields-Medaille abgelehnt, den Nobelpreis der Mathematiker und auch nicht die 1 Million Dollar Preisgeld angenommen. Nach eigener Aussage beschäftigt er sich nicht mehr mit Mathematik, was eine Tragödie ist. Er wird vermutlich nie eine Familie gründen und Kinder zeugen und das Glück eines einfachen Menschen erleben. Mir tut das von Herzen Leid für diesen Menschen und ich bin froh, dass ich nur mittelmäßig begabt bin, dafür aber das Glück eines normalen Menschen erleben kann.

Aber Perelmann hat in seiner Genialität ein Problem gelöst, das als unlösbar galt. Dafür gebührt ihm unserer höchster Respekt. Kein normales Leben führen zu können, scheint für manche Genies der Preis zu sein, den sie für ihre Genialität bezahlen müssen.
In einer gewissen Hinsicht sind sie Gott näher, als ich oder du es je sein können.

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#249 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Lamarck » Mi 23. Okt 2013, 16:10

Hi R.F.!

R.F. hat geschrieben: *) Albert Einstein: Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie. § 9 Die Relativität der Gleichzeitigkeit.

Und nun möge mir mal jemand sagen, welchen Einfluss auf die reale Zeit die verzögerte Wahrnehmung des hinter dem Zug einschlagenden Blitzes hat.

Verzögerte Wahrnehmung?! Schaue Dir das Verhalten von A & B in Bezug zu den Punkten M & M' an.




R.F. hat geschrieben: Das Ganze ist lediglich von der Lorentz-Transformation abgeleitet, in der Raum und Zeit vernunftwidrig vermischt sind. Sich derart willig den Folgerungen einer irren Formel zu unterwerfen, ist nicht gerade eine Glanzleistung von Leuten, die sich als Naturwissenschaftler fühlen...

Du bist halt nicht in der Lage, dem geistig zu folgen. Wenn Du etwas nicht versteht, geht daraus aber keineswegs hervor, dass das Betreffende 'vernunftwidrig' sei. Dies zeigt allerdings nur Dein bescheidenes Vermögen auf. Dir bleiben nur billige Unterstellungen à la mode de R.F. Aber wenn angeblich "Raum und Zeit" "in einer irren Formel" "vernunftwidrig vermischt sind", sollte ein vernünftiger R.F. dies leicht gehaltvoller darlegen können, oder? Go, Erwin go ... .




R.F. hat geschrieben: Während “psychokinetische” Phänomen immerhin bezeugt sind, [..]

Nicht "gerichstfest". "Gerichstfest" belegt ist bislang nur ein Phänomen, das gemeinhin als 'hinters Licht führen' bekannt ist ... .




R.F. hat geschrieben: [..] fehlen für so genannten relativistische Effekte wie Zeitdilatation und Längenverkürzung jedwede Beobachtungen. Wenn nun der liebe Darkside wieder auftaucht und seine Links einstellt, mit denen er die genannte Effekte belegen möchte: Dass Gravitation Einfluss auf die Lichtfrequenz hat, bestreitet wohl niemand. Bestritt auch Newton nicht. Dagegen ist der Einfluss von Geschwindigkeit auf physikalische Vorgänge nicht nachgewiesen.

Ist Geschwindigkeit denn kein 'physikalischer Vorgang'? :mrgreen:

Es geht hier um das Bezugssystem der Beobachtung. Vielleicht ist dies noch innerhalb Deiner geistigen Reichweite: http://de.wikipedia.org/wiki/Spezielle_ ... rentzkraft




Bild

[Quelle: Wikipedia]




R.F. hat geschrieben: Der behauptete Einfluss von Gravitation und Geschwindigkeit auf die Zeit ist allerdings mehr als Wunschdenken der Relativitätsphysiker.

Wenn es Dir mal wie Schuppen aus den Haaren fällt und Du in der Lage bist, meinen Ausführungen zum GPS zu folgen, ja dann ... .




R.F. hat geschrieben: Nein, das ist Wunderglaube, wie wir ihn von extremen Sekten kennen...



Nicht zu verwechseln mit der Ignoranz, die wir von extremen Ignoranten kennen ... .




Cheers,

Lamarck
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„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

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#250 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Lamarck » Mi 23. Okt 2013, 16:28

Hi R.F.!

R.F. hat geschrieben: ich kann Dir jede Menge ähnlicher Sätze aus meine Fachbüchern zitieren. Ich meine natürlich aus solchen, die Mathematikstudenten der höheren Semester benutzen...

Du machst mich neugierig. Was denn, z. B.?




R.F. hat geschrieben: Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin immerhin so weit mathematisch gebildet, dass ich mir zutraue, Schülern mit mittlerem Bildungsabschluss in drei Doppelstunden das Lösen einfacher Differentialgleichungen beizubringen, in zwei weiteren Doppelstunden sie in die Kombinatorik einzuführen...

:lol:

Wie weit bist Du mit meinem Dreisatz, den ich Dir zur Übung aufgetragen habe?




R.F. hat geschrieben: Vor allem weiß ich sehr gut, dass die Sprache der Mathematik Vorgänge beschreibt, die einem jeden geistig gesunden Mensch recht schnell verständlich gemacht werden können...

Vortragender auf einer Mathematikerkonferenz: Das erste Drittel verstehen alle Anwesenden, das zweite Drittel die Spezialisten, das dritte Drittel nur er selber ... .




Cheers,

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