Alles Teufelszeug?

closs
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#1751 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Do 3. Mär 2016, 10:30

Thaddäus hat geschrieben:Deine erkenntnistheoretische These ist infantil und trägt Kennzeichen einer kleinkindlichen Wirklichkeitsauffasung.
Du überträgst Deine Naivität auf mich. - Begründung:

Thaddäus hat geschrieben:Dein Rechner verschwindet nämlich auch dann nicht, wenn du irgendwelche logische Prämissen änderst. Der ist dann immer noch dar.
Moment: Der Rechner ist für mich "da", weil ich ihn wahrnehme - würde ich in zwei Minuten ins Koma fallen, wäre er nicht mehr für mich "da". - Ob er überhaupt eine Entität ist ("es gibt ihn auch ohne mich"), kann ich ohnehin nicht entscheiden - er könnte genauso gut ein Vorstellungs-Produkt sein. - Niemand kann das falsifizieren.

Unabhängig davon: Im Grunde sprichst Du über zweierlei:

1.) Was ist "real"?
Du machst, wie viele, den einfachen, aber wirkungsvollen Fehler, dass Du beliebig festlegst, was "real" ist und was nicht "real" ist - vermutlich denkst Du, dies sei NICHT beliebig, weil Du Dich an die Physik/den Naturalismus hältst ("real-physisch"). - Wer aber sagt, dass die Physik der einzige Maßstab für "Realität" ist? - Oder konkret: Du kannst nicht wissen, ob Dir gerade eine Entität namens Jahwe (in anderer Chiffrierung : Allah) real zuhört. - Du kannst nicht einmal wissen, ob diese Entität (falls es eine ist) morgen zu Dir spricht.

2.) Was ist "normal"?
Woher willst Du wissen, dass die erwähnte Frau mehr Wahrnehmungs-Trugschlüsse hat als Du oder ich? - WER entscheidet, wer oder was normal ist? - Denn subjektiv empfindet sich die Frau genauso wie Du und ich als "normal" - das sagst Du ja richtigerweise auch.

Ich kann nicht erkennen, wie man diese Fragen anders lösen könnte als über Prämissen/Setzungen/Vereinbarungen (nenne es, wie Du willst).

Die Instanz "Staat" wird dann sagen:
"Nach unseren Gesetzen gilt folgendes ..... - Daran gemessen ist das Verhalten der Frau zu sanktionieren ..."

Die Instanz Materialismus wird sagen:
"Nach unseren Gesetzen ist der Mensch neurowissenschaftlich so aus gelegt, dass.... - Daran gemessen ..."

Der Evolutions-Theoretiker wird sagen:
"Nach unseren Gesetzen steht der Überlebenstrieb im Vordergrund. - Daran gemessen ..."

Der Vernunft-Mensch im Sinne des 21. Jh. wird sagen:
"Nach unseren Vorgaben gibt es definierte moralische Grundlagen. - Daran gemessen ..."

Man muss also immer als Mensch einen Maßstab SCHAFFEN (das fängt mit der Entscheidung übe die Res Extensa an), nach dem man beurteilt, was als "real" und was als "normal" gelten soll. - Du tust aber so, als seien menschen-geschaffene Maßstäbe gleichzusetzen mit einer Entität.

Aus meiner Sicht: Alle Menschen-Maßstäbe haben den Status von "Sherlock Holmes" und sind nicht Entität. (Oder hieltest Du Sherlock Holmes nach Deinem Verständnis für eine Entität? - Dann müssten wir uns den Begriff "Entität" näher angucken. - Ist für Dich "Entität" Synonym für etwas, was auch ohne Wahrnehmung "ist", oder ist es für Dich Gegenstand eines Diskurs-Universums? - Aber vielleicht müssen wir diese Frage ja gar nicht mehr lösen.)

Thaddäus hat geschrieben:Aber es ist eben ein Trugschluss und in diesem Falle mit den schrecklichsten Konsequenzen.
Finde ich auch - und nach MEINER Setzung kann ich es begründen:

Ich setze etwas, aus dem alles Materielle kommt und in das alles Materielle geht und verstehe es als höchste Synthese, zu der es keine Anti-These mehr gibt. - Das Herauskommen daraus ist im christlichen Jargon chiffriert mit "Sündenfall", das Wieder-Hineinkommen mit "Erlösung". - Diese höchste Synthese wird im biblischen Kontext als "Jahwe" chiffriert.

Dies ist also (m) eine Setzung, zwar gut begründbar, aber wie alle Setzungen nicht falsifizierbar und somit "beliebig". - Aus dieser Setzung ergibt sich, dass das Bewusstsein der Frau im Sinne der höchsten Synthese (im folgenden: "Gott") gestört/"gefallen" ist, da sie Leben und Tod, also den Prozess des Woher-Kommens und Wieder-Wohin-Gehens, der Gott vorbehalten ist, wider"rechtlich" in die eigene Hand genommen hat. - Ob sie deshalb subjektiv schuldfähig ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Ich mache also dasselbe wie Du: Ich setze einen Maßstab, nach dem ich urteile. - ABER: Ich tue nicht so, als sei es KEIN menschen-entworfener Maßstab. - Mal nebenbei: Wie würdest Du nach Deinem Maßstab das "unnormale" Töten dieses russischen Kindes und "normale" Abtreibung QUALITATIV unterscheiden?

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#1752 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Do 3. Mär 2016, 10:40

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hier nach wie vor einen Eingriff Gottes zu unterstellen, ist aus naturwissenschaftlicher Sicht Blödsinn und auch unplausibel.
Aha - weil man wissenschaftlich begründen kann, wie Naturgesetze funktionieren, glaubt man, dass es deshalb keinen Grund für diese Gesetze gibt. - So schnell hat man sich was zusammengebastelt.

Du missverstehst mich. Was ich meine ist, dass keine Engel die Planeten auf Trab halten, sondern ihre Bewegungen naturwissenschaftlich - ohne göttlichen Eingriff - erklärt werden können. ;)

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#1753 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Do 3. Mär 2016, 10:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man kann beliebig viele gelbe Plastikenten produzieren - und keine hat der anderen was voraus...
Also hätte der Naturalismus nichts dem Glauben an Pumuckl voraus?

Der Glaube an Götter, Teufel, Dämonen und Engel hat dem Glauben an Pumuckl nichts voraus.

Wenn Dir danach der Sinn steht, kannst Du setzen, dass Pumuckl existiert - und noch
tausende weitere unsichtbare gelbe Plastikenten. Das steht in Deinem Belieben.

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#1754 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Do 3. Mär 2016, 10:59

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Soweit ich mich erinnere, bist Du einer KONKRETEN Beantwortung dieser Frage bisher IMMER ausgewichen.
Nein - ich habe es einige Male ziemlich ausführlich gemacht - aber es kam etwas zu philosophisch an. - Es ist mir auch inzwischen zu anstrengend.

Nein - Du hast Dich stets davor gedrückt und stattdessen pauschal auf die europäische Geistesgeschichte verwiesen.

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#1755 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Do 3. Mär 2016, 11:09

Savonlinna hat geschrieben:Ich hingegen denke ja gerade ganz anders.
Bisher verstehe ich aus Deinem Denken nur, dass man Nicht-Relativität dadurch ermöglicht, indem man grundsätzlich eigene Wahrnehmung als absolut setzt - also "Wahrnehmung = Entität". - Mit diesem Kniff hat man dieses Problem in der Tat formal in den Griff gekriegt. - Korrigiere mich, wenn Du eine andere Lösung hast und - vor allem - nenne sie konkret.

Savonlinna hat geschrieben: Deine Setzung ist, nach Deiner Ausage, relativ.
Da Setzung eine Wahrnehmungs-Akt ist, ist sie keine absolute Aussage - korrekt. - Absolute Gültigkeit hätte diese Setzung dann, wenn diese relative Wahrnehmung etwas Absolutes zum Ausdruck bringt.

Somit ist meine Aussage relativ, aber das durch diese Aussage Benannte ist DANN absolut, wenn diese relative Aussage korrekt ist. - Hui, wie kann Einfaches so kompliziert werden ... :)

Savonlinna hat geschrieben:Du bist der Kronzeuge für "Alles ist relativ".
Du bist ein Meister darin, exakt das Gegenteil dessen herauszulesen, was man sagt. - Ich sage, dass jegliche Wahrnehmung relativ ist, um damit dem bewusstseinsmäßig Platz zu geben, was wirklich absolut sein könnte.

Aus meiner Sicht ist die uns IMMER unbekannte "erste Ebene" absolut ("Entität") und NICHT die vom Menschen geschaffenen "zweite Ebenen". - Dem heute vorherrschenden Denken werfe ich dementsprechend als Denkfehler vor, diese "erste Ebene" zu eliminieren, um das eigenen Relative (Modelle, Methoden, materialistische Philosophien) zum Absoluten machen zu können - man steigt bei "Ebene 2" ein und hat damit alles im Griff. - Biblisch steht dafür Babel ("Ihnen <den Menschen> wurde nichts zu steil").

Savonlinna hat geschrieben:Das Christentum hast Du mit Deinem eigenen System abgeschafft, die Philosophie im Übrigen auch.
Schon wieder das Gegenteil.

Das Christentum beruht geradezu darauf, dass NICHT der Mensch der Maßstab ist. - Philosophie sollte doch eigentlich das sein, was die "Sophia" über relative Menschen-Konstrukte stellt. - Wir scheinen heute eine komplette Umwertung der Werte zu haben. - Man stellt einfach alles auf den Kopf.

Savonlinna hat geschrieben:Dein System ist Erfüllungsgehilfe des Relativismus.
Dito. - Exakt das Gegenteil - genau das Gegenteil ist meine Message.

Savonlinna hat geschrieben:Dazu gibt es aber eben Alternativen.
Unabhängig vom Status Quo: Es wäre sehr interessant, diese zu hören.

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#1756 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Do 3. Mär 2016, 11:22

Münek hat geschrieben:Was ich meine ist, dass keine Engel die Planeten auf Trab halten, sondern ihre Bewegungen naturwissenschaftlich - ohne göttlichen Eingriff - erklärt werden können.
Das meine ich auch - so war übrigens in den ersten Jahrhunderten die Aufklärung gemeint: Möglichst viel erklären können von dem, was aus dem Unerklärbaren kommt. - Nur hat man das Erklärbare nicht zum Ersatz des Unerklärbaren gemacht, sondern als Erklärung eines Teils des Unerklärbaren.

Das ist heute nicht anders, wird aber verdrängt. - Denn auch heute gibt es keine Erklärungen für das Unerklärbare wie "Was war 'vor' dem Urknall?", "Was ist das, woraus sich beim Urknall 'Zeit' entwickelt?", etc. - Man erklärt Erklärbares, wird aber nie Nicht-Erklärbares erklären können - ist zwar eine Tautologie, scheint aber nötig zu sein.

Münek hat geschrieben:Der Glaube an Götter, Teufel, Dämonen und Engel hat dem Glauben an Pumuckl nichts voraus.
Dein Weltbild lässt Dir vermutlich keine andere Wahl, als so zu denken.

Münek hat geschrieben: Du hast Dich stets davor gedrückt
Stimmt nicht - ich habe es in langen Posts erklärt, was nichts brachte, weil die zum Verständnis nötige Denkweise nicht vorhanden war. - Uns hat in sog. "Führungssemiaren" mal einer von McKinsey gesagt: "Sie können es mit Zucker oder mit Peitsche versuchen - sie werden nie erreichen, dass jemand etwas versteht, was er nicht verstehen KANN". - Spirituell gesehen beschreibt dies die Tragik des 20./21. Jahrhunderts.

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#1757 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Hemul » Do 3. Mär 2016, 11:26

Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Und daran wirst u. kannst auch Du nix ändern. :wave:

Um Gottes Willen, Hemulchen. Nie würde ich mich erdreisten, etwas an Jehovas Plan ändern zu wollen. :o

Wie hätte ich die Parusie = Wiederkunft Christi im Jahr 1914 verhindern können? :o
Weder Du noch ich noch irgend ein Kubizist hätten Jesu Wiederkunft verhindern können. Dass diese aber unsichtbar vonstatten
gehen sollte geht unmissverständlich aus Jesu diesbezgl. Antwort an seine Jünger in Matthäus 24:1-3 wie folgt hervor:

Endzeitrede: Tempelzerstörung und Drangsale der Endzeit
1 Und Jesus trat hinaus und ging von dem Tempel weg; und seine Jünger traten zu ihm, um ihn auf die Gebäude des Tempels aufmerksam zu machen. 2 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird. - 3 Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?

Jesu Antwort an seine Jünger zeigt auf, dass seine Ankunft Prarusie=Wiederkunft nicht sichtbar - sondern an Hand von 39 Merkmalen erkannt werden sollte. Ein sehr Wichtiges davon erwähnt er direkt danach in den Versen 6+7:
6 Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, achtet darauf, aber erschreckt nicht! Das muss geschehen, doch es bedeutet noch nicht das Ende. 7 Die Völker und Königreiche der Erde werden Kriege gegeneinander führen. In vielen Teilen der Welt wird es Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geben.
Jesus weist in Vers 7 auf einen besonderen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte hin -die seine nicht sichtbare Parusie unmissverständlich kenntlich machen sollte-nämlich auf einen globalen weltenweiten Krieg. Dieser globale Krieg auch 1.Weltkrieg genannt brach im Jahre 1914 aus. Über das Jahr 1914 wird folgendes berichtet:
http://www.geo.de/GEO/allgemeine-themen ... 53631.html
Gewalt und Ausmaß des Ersten Weltkriegs sprengen alle Dimensionen vorheriger Konflikte und traumatisieren Millionen. Die Großmächte der Alten Welt gehen unter oder werden enorm geschwächt. Am Ende ist die alte Ordnung
Zu diesem Zeitpunkt erfüllte sich Psalm 2:1-12 u. 110:2:
Gott ist der Richter der Welt
1 Was soll das Toben der Völker? / Was soll ihr sinnloser Plan? 2 Die Großen der Welt lehnen sich auf, / verschwören sich gegen Jahwe. / Gegen seinen Messias gehen sie an: 3 "Los, wir zerreißen die Fessel, / befreien uns von ihrem Strick." 4 Doch der im Himmel thront, lacht, / der Herr lacht sie nur spöttisch aus. 5 Dann fährt er sie an in glühendem Zorn / und erschreckt sie durch heftige Wut: 6 "Ich habe den König gesalbt und geweiht", sagt er, / "hier auf dem Zion, meinem heiligen Berg!" 7 Nun will ich verkünden Jahwes Beschluss! / Er sagte zu mir: "Du bist mein Sohn! / Ich habe dich heute gezeugt. 8 Sprich mich nur an, und ich gebe dir Völker, / ja, die ganze Erde zu deinem Besitz! 9 Du wirst sie regieren mit eiserner Faust / und zerschmettern wie Töpfergeschirr." 10 Und nun, ihr Könige, kommt zur Vernunft! / Lasst euch warnen, Richter der Welt! 11 Unterwerft euch Jahwe und zittert vor ihm – und jubelt ihm zu! 12 Verehrt den Sohn, sonst wird er zornig / und bringt euch auf eurem Weg um, / denn sein Zorn erregt sich leicht! / Doch in seinem Schutz haben alle es gut!

1 Ein Psalm. Von David.So spricht Jahwe zu meinem Herrn: / "Setz dich zu meiner Rechten hin, / bis ich deine Feinde zum Schemel für dich mache, / auf den du deine Füße stellst. 2 Dich hat Jahwe zum König gemacht. / Von Zion aus herrsche über den Feind!
Zuletzt geändert von Hemul am Do 3. Mär 2016, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1758 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 3. Mär 2016, 11:48

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich hingegen denke ja gerade ganz anders.
Bisher verstehe ich aus Deinem Denken nur, dass man Nicht-Relativität dadurch ermöglicht, indem man grundsätzlich eigene Wahrnehmung als absolut setzt - also "Wahrnehmung = Entität".
NEIN! Das ist meine Haltung nicht im Geringsten.
Du verwechselst mich möglicherweise mit Thaddäus oder SilverBullet.

closs hat geschrieben:- Mit diesem Kniff hat man dieses Problem in der Tat formal in den Griff gekriegt. - Korrigiere mich, wenn Du eine andere Lösung hast und - vor allem - nenne sie konkret.
Diesen "Kniff" wende ich aber nicht an, er liegt mir gar nicht.
Ich korrigiere lediglich Deine falschen Schlussfolgerungen.
Du hast aus meinem "njet" zu Deinen Kniffen das Falsche geschlussfolgert.
Ich muss keineswegs eine andere Lösung finden, sondern es reicht, wenn ich Dein System als relativistisch entlarve.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Deine Setzung ist, nach Deiner Ausage, relativ.
Da Setzung eine Wahrnehmungs-Akt ist, ist sie keine absolute Aussage - korrekt. - Absolute Gültigkeit hätte diese Setzung dann, wenn diese relative Wahrnehmung etwas Absolutes zum Ausdruck bringt.
Nein! Denn der Begriff "absolut" ist - nach Deinen eigenen Setzungen für sämtliche begrifflichen Vorstellungen - nur ein aus der Wahrnehmung entsprungener.

closs hat geschrieben:Somit ist meine Aussage relativ, aber das durch diese Aussage Benannte ist DANN absolut, wenn diese relative Aussage korrekt ist.
Nein, gerade eben nicht. Die Vorstellung von "absolut" gibt es - innerhalb Deines Systems - ja nur auf der Wahrnehmungsebene.
Als "korrekt" beurteilt nur Deine persönliche Wahrnehmung etwas.

closs hat geschrieben:- Hui, wie kann Einfaches so kompliziert werden ... :)
Dein Versuch, Dein eigenes System zu überlisten, ist eben kompliziert. Komplziert und aufwendig.
Schau mal die Anzahl Deiner posts hier im Forum. Alles Versuche, Dein eigenes System zu überlisten.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du bist der Kronzeuge für "Alles ist relativ".
Du bist ein Meister darin, exakt das Gegenteil dessen herauszulesen, was man sagt.
Also, Du bist doh wohl nun nicht doof.
Du wirst doch noch wohl den Unterschied erfassen können, dass ich weiß, was du sagst, aber Brüche innerhalb Deines Systems aufzeige, also aufzeige, was aus Deinem System de facto folgt.

closs hat geschrieben:- Ich sage, dass jegliche Wahrnehmung relativ ist, um damit dem bewusstseinsmäßig Platz zu geben, was wirklich absolut sein könnte.
Und ich sage, dass Dein System alles, dem Du Platz bieten möchtest, als Nur-Wahrnehmung defiiniert hat.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Dazu gibt es aber eben Alternativen.
Unabhängig vom Status Quo: Es wäre sehr interessant, diese zu hören.
Du hast aber die Ohren nicht dafür.

Den Disput hatten wir am vergangenen Wochenende schon mal.
Da hattest Du diesen Widerspruch innerhalb Deines Systems sogar zugegeben, aber gemeint, es bliebe Dir nichts anderes übrig, weil man sich ansonsten auf rein naturalistische Forschung beschränken müsste.

Da sagte ich Dir auch schon, dass diese Alternative, die Du aufstellst, keine wirkliche Alternative ist, sondern dass es andere Alternativen gibt.
Und Du fragtest auch da, welche Alternative ich da sehe.
Und ich sagte: ich habe sie längst Dir oft angedeutet, Du fegst sie regelmäßig vom Tisch.
Und warum fegst Du sie vom Tisch?
Weil Du verknallt in Dein eigenes System bist, also ego-gefangen bist.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Do 3. Mär 2016, 12:20, insgesamt 1-mal geändert.

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#1759 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Do 3. Mär 2016, 11:53

SilverBullet hat geschrieben:Ich halte seine Aussage gerade hinaus für falsch.
Eben - und deshalb gehen wir von grundlegend anderen Voraussetzungen aus, welche sich in jeweils logischen, aber gegenseitig widersprüchlichen Begründungen ausdrücken.

SilverBullet hat geschrieben:Du kürzt es manchmal sinngemäss mit „Subjekt erkennt sich als Objekt“ ab, und soll wohl laut einigen philosophischen Ansichten „das einzig wirklich Verlässliche“ sein.
So ist es, da nur hier keine Differnenz zwischen Subjekt und Objekt ist.

SilverBullet hat geschrieben:Aus meiner Sicht geht dies nur durch die Feststellung des Unterschieds zur Wahrnehmung, also der Wahrnehmungsunabhängigkeit.
Genau diesen Unterschied kann aber nur per Definition festlegen - man kann ihn nicht primär empirisch nachweisen. - Sekundär geht es schon, wenn man als "empirisch" das definiert, was aufgrund einer Descartes ignorierenden Setzung als Empirie festlegbar ist.

SilverBullet hat geschrieben:damit das Subjekt sich als Objekt der Wirklichkeit erkennt, müsste eine Wahrnehmung für sich selbst, eine Wahrnehmungsunabhängigkeit feststellen.
NICHT dessen, was Du "Wirklichkeit" nennst (Du setzt es gleich mit "Res extensa"). - Beim Cogito sind Subjekt und Objekt beide Teil der Res cogitans - es ist der einzige Fall, bei dem das Objekt nicht die Schranke zu den Res extensa überschreitet.

Das Cogito bezieht sich dementsprechend NICHT auf Deine Arme oder Beine, die bereits Teil der Res extensa sind (sie könnten "externe" Vorstellung des Cogito sein).

SilverBullet hat geschrieben:Ich ziehe daraus nicht das Fazit, dass ein Subjekt nicht auch ein Objekt sein kann, sondern, dass es nicht die Wahrnehmung sein kann, die dies für sich selbst entscheidet.
Irgendwas stimmt da nicht. - Sowohl Augustinus als auch Descartes haben über das Sein gegrübelt und festgestellt, dass es nichts gibt, was nicht zweifelhaft ist. - Aus dieser Verzeiflung heraus haben sie dann gemerkt, dass es wenigstens EINES gibt, was zweiflellos real ist - nämlich der Zweifel des Ichs. - Dies kann die Cogitans-Wahrnehmung sehr wohl entscheiden.

SilverBullet hat geschrieben:ich habe ausdrücklich und mehrfach klar dargestellt, dass eine Wahrnehmung (aus meiner Sicht) niemals sagen kann, was Wirklichkeit ist, sondern entscheiden muss, was für sie Wirklichkeit sein soll.
Ja, das ist gut. - Also wäre auch aus Deiner Sicht die naturalistisch nachgewiesene Wirklichkeit "Es gibt den Mond" keine absolute Aussage, sondern eine Entscheidung - nicht wahr?

SilverBullet hat geschrieben:Es soll hier also ganz klar um eine Unterscheidung zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit gehen.
Ja - aber keine sichere Entscheidungs-Befähigung durch den Menschen.

SilverBullet hat geschrieben:Da hier eindeutig von „Ich setze voraus“ gesprochen wird, kann man ohne Probleme davon ausgehen, dass es sich nicht um einen Feststellungsablauf sondern um eine anfängliche Festlegung handelt.
Natürlich - das ist IMMER so.

Der kritische Rationalismus legt bspw. anfänglich fest, dass er die Welt methodisch behandelt, so wie sie uns erscheint. - Er setzt also unser Erscheinungs-Bild der Welt als "Wirklichkeit", innerhalb derer er sich auf die Erscheinungs-Arten beschränkt, die methodisch falsifizierbar sind. - Das ist keine Kritik meinerseits, sondern aus meiner Sicht sogar sehr erfreulich, weil damit Popper zeigt, dass er klar zwischen Philosophie und Methodik unterscheidet.

SilverBullet hat geschrieben:Das hat mit dem Mechanismus in der menschlichen Wahrnehmung zur Feststellung einer Wahrnehmungsunabhängigkeit nichts zu tun.
Doch - gerade damit hat es zu tun. - Denn die Feststellung einer Wahrnehmungsunabhängigkeit ist nur dann möglich, wenn man VORHER ein Wahrnehmungs-System setzt, das zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit unterscheidet.

SilverBullet hat geschrieben:Wie soll eine Wahrnehmung die Korrektheit dieser Aussage, als Wirklichkeit feststellen können?
Ohne Prämissen-Vorlauf gar nicht.

SilverBullet hat geschrieben:Auch hier in diesem Thread wurde (glaube ich) schon gesagt, dass man das christliche Welt (Bibel) nur verstehen kann, wenn man von vornherein die „Unterscheidung der Geister“ annimmt.
Ja, man muss dieses Problem kennen - aber es gibt niemanden, der von sich behaupten darf, dieses Problem für sich gelöst zu haben.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn also das christliche Weltbild die Wirklichkeit samt Schöpfung und Erlösungs-Eigen-Erkennungs-Strategie einfach festlegen möchte, dann widerspricht dies vollständig unserer Funktionsweise.
Nein, es entspricht unserer Funktionsweise - der kritische Rationalismus macht es prinzipiell nicht anders.

SilverBullet hat geschrieben:Die explizite Nichtbeachtung der „Unterscheidbarkeit zur Wahrnehmung“, schafft aus Sicht der Wahrnehmung sozusagen die Wirklichkeit ab => „Zweifel im Glauben“ (kennt vermutlich jeder Gläubige).
Du fasst hier die Summe Deiner Weltanschauung zusammen.

Die "Unterscheidbarkeit" ist entgegen Deinem Weltbild eine Erfindung des Menschen - pragmatisch sicherlich sinnvoll, aber philosophisch willkürlich. - Weiterhin schafft man bei Erkenntnis der Nicht-Unterscheidbarkeit nicht die Wirklichkeit ab, sondern macht sie erst frei von menschlichen Wahrnehmungs-Eingriffen.

Glaubens-Zweifel gibt es natürlich - aber nicht, weil hier das Christentum etwas falsch macht, sondern weil es es richtig macht. - Denn WENN man erkennt, dass man ständig auf die eigene Wahrnehmung zurückgeworfen bleibt, kann das Vertrauen in die Wirklichkeit, die "ist", jedoch nie wahrnehmungs-mäßig nie beherrscht werden kann, verloren gehen und zu Zweifeln führen.

JackSparrow
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#1760 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von JackSparrow » Do 3. Mär 2016, 12:05

closs hat geschrieben:Es ist schon ein Unterschied, ob das eigene Modell authentisch ist zu dem, was ist, oder auf Täuschung beruht.
Wenn alles Täuschung ist, gibt es kein authentisches Modell.

Entschieden wird durch die Realität selbst.
Und die Realität ist eine Täuschung. Demzufolge gibt es keinerlei Rettung.

Das Christentum beruht geradezu darauf, dass NICHT der Mensch der Maßstab ist.
Das Christentum beruht darauf, dass man einfach einen Übermenschen erfunden hat, der prinzipiell von niemandem kritisiert werden darf. Dann kann man nämlich jeden beliebigen menschlichen Maßstab durchsetzen, indem man einfach eine schöne Geschichte dazu bastelt. Und wie die Evangelien zeigen, muss die Geschichte nicht mal sonderlich kreativ sein.

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