Relativismuspoker

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#161 Re: Relativismuspoker

Beitrag von closs » Mo 9. Mai 2016, 17:27

sven23 hat geschrieben: warum forderst du dann ständig, sie müsse ihre Prämissen verändern?
WENN sie heoloinhaltlich-interpretierend in der Theologie mitreden will. - Außerdem soll sie ihre Prämissen nicht verändern, sondern erweitern, um beide relevanten Wirklichkeits-Möglichkeiten zu verarbeiten. - Wenn sie ihre Ergebnisse "methodische ERgebnisse "nennt, kann sie es lassen.

Pluto
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#162 Re: Relativismuspoker

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mai 2016, 17:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: warum forderst du dann ständig, sie müsse ihre Prämissen verändern?
WENN sie heoloinhaltlich-interpretierend in der Theologie mitreden will.
Was bedeutet "heoloinhaltlich" oder "holoinhaltlich"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#163 Re: Relativismuspoker

Beitrag von closs » Mo 9. Mai 2016, 17:49

Pluto hat geschrieben:Was bedeutet "heoloinhaltlich" oder "holoinhaltlich"?
:lol: Weiss ich nicht. - Mein Computer hat momentan die Eigenschaft, Buchstabenfolgen ziemlich beliebig einzubauen - außerdem baut er nur Buchstabe für Buchstabe auf, wenn ich schreibe. - Ich muss also einige Zeit warten, bis das erscheint, was ich eben schreibe.

Es soll heißen: "inhaltlich-interpretierend".

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Savonlinna
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#164 Re: Relativismuspoker

Beitrag von Savonlinna » Mo 9. Mai 2016, 18:51

sven23 hat geschrieben: Nur Ratzinger spricht noch von "wartenden Herrenworten" im AT.
Wo genau?

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#165 Re: Relativismuspoker

Beitrag von Savonlinna » Mo 9. Mai 2016, 19:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist in der Überzeugung geschrieben, daß 200 Jahre historisch-kritischer Jesusforschung und die in dieser Zeit enorm vermehrten Quellen zu Jesus und seiner Umwelt wichtige Erkenntnisse gebracht haben.
Da würde ich wirklich einmal gerne ein wichtiges Ergebnis hören - ehrlich. - Wissenschaftlich ist dies alles lohnend, weil jeglicher Erkenntnis-Erwerb lohnend ist - aber wo hier ein theologischer Nutzen sein soll, konnte ich bisher nicht entdecken.
sven, Du scheinst Dich mehr für die Jesus-Forschung zu interessieren, weniger für die heutige Erforschung der Bibeltexte, richtig?
Die Jesus-Forschung ist vermutlich wirklich eher ein Teilgebiet der Religionsgeschichte: man kann ja auch Buddhas Leben untersuchen und gleichzeitig Buddhas Lehre widerlich finden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Ein ganz anderer Snack ist, die Buddha-Texte selber zu untersuchen: das kann man so tun, dass man das Zustandekommen der Texte untersucht, Quellen und so weiter erforscht: ein Gebiet der Literaturwissenschaft. Man kann auch dabei Buddhas Texte widerlich finden.

Wenn ich aber das Wesen der Buddha-Lehre erfassen möchte, dann - so scheint mir mehr und mehr - ist auch das ein Gebiet, das die Wissenschaft beackern kann.
Dann aber ist es von entscheidender Bedeutung, ob man die Texte widerlich findet oder aber sie einen stark positiv beeinflusst haben.
Es müssen keine Maschinen seinn, die vor den Texten sitzen und ihre Beeinflussung ausknipsen: sondern sie könnten mitsamt ihrer Beeinflussung - inklusive Bejahung oder Ablehnung - wissenschaftliche Arbeit leisten.

Die Literatuwissenschaft ist voll davon. Wissenschaftler lieben entweder den Dichter X oder verachten ihn. Je nachdem pulen sie heraus, was ihnen daran gefällt bzw. das, was ihnen nicht gefällt.
Ihr Können erweist sich darin, dass sie trotz Antipathie gerecht zu sein vermögen bzw. trotz Sympathie gerecht zu sein vermögen.
Nur sehen sie auf der Basis ihrer jeweiligen Leidenschaft schärfer.

Dass ein Wissenschaftler sich tief in Buddhas Werk eingelassen haben muss, um die Texte dem Leser nahe zu bringen, ist eine Selbstverständlichkeit.
Das kann man nun auch auf die Theologie übertragen.
Vorher noch: Emil Staiger - Schweitzer Literaturwissenschaftler - hat mal gesagt, was er unter Literaturwissenschaft versteht, und das ist zu einem geflügeltem Wort geworden: "Begreifen, was einen ergreift".
Da also beginnt Wissenschaft: das herauszufinden und in Begriffssprache zu übersetzen, was einen intuitiv gepackt hat.

Wenn das also schon für Literaturwissenschaft gilt, dann gilt das auch für Theologie. Es muss eine Wissenschaft geben, die das untersucht und beschreibtt, was Millionien Gläubige ergriffen hat.

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#166 Re: Relativismuspoker

Beitrag von Münek » Di 10. Mai 2016, 09:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eben, und Theißen kommt ohne deine Prämissen von verschiedenen "Wirklichkeits-Realitäten" aus. Überleg mal, warum das so ist?
Weil er methodisch arbeitet und deshalb diszipliniert im Sinne seiner methodischen Wirklichkeit arbeitet.
Na also - geht doch. Mehr kann und will die Wissenschaft nicht. Punkt. Es wäre trotzdem für die hiesige Diskussion hilfreich, wenn Du Dich über die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung genauer informieren würdest. Deine diesbezüglichen Wissenslücken sind nicht zu übersehen.

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#167 Re: Relativismuspoker

Beitrag von closs » Di 10. Mai 2016, 10:08

Münek hat geschrieben:Es wäre trotzdem für die hiesige Diskussion hilfreich, wenn Du Dich über die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung genauer informieren würdest.
Du hast immer noch nicht kapiert, dass ich deshalb kritisch bin, WEIL ich schon selber historisch-kritisch gearbeitet habe.

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#168 Re: Relativismuspoker

Beitrag von sven23 » Di 10. Mai 2016, 10:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es wäre trotzdem für die hiesige Diskussion hilfreich, wenn Du Dich über die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung genauer informieren würdest.
Du hast immer noch nicht kapiert, dass ich deshalb kritisch bin, WEIL ich schon selber historisch-kritisch gearbeitet habe.
Gerade deshalb ist es um so unverständlicher, wenn du behauptest, die Forschung ginge von falschen/unzulässigen Prämissen aus.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#169 Re: Relativismuspoker

Beitrag von closs » Di 10. Mai 2016, 14:12

sven23 hat geschrieben:Gerade deshalb ist es um so unverständlicher, wenn du behauptest, die Forschung ginge von falschen/unzulässigen Prämissen aus.
Genau das sage ich nicht - und zwar von Anfang an sage ich das nicht. - Ich sage:

1.
Wenn HKM ausschließlich nicht-inhaltlich-interpretative Ergebnisse beisteuert wie etwa "Die Quelle stammt aus 80 - 120 n.Chr."/"Die Quelle ist aus Kleinasien"/"Der Verfasser hatte Hühneraugen"/"Der Verfasser schrieb unter dem Einfluss der Essener"/etc., ist es egal, ob Jesus nur ein Wanderprediger oder Messias/Gott war. - Dann sind ihre methodischen Prämissen goldrichtig. - So haben WIR damals HKM betrieben.

2.
Wenn HKM inhaltlich-interpretativ arbeiten will, muss sie den zweiten Fall, dass nämlich Jesus nicht nur ein x-beliebiger Wanderprediger, sondern auch Messias/Gott gewesen sein könnte, miteinbeziehen. Dann muss die methodische Prämisse "Wir können nur davon ausgehen, dass Jesus nur ein x-beliebiger Wanderprediger war" ergänzen durch eine zweite, separat durchzuspielende Prämisse ergänzt werden, dass er auch Messias/Gott gewesen sein könnte - weil beide Versionen historisch möglich sind. - Und weil die eine Version zu anderen Interpretationen führt als die andere - bei identischer Quellenlage.

Wie oft habe ich das eigentlich schon geschrieben? - Warum schreibst Du dann hier völlig undifferenziert, ich würde behaupten, die Forschung ginge von falschen/unzulässigen Prämissen aus?

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sven23
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#170 Re: Relativismuspoker

Beitrag von sven23 » Di 10. Mai 2016, 14:41

closs hat geschrieben: Wie oft habe ich das eigentlich schon geschrieben? - Warum schreibst Du dann hier völlig undifferenziert, ich würde behaupten, die Forschung ginge von falschen/unzulässigen Prämissen aus?
Weil es de facto darauf hinausläuft, dass du der Forschung vorwirfst, sie gehe von falschen/unzureichenden Prämissen aus. Deine Forderung ist doch seit jeher, dass die Forschung von der Prämisse ausgehen soll, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Natürlich mit dem Hintergedanken, dass sich dann schon die für closs passenden Ergebnisse einstellen mögen. (Aber selbst damit bekommst du die Naherwartung nicht weg)
Im übrigen kannst du davon ausgehen, dass in 200 Jahren historisch-kritischer Forschung so ziemlich alles durchgespielt und angedacht wurde, was du dir noch vorstellen kannst. Natürlich auch mit entsprechenden Irrungen und Wirrungen, wie Theißen betont.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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