closs hat geschrieben:üblich ist aber: "Es gibt nur mein Haus. - Nur das ist für mich intersubjektiv nachweisbar". - Und das ist dann schon Ideologie.
Dann ist es ein patt. Du behauptest, es gibt noch etwas anderes als das Haus. Das soll keine Ideologie sein, aber wenn jemand sagt, es gebe nur das Haus, dann schon? Sehr einfach und sehr passend, gell?
Tyrion hat geschrieben:Das macht doch niemand.
Doch - das ist die Nummer des PHILOSOPHISCHEN kritischen Rationalismus und all der daraus entspringenden philosophischen Richtungen, die heute dominieren. (Immer wieder: der METHODISCHE kritisch Rationalismus ist voll ok - das Problem ist, wenn man ihn zur Philosophie erhebt)
Wieviele sind das? Wie gesagt, ich bin Naturwissenschaftler. Philosophisch kritischer Rationalismus -ich gebe zu: kenne ich nicht. Oder nicht unter dem Begriff. Du scheinst dich davon verfolgt zu sehen - ist das nicht übertireben?
Aber so läuft es nicht. - Normalerweise wissen diejenigen, die sich selber zu Gott machen, gar nicht, dass es so ist.
Gibt es Menschen, die behaupten, allmächtig zu sein und Schöpfer von Universen zu sein (jenseits der Psychiatrie)? Wirklich? Oder heißt für dich "sich zu Gott machen" nur, sich frei entscheiden zu wollen? Mir fehlt da noch immer das Konkrete, was du damit meintst.
Es kommt drauf dann, ob man als Maßstab die "geistige Entität Gott" nimmt oder die geschilderte "Offenbarungs-Größe Gott".
Sage ich doch ständig. Beispiel Christentum: die "Offenbarungsgröße Gott" ist doch das, was ich als das christliche Gottesbild ansehe, das ich "der Schrift" entnehmen kann. Die geistige Entität Gott ist Gott, wie er/sie/es wirklich existiert, wenn diese Größe überhaupt existieren sollte. Letztere ist menschengemacht.
- Zudem ist zu beachten, dass es einen heilsgeschichtlichen Prozess der "Kirche" (= Gemeinde Jahwes/Gottes) vom AT ins NT hineingibt - da muss natürlich dann bestmöglichen Status nehmen.
Warum? Rosinenpickerei?!
- Denn: Auch Gottesbilder sind immer wieder satanisch kontaminiert. - Ist ziemlich einfach, wenn man "Gott" und "Gottes-Vorstellung" unterscheidet.
Das schreibe ich gefühlt bei jedem meiner Beiträge (der zweite Satz...), in denen ich mich kritisch äußere. Nur verstehen das die wenigsten Gläubigen, zumindest meinem Eindruck nach. Satanisch kontaminiert - nun, das ist wieder schräg. Die Bibel ist satanisch kontaminiert. Das würde sogar meine Einstellugn zur Bibel treffen - das Christentum sollte die Bibel von dem Bösen darin bereinigen. Macht es aber nicht, da Jahwe eben so sein soll wie er ist? Also böse? (Jahwe ist das Gottesbild, nicht Gott).
Alle Antworten dieser Art sind spekulativ - wobei "spekulativ" nicht den pejorativen Anstrich des 20. Jh. hat, sondern sich an die ursprüngliche Bedeutung hält:
"Spekulation (von lateinisch speculari = beobachten) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet" (wik).
Welche Erkenntnis kann man dann daraus gewinnen? Also doch Spekulation im heutigen Sinn...
Anders geht es nicht, da Gott als nicht-naturalistische Entität nicht naturalistisch-empirisch nachweisbar ist - prinzipiell nicht.
Das ist nicht das Problem. Was ist schon nachweisbar? Auch die Naturwissenschaften beweisen nichts. Aber es gibt die Möglichkeit, Plausibilität abzuschätzen. Leider wird die von "deiner Seite", was die Spekulation über Gott betrifft, willkürlich auf 100% gesetzt.
Tyrion hat geschrieben:Sie beschreiben Hoffnungen, sie vermuten, aber sie mischen sich in Dinge ein, von denen sie nichst verstehen (die Erde steht still, die Erde ist eine Scheibe, Evolution existiert nicht usw.).
Auch da solltest Du Dich erst mal am besten Fall orientieren - konkret: Die Theologien der großen Kirchen mischen sich nicht in Evolutions-Fragen ein.
Falsch. Sie mischen sich nicht mehr in Evolutionsfragen ein. Ein feiner, aber gewichtiger Unterschied. Und leider muss das nicht so bleiben. Ich hege starkes Misstrauen gegen die Aufrechterhaltung dieses in der Tat positiven Zeitgeistes, da es schnell zu Rückbesinnungen zu den "guten alten Zeiten" kommen kann, in denen lieber Geknebelt wurde als die Freie Rede zu erlauben.
Allerdings: Es wird sehr wohl für möglich gehalten, dass Gott sich unter Ausschaltung der Naturgesetze offenbart. - Das ist keine theologische Erwartung, sondern dem Umstand geschuldet, dass der Mensch mit seinem Vorstellungs-Horizont nicht zu bestimmen hat, was sein kann und was nicht sein kann.
Klar, sollte Gott existieren und sollte er die Naturgesetze einsetzen, ändern, aufheben können. Sollte, wenn und aber. Spekulation, nicht mehr und nicht weniger. Aber extrem unplausibel. Dieses Wesen hätte ca. 194000 Jahre lang geschwiegen, wäre dann kurz aktiv und würde nun seit ca. 2000 Jahren wieder schweigen. Seltsam...
Insofern NICHT, als dass sogar der Papst bekennt, nicht frei vom Satan zu sein - es ist also nicht nur Fremdbezichtigung, sondern auch Selbstbezichtigung. - "SündÃgkeit" (= Folge der Existenz Satans) wird theologisch nicht als Willensgröße, sondern als unvermeidbares Attribut des Menschen gesehen - und zwar ALLER Menschen.
Misanthropie?
Auch das stimmt nicht. - Die Früh-Aufklärung war eine christliche Veranstaltung. - Die Wissenschaften des Mittelalters wurden von Mönchen geführt.
Das hat andere Gründe - das lag an der Gesellschaftsstruktur. Außerhalb der Klostermauern war Wisseschat kaum möglich. Das Christentum hat damals Wissenschaft stark blockiert, teils verfolgt. Dass manche Mönche dennoch Erkenntnisse suchten, macht das nicht besser. Im Mittelalter war der Islam offener und hat einiges an Wissen erhalten. Das Mittelalter als Beispiel christlicher Aufklärung ist grotesk.
Das Problem kam erst, als sich "Aufklärung" in ein autonomes (= anthropozentrisches) Phänomen entwickelt hat.
Ach, die Opfer sind selbst schuld...
Die Urban Legend, dass ein die Aufklärung vertretener Galileo gegen eine aufklärungs-feindliche Kirche stand, war immer bösartig motiviert. - Das war in Wirklichkeit sehr viel differenzierter.
Letzteres sicherlich. Der fett markierte Teil macht dich aber unglaubwürdig und zeigt, dass du hier sehr einseitig bist. Seltsam, dass er öffentlich widerrufen musste, wenn es um diese Inhalte gar nicht ging. Ich weiß, seine "Dialoge" waren frech, provokant, ungeschickt. Trotzdem willst du jetzt nicht ernsthaft sagen, die Kirche und die Inquisition wollten Dinge wie das Heliozentrische Weltbild verbreiten, weil sie Aufklärung wollten? Ich früchte, hier wird es zu grotesk.
Es würde reichen, wenn beide Seiten sagen würden: "Es gibt sehr gute Gründe für mein Weltbild. Aber Du könntest recht haben".
Nein, das reicht nicht. Man muss auch gegenseitig hinterfragen dürfen, ob die Grüne gut sind. Das klappt auf Kirchenseite nicht so gut, dann kommt wieder der Dogmatismus durch.
Tyrion hat geschrieben:wenn ich abgewertet werde, weil ich die Möglichkeit einer geistigen Ebene nicht als Fakt, sondern nur als Möglichkeit annehme.
DANN wirst Du NICHT abgewertet. - Probleme gibt es dann, wenn Du ausschließt, dass es Gott als eigenständige trans-naturalistische Entität geben könnte - und dies auch noch "beweist"
Ich beweise nichts - und das macht kein Naturwissenschaftler. Dieser ewige Vorwurf ist ermüdend und unlauter (ich habe hier zigmal darauf hingewiesen - die immer gleichen Glaubensfanatiker packen ihn dennoch regelmäßig aus). Nein, ich werde auch dann abgewertet, wenn ich es "politisch korrekt" bzw. ehrlich ausdrücke (als Möglichkeit...).
Tyrion hat geschrieben:Genau so habe ich es auch den Naturwissenschaften gegenüber beschrieben. Irgendwie witzig... (bitte nicht falsch verstehen)
Das ist ok - das heisst schon mal, dass wir das Gleiche nicht gut finden. - Das ist mir viel wert. - Und Du erkennst jetzt, dass es diese Spiegelung gibt - auch viel wert.
Das mit dem Beweisvorwurf ist die gleiche Spiegelung - und sie ist wie gesagt unlauter, sie wird regelmäßig unterstellt, stimmt aber nicht.
Weil das dialektische Grundmuster von "gut" und "böse" eine tiefe philosophische Bedeutung hat, die von denen, die sich über Satan, etc. lustig machen, nicht verstanden wird, weshalb man sich entsprechend "aufgeklärt" fühlt.
"Satan" ist christliche Mythologie. Die philosophische Bedeutung von gut und böse ist kein christliches Alleinstellungsmerkmal. Der Zusammenhang passt also nicht.