Islam-- eine Religion des Friedens?

Politik und Weltgeschehen
closs
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#141 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 23. Feb 2015, 11:41

piscator hat geschrieben:Eigentlich müssen nicht wir den anscheinend westlichen friedlichen Moslems etwas erklären, sondern diese uns.
Finde ich unrealistisch. - Stell Dir mal vor, Du lebst in den USA oder Russland und musst Dich von den Kreuzzügen des Mittelalters distanzieren - da käme keiner von sich aus drauf. - Warum sollten sich friedliche Bürger eines Staats (oft Bürger dieses Staats) für Randalierer wo ganz wo anders rechtfertigen, nur weil diese im Namen ihrer Religion randalieren?

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Scrypt0n
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#142 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Scrypt0n » Mo 23. Feb 2015, 12:01

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: wie es geschrieben steht
Aus Erfahrungen mit biblisch reduktiven Leseweisen bleibe ich hier sehr skeptisch - da müsste man die Theologie(n) kennen.
Kenne ich; er vielleicht auch. Du nicht?

closs hat geschrieben:Es KANN sein, dass Du recht hast
Hat er.

closs hat geschrieben:Möglicherweise gibt es aber muslimische Theologien, die diese Vorschriften selbst relativieren.
Sofern die Inhalte des Korans dabei nicht abgelehnt werden, ist das nicht möglich.
Welcher muslimische Theologe würde den Koran ablehnen/relativieren?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dann grabe sie aus, und zeige sie
Ich höre sie ständig (TV) und lese ständig von ihnen (ZEIT).
Solche kommen da nicht vor, da das behaupten, was du behauptest.
Rede bitte keinen solchen Stuss...

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#143 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von piscator » Mo 23. Feb 2015, 12:42

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Eigentlich müssen nicht wir den anscheinend westlichen friedlichen Moslems etwas erklären, sondern diese uns.
Finde ich unrealistisch. - Stell Dir mal vor, Du lebst in den USA oder Russland und musst Dich von den Kreuzzügen des Mittelalters distanzieren - da käme keiner von sich aus drauf. - Warum sollten sich friedliche Bürger eines Staats (oft Bürger dieses Staats) für Randalierer wo ganz wo anders rechtfertigen, nur weil diese im Namen ihrer Religion randalieren?
Zum einen sind die Kreuzzüge längst vorbei und Teil der Geschichte, zum anderen sind weder die Saudis noch die Indonesier Randalierer. Die Scharia ist dort Staatsdoktrin bzw. Teil der Verfassung. Und da sind hiesige Moslems sehr wohl in der Pflicht, den schließlich sind sie auch hier Teil der Umma.
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closs
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#144 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 23. Feb 2015, 12:57

piscator hat geschrieben: Die Scharia ist dort Staatsdoktrin bzw. Teil der Verfassung.
Ein souveräner Staat kann das machen, wie er will. - Man kann ja anderer Meinung sein. - Solange wir darauf bestehen, dass unser souveräner Staat anders konstituiert ist, sehe ich da kein großes Problem. - Wir können woanders nicht auf unsere Prinzipien bestehen.

piscator hat geschrieben:Und da sind hiesige Moslems sehr wohl in der Pflicht, den schließlich sind sie auch hier Teil der Umma.
Was stört uns das, solange sie sich an UNSERE Gesetze halten, solange sie bei uns sind?

Scrypt0n hat geschrieben:Solche kommen da nicht vor, da das behaupten, was du behauptest.
Da kommt seit Wochen und Monaten eine nach der anderen Talkshow und ein nach dem anderen Artikel zum Thema "Islam" - und Du beschließt: "Ätsch - ist nicht so". - Was soll das denn?

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#145 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Scrypt0n » Mo 23. Feb 2015, 12:59

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Solche kommen da nicht vor, da das behaupten, was du behauptest.
Da kommt seit Wochen und Monaten eine nach der anderen Talkshow und ein nach dem anderen Artikel zum Thema "Islam"
Aber keiner jener Islam-Gelehrten gibt diesen Stuss wieder, den du hier behauptest!

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Und da sind hiesige Moslems sehr wohl in der Pflicht, den schließlich sind sie auch hier Teil der Umma.
Was stört uns das, solange sie sich an UNSERE Gesetze halten, solange sie bei uns sind?
Mal dein Gedächtnis auffrischen:
Nach einer Studie des Jugendforscher Wilhelm Heitmeyer waren bzw. sind mehr als ein Drittel der befragten muslimischen Jugendlichen zu physischer Gewalt gegen Ungläubige bereit - und zwar hier in Deutschland! Diese Ergebnisse zeigen, dass offensichtlich Imame und Islamlehrer in Deutschland weiterhin den gewaltorientierten Islam propagieren.

Auch die Studie vom Soziologen, Islamwissenschaftler und Religionspädagoge Mouhanad Khorchide über die islamistische Haltung von muslimischen Religionslehrern in Österreich sollte manchen die Augen öffnen. Danach lehnt rund ein Drittel der Islam-Lehrer die rechtsstaatlichen Prinzipien ab, etwa ein Fünftel hält Islam und Demokratie für unvereinbar und plädiert für Todesstrafe bei Konversionen von Muslimen. Einfach die gewalthaltigen Teile des Islam in Lehre und Geschichte auszublenden, läuft auf eine Täuschung hinaus.

closs hat geschrieben:Möglicherweise gibt es aber muslimische Theologien, die diese Vorschriften selbst relativieren.
Sofern die Inhalte des Korans dabei nicht abgelehnt werden, ist das nicht möglich.
Welcher muslimische Theologe würde den Koran ablehnen/relativieren?

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#146 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » Mo 23. Feb 2015, 13:12

closs hat geschrieben:Oder denke an Friedrich II (Staufer), der sich sehr zur Wissenschaft des Islam hingezogen gefühlt hat und (als Christ!) bei den Arabern mehr Freunde hatte als bei den Christen.
Das ist nicht verwunderlich.
Es gab eine Zeit von ca. 800-1100 , da galt Bagdhad als die Hauptstadt der Denker der damaligen Zeit. Zu jener Zeit wurden z. Bsp. hunderte Sterne benannt, die heute noch arabische Namen tragen. Dann kam der ultrakonservative Mufti Hamid Al-Ghazali an die Macht, und erklärte den Islam (in seiner strengen Form) zur Staatsreligion.
- Irgendwie schreibt hier irgendwas nach Differenzierung.
Die Islamisierung (Einführung der Thoeokratie) war das Ende der Blütezeit Bagdhads.

Und vor allem: Ich finde es unmöglich und sogar gefährlich, wenn WIR den westlichen Moslems erzählen, dass ihr Islam "verwaschen" ist.
Gibt es ein besseres Wort, um die risige Kluft zu umschreiben, zwischen fundamentalistisch orientierten Ländern wie Saudi Arabien, Indonesien oder Brunei und den Aussagen der deutschstämmigen Moslems?

Damit sagen wir entweder "Dann werdet mal gescheite Moslems und somit hard core", oder wir sagen ihnen "Ihr seid Luschen" - beides kommt nicht gut an. Der Beleidigungs-Schwall, der in den letzten Monaten von westlich-arroganten Schlaumeiern über den friedlichen Islam gekommen ist, ist kontraproduktiv für ein friedliches Zusammenleben.
Man muss aber auch akzeptieren, dass es drei Formen gibt: den djihadistischen, den normalen, und den europäische geprägten (weichgespülten) Islam. Du willst aber immer nur letztere Strömung erkennen, und diese ist eine unbedeutende Minderheit, wenn man den Islam weltweit betrachtet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#147 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von piscator » Mo 23. Feb 2015, 13:21

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben: Die Scharia ist dort Staatsdoktrin bzw. Teil der Verfassung.
Ein souveräner Staat kann das machen, wie er will. - Man kann ja anderer Meinung sein. - Solange wir darauf bestehen, dass unser souveräner Staat anders konstituiert ist, sehe ich da kein großes Problem. - Wir können woanders nicht auf unsere Prinzipien bestehen.
Das das können wir und das müssen wir auch, sonst sind wir unglaubwürdig. Wenn bei den Saudis Kritiker ausgepeitscht und dabei umberacht werden und Frauen nicht mal das Haus ohne männliche Begleitung verlassen dürfen, geht und uns das sehr wohl etwas an. Erkläre doch mal einem deutschen Moslem hier, warum wir geschäftliche Beziehungen mit den Saudis pflegen, obwohl die sich völlig konträr zu den Menschenrechten stellen, er hier aber auf dem Gehweg kein Schaf schächten darf und seine Söhne nicht beschneiden soll.
Was stört uns das, solange sie sich an UNSERE Gesetze halten, solange sie bei uns sind?
Man muss nicht offen gegen Gesetze verstoßen, es genügt schon, wenn man unsere Werte nicht achtet, ablehnt oder diese schmäht.
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#148 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 23. Feb 2015, 14:23

Scrypt0n hat geschrieben:Aber keiner jener Islam-Gelehrten gibt diesen Stuss wieder, den du hier behauptest!
Man hört in den Medien regelmäßig von Islam-Gelehrten, dass es unter den unterschiedlichen islamischen "Konfessionen" friedliche gibt, die Gewalt gegen Andersgläubige als un-islamisch verstehen.

Scrypt0n hat geschrieben:Nach einer Studie des Jugendforscher Wilhelm Heitmeyer waren bzw. sind mehr als ein Drittel der befragten muslimischen Jugendlichen zu physischer Gewalt gegen Ungläubige bereit
Warum tun sie's dann nicht? Ist das wieder mal so ein Fall, bei dem irgendwas rausgepickt wird? - Guck mal unter "Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" nach - da erkennst Du Heitmeyers General-Ansatz.

Scrypt0n hat geschrieben:Welcher muslimische Theologe würde den Koran ablehnen/relativieren?
Meinst Du, dass ein Theologe seine eigene Religion ablehnt? - Nein, er deutet seine Religion - und das scheint so auch im Islam der Fall zu sein. - Daraus entspringen unterschiedliche Konfessionen.

Ich sehe nah wie vor in solchen Diskussionen die Gefahr der Militarisierung friedlicher Moslems bei uns - wenn wir denen noch eine Zeitlang nachrufen "Na, Ihr Softies, jetzt macht mal richtig auf Islam" werden irgendwann sämtliche Tischtücher zerschnitten und sie machen dann wirklich auf Islam. - Und dann werden Leute wie Du sagen: "Wir haben's doch gewusst" - self fulfillung prophecy pur.

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#149 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Scrypt0n » Mo 23. Feb 2015, 14:26

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Aber keiner jener Islam-Gelehrten gibt diesen Stuss wieder, den du hier behauptest!
Man hört in den Medien regelmäßig von Islam-Gelehrten, dass es unter den unterschiedlichen islamischen "Konfessionen" friedliche gibt, die Gewalt gegen Andersgläubige als un-islamisch verstehen.
Man hört in den Medien aber nie eine Begründung dafür; eine Außeinandersetzung mit den hunderten Gewaltaufrufen im ganzen Koran gibt es nicht.
Wenn der Koran sowie Mohammed "un-islamisch" sein soll, ist das schlichter Unsinn.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Nach einer Studie des Jugendforscher Wilhelm Heitmeyer waren bzw. sind mehr als ein Drittel der befragten muslimischen Jugendlichen zu physischer Gewalt gegen Ungläubige bereit
Warum tun sie's dann nicht?
Diese Frage kannst du ihnen gerne stellen.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Welcher muslimische Theologe würde den Koran ablehnen/relativieren?
Meinst Du, dass ein Theologe seine eigene Religion ablehnt? - Nein, er deutet seine Religion
Er deuted sie aber niemals so, wie du es tust; denn deine Position kannst weder du begründen, noch ein anderer.

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#150 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 23. Feb 2015, 14:30

Pluto hat geschrieben:Dann kam der ultrakonservative Mufti Hamid Al-Ghazali an die Macht, und erklärte den Islam (in seiner strengen Form) zur Staatsreligion.
Friedrich war mehr im muslimischen Sizilien, Süditalien, Nordafrika und dem mittelmeer-nahem Nahost unterwegs.

Pluto hat geschrieben:Gibt es ein besseres Wort, um die risige Kluft zu umschreiben, zwischen fundamentalistisch orientierten Ländern wie Saudi Arabien, Indonesien oder Brunei und den Aussagen der deutschstämmigen Moslems?
Man könnte auch vom humanistisch geprägten und extremistisch geprägten Islam sprechen - es gibt halt verschiedene Konfessionen.

Pluto hat geschrieben: Du willst aber immer nur letztere Strömung erkennen, und diese ist eine unbedeutende Minderheit, wenn man den Islam weltweit betrachtet.
Schwerpunkt-mäßig ja, weil mich das Verhältnis Islam und Deutschland/Europa interessiert. - Dass man bei einem Islam-Studium Unterschiede zwischen Saudi Arabien, Indonesien und Bosnien Herzegowina kennenlernt, ist auch klar. - Ich wehre mich nur gegen den Eindruck, der ISIS-Islam sei DER wahre Islam und alles andere mehr oder weniger weiche Ableitungen davon. - Es ist ungehörig, wenn wir den Moslems UNSEREN Bezugspunkt (die Schlimmsten = Bezugspunkt) aufdrängen - das ist echt arrogant.

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