Alles Teufelszeug? VI

2Lena
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#1321 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von 2Lena » Fr 11. Aug 2017, 09:02

Hallo fin,
ist nur ein Denken in "Schalbrettern".

Münek hat geschrieben:Richtig - deshalb heißt es in der Exegese niemals, es WAR so, sondern es KÖNNTE so gewesen sein - mit entsprechenden Abstufungen der Wahrscheinlichkeit.
Du hast etwas verstanden, so manche Teile aber nicht.

Kannst du die Vergangenheit ändern?
Die müsste eigentlich als Ereignis stehen bleiben.


Bei der Dichtkunst der Bibel (Erzählform Vergangenheit = Zukunft / Soll) ergibt sich die "Auslegung". Darin entwickeln sich verschiedene Gesetze.

Mose sah einen brennenden Dornbusch. Wie lodert der Schmerz in so mancher Brust!
Wie es sein soll, schrieb er mit den gleichen Worten: In jedem brennt ein Ideal, sei vorsichtig, denn es sticht - oder es kann auch schön sein, vielleicht auch eingehen.

Wir verstanden die Art der Dichtkunst nicht. Anders war das im arabischsprachigen Raum, auf dem die Methode wegen der Ähnlichkeiten der Sprache fortgeführt wurde. Man findet dort (gefunden in einem Link, der Arabisch erklärt, hab es leider irgendwo wieder verloren) eine "historische" Geschichtserzählung. Ein Herrscher starb, verbrannt im Palast. Das Jahr wurde nicht genannt. Es ergab sich aus der "Erzählung", indem die Wörter Zahlen enthielten.

Wenn man das weiß, ändert sich die Gegenwart, die Zukunft damit auch.
Wie sich das auch auf die Vergangenheit auswirkt, kann ich (noch) nicht sagen ...

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sven23
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#1322 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 11. Aug 2017, 09:10

fin hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Kompliment - das war ein super Beitrag. :clap:

Danke! Ich denke, mit obigen Zeilen können wie alle Bultmannversteher (sven23, Münek, Thaddäus, ... ) in Schach halten und wenn nötig auch Schachmatt setzen - wir sind also wieder Freunde :D
Bitte zurücktreten, ich muss gleich kotzen. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#1323 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 11. Aug 2017, 09:12

Thaddäus hat geschrieben: Alles weitere diskutiere mit Markus Gabriel. Der mailt dir sicherlich zurück, wenn du ihn freundlich anmailst.
Das hat closs noch nie getan und wird es auch vermutlich nie machen. So kann er sich die Illusion bewahren, den Autor besser zu verstehen als der Autor sich selber. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1324 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 11. Aug 2017, 10:17

Münek hat geschrieben:Was Jesus nach den Quellen gedacht, gesagt und dem Volk verkündet hat, ist KEINE geistige = Glaubensfrage, sondern eine ausschließlich HISTORISCHE Frage.
"Historisch" ist sie in beiden Fällen - Du meinst wahrscheinlich "historisch-kritisch". - Außerdem ist die Gleichung "geistig=Galubensfrage" falsch. - Also schon zwei Fehler.

Im übrigen hast Du recht: Wenn man die Rezeption fragt, was Jesus gedacht hat, ist das eine vorwiegend historisch-kritische Frage - darüber steht die Frage: Ist das, was die Rezeption denkt, das, was Jesus gedacht hat.

Münek hat geschrieben:Also stellen die Evangelien die EINZIGE Erkenntnisquelle dar.
Prinzipiell richtig - das ist die alternativlose Ausgangslage.

Münek hat geschrieben:Nach Auffassung der neutestamentlichen Wissenschaft sind Jesu überlieferte Aussagen seiner zentralen Botschaft authentisch.
Das Wort "neutestamentarische Wissenschaft" ist missverständlich, weil Du damit nicht die Wissenschaften meinst, die sich mit dem NT beschäftigen, sondern eine davon, nämlich die historisch-kritische Wissenschaft. - Also auch hier eine Begriffs-Verschleifung.

Ansonsten: Ja - die HKM kann zu diesem Ergebnis kommen, weil sie Rezeptions-Forschung ist. - Hier geht es aber darum, was Jesus selber gedacht hat.

Münek hat geschrieben: Bekomme ich diese auf Nachfrage nicht, halte ich die entsprechende Behauptung für falsch.
Das ist ein Kollateral-Schaden des Kritischen-Rationalismus: Ich halte mich an dessen Regeln und mach anderen Arbeit, statt geistig in die Sache selber einzutauchen - damit werden viel Ressourcen verschwendet.

Münek hat geschrieben:Die Frage ist doch wohl, wie kriegt Ratzinger das zusammen?
Wie ER das zusammenkriegt, wird nicht sein Problem sein - hier geht es darum, dass Leute, die wadenbeißend über Ratzinger sprechen, sich selber verpflichten sollten, sich vorher anspruchsvoll schlau zu machen. - ICH weiß grob die Antwort ("grob" reicht schon), IHR offensichtlich nicht.

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#1325 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Hemul » Fr 11. Aug 2017, 10:30

Thaddäus hat geschrieben:Wie wäre es mit einem Theologiestudium, lieber Hemul, da wirst du zu allen diesen Punkten eine Menge erfahren ... Man ist nie zu alt ... :wave:
Der ist gut-den kannte ich wirklich noch nicht. :lol: :lol: :lol: :lol: Werde gleich am 4. Silvester nach Bonifatius damit anfangen. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#1326 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 11. Aug 2017, 10:32

closs hat geschrieben: Im übrigen hast Du recht: Wenn man die Rezeption fragt, was Jesus gedacht hat, ist das eine vorwiegend historisch-kritische Frage - darüber steht die Frage: Ist das, was die Rezeption denkt, das, was Jesus gedacht hat.
Diese Frage hat die Forschung doch schön längst umfassend beantwortet.
Was der jüdiche Wanderprediger wollte und glaubenstechnisch "dachte", ist grundverschieden von der späteren, posthumen, christlichen Rezeption. Es ist doch gerade das Verdienst der Forschung, dass sie diesen Unterschied herausgearbeitet haben.
Kanoniker haben diesen Anspruch gar nicht. Sie halten die Schriften für göttlich inspiriert und irrtumsfrei und in diesem eigenen Selbstverständnis können sie die Texte gar nicht kritisch hinterfragen. Spätere Veränderungen und Fälschungen interessieren sie nicht.
Sie können sogar behaupten, Gott bediene sich der Fälscher, um seinen Willen durchzusetzen. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1327 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 11. Aug 2017, 10:46

sven23 hat geschrieben:Wertneutral kann man sagen: Historie vs. Legende oder Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik.
Nee - kann man bei einem gewissen Selbstanspruch nicht - aber "können" tut man es natürlich.

sven23 hat geschrieben:denn wie die großkirchlichen Glaubensdogmatiker willst du gar nicht unterscheiden zwichen authentischen Jesusworten und Worten, die ihm nachträglich in den Mund gelegt wurden.
Es war von "Theologie" die Rede - "Dogmatik" ist nur ein Teil davon.

Die Theologie hat gute Gründe, zwischen das Original nicht nur über Rezeptionen zu befragen - die Theologie ist ausschließlich am Original interessiert, weshalb sie hermeneutisch vorgeht. - Es ist einfach ein anderer Weg.

sven23 hat geschrieben:Die Befundlage ist aber eine andere.
Hier irrelevant. - Hier geht es darum, dass die HKM GRUNDSÄTZLICH nicht zum historischen ERgebnis kommen könnte, das Jesus göttlich ist, selbst wenn alle Quellen dafür sprechen würden.

sven23 hat geschrieben:Die Wissenschaft kann auch nicht zum Ergebnis kommen, dass Pumuckel das Universum erschaffen hat, auch wenn es eine historische Tatsäche wäre.
Ein zwar albernes Beispiel, aber vom Kern richtig: Du sagst hiermit selber, dass die historisch-kritische Wissenschaft Historizität nicht feststellen kann, wenn es gegen die Grundlagen ihrer Methodik geht - genau mein Punkt.

sven23 hat geschrieben:Dann nenne uns doch mal wenigstens einen kritischen kanonischen Beitrag, der nicht seine eigene Setzung bestätigt findet.
Nenne mir einen historisch-kritischen Beitrag, der gegen die Grundlagen der HKM verstößt? - Natürlich gibt es beides nicht. - Die einen forscher unter dieser Prämisse, die anderen unter jener.

sven23 hat geschrieben:Eine Wissenschaft, die etwas prinzipiell nicht falsifizierbares voraussetzt, ist keine Wissenschaft mehr.
Die Aussage "Jesus ist nur Mensch" ist auch nicht falsifizierbar - was soll das? - Gewöhne Dich doch mal dran, dass "Wissenschaft" ein Verfahren ist, das in sich nachvollziehbar ist und strengen Regeln zu gehorchen hat - das hat mit den Grundlagen einer Fragestellung nichts zu tun. - Du verwechselst immer und immer und immer wieder
a)"Voraussetzung einer Fragestellung" und
b) "Art der Bearbeitung"
Nur b) ist Wissenschaft.

sven23 hat geschrieben:Dann schreib doch mal Theißen, dass seine Forschung auf Zirkelschlüssen basiert
Nein - das ist doch DEINE Behauptung, selbst wenn Du sie nicht auf Theißen anwendest.

sven23 hat geschrieben:und er sich zu "geistigen Fragen" gar nicht äußern darf.
Er weiß nachweisbar, dass er die Grenzen seiner Methodik kennt, und zieht damit selber Konsequenzen (HKM = methodische Ergebnisse).

sven23 hat geschrieben:Clossens alter Trick ist es, die Beweislast oder Erklärungsnot auf andere abzuwälzen.
Gar nicht - Ihr sollt lernen, nicht nur flach-kritisch nachzufragen, sondern die Sinnhaftigkeit Eurer Fragen selber anspruchsvoll zu erläutern - ein einfaches "Der muss doof sein" reicht bei weitem nicht.

sven23 hat geschrieben:in Wirklichkeit meine der Zitatengeber etwas ganz anderes und closs erklärt dir dann, wie es wirklich zu verstehen ist.
Das kommt in der Tat gelegentlich vor - wenn ich hier etwas im Forum gelernt habe, ist es, wie man an sich klare Aussagen ideologisch in ihren Bedeutungen auf den Kopf stellen kann. - Konkret: Wenn Ihr Ratzinger kritisieren wollt, müsst Ihr erstmal IHN verstehen - und nicht nur Euch.

fin hat geschrieben: wir sind also wieder Freunde
Gerne - wenn Du mir nur mal zukommen lassen könntest, wo Du überhaupt stehst - sehr heterogen und sehr schwer ortbar.

sven23 hat geschrieben:Das hat closs noch nie getan und wird es auch vermutlich nie machen.
Naja - immerhin habe ich seinen Vortrag gehört. - Und vielleicht mache ich es auch mal.

sven23 hat geschrieben:. So kann er sich die Illusion bewahren, den Autor besser zu verstehen als der Autor sich selber.
Darum geht es nicht - es geht nicht darum, ihn besser zu verstehen als er selbst. - Ich würde ihn fragen, was eigentlich die Grundlage seiner ansonsten sehr eingängigen SChilderungen ist - so ein Mail ist schnell geschickt, keine Frage.

Hintergrund: Bei Euch sowieso, inzwischen auch bei Thaddäus und verdachtsweise bei Gabriel habe ich den Eindruck, dass erst ab einem Punkt x an begonnen wird zu denken. - Danach folgen im besten Fall (durchaus Thaddäus) brillante Argumente innerhalb dieses Systems, das man ab Punkt x aufgebaut hat - aber man fragt NICHT nach dem, was VOR Punkt x zu fragen wäre, wenn man Philosoph sein will.

Und da frage ich jetzt mich: Warum ist das auffallend oft so? - Weil ich es nicht sehe (kann sein, aber unwahrscheinlich) oder weil dahinter ein latenter Materialismus steht, der sich dann nach vorne soft verkauft? Momentan meine Vermutung. - Das hätte ich gerne mit Thaddäus besprochen, aber sie lässt sich nicht aus ihrem gewählten System ab Punkt x herauslocken.

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#1328 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 11. Aug 2017, 10:48

sven23 hat geschrieben:Diese Frage hat die Forschung doch schön längst umfassend beantwortet.
Das ist nun wirklich ein handwerklicher Zirkelschluss.

Vorausgesetzt, dass Du mit "Forschung" die "historisch-kritische Forschung" meinst, sagst Du damit, dass die HKM die Frage an die HKM "Kann Eure Methodik dies eigentlich schultern?" SELBST beantwortet "Ja - können wir - diese Frage ist von UNS längst beantwortet". :lol:

Hemul
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#1329 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Hemul » Fr 11. Aug 2017, 10:55

Mit eigener Setzung-sprich dem Aufstellen eigener erdachter Normen-lässt sich so manches verbiegen aber auch arg verformen.
Wie man das bei clössken - Müneki aber auch an sveni hier laufend sieht-kommt am Ende aber fast immer heraus nur Schiet.
Spätestens bei Teufelszeug 6o94 erkennt man dann empört-schade um die verlorene Zeit-hätten wir doch nur auf Hemul gehört.
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1330 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Fr 11. Aug 2017, 11:04

closs hat geschrieben:Vorausgesetzt, dass Du mit "Forschung" die "historisch-kritische Forschung" meinst, sagst Du damit, dass die HKM die Frage an die HKM "Kann Eure Methodik dies eigentlich schultern?" SELBST beantwortet "Ja - können wir - diese Frage ist von UNS längst beantwortet". :lol:
Aber die HKM beantwortet diese Frage doch gar nicht. Sie präsentiert lediglich ihre Forschungsergebnisse.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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