sven23 hat geschrieben:Nun scheint es ja in der Tat so zu sein, daß hauptsächlich Frauen von Esoterik befallen werden können.
Angeblich sollen bis zu 90% der Esoteriker Frauen sein und die Gruppe ab 45 Jahren ist besonders gefährdet.
Was könnten die Gründe sein? Genetik, Erziehung, Midlife-Crisis, zu viel Zeit und nicht ausgelastet oder sonstige Gründe?
Frauen ab 45 sind ja typischerweise die Mütter, deren Kinder so langsam erwachsen sind, also durchaus Frauen, die sich nach einer neuen Tätigkeit umsehen. Ebenso ist 45 ein Alter, wo so langsam die ersten Bresten auftauchen, das heisst, das Erhalten und Pflegen der Gesundheit wird wichtiger. Bresten treten durchaus auch bei Männern in den Vierzigern auf, aber Männer neigen dazu, dies eher zu ignorieren, die schlucken dann einfach ne Pille und noch ne Pille und tun so, als ob der Schmerz nicht da wär. Was ein Grund dafür sein könnte, dass Männer eine deutlich niedrigere Lebenserwartung haben als Frauen.
Frauen, besonders Mütter, werden natürlich auch mehr mit existenziellen Themen wie Geburt und Tod konfrontiert. Es sind nach wie vor Frauen, die Kinder bekommen, und meist Frauen, die Alte und Kranke pflegen. An einem Totenbett sitzend, lassen sich vielleicht atheistische Positionen nicht mehr so leicht aufrecht erhalten...
Genetik kann kaum der Grund sein, die ändert sich schliesslich nicht im Lauf der Zeit. Man hat zeit seines Lebens dieselben Gene, auch wenn sich bei den epigenetischen Markern Veränderungen ergeben können.
Die Beschäftigung mit sich selbst paßt ja auch ganz gut in die zunehmende Individualisierung und Vereinzelung unserer Gesellschaft. Das Wegbrechen von religiöser Autorität scheint bei vielen ein Vakuum zu hinterlassen, das irgendwie gefüllt werden muß.
in der Tat, es gibt ein Vakuum und es gibt ein echtes Bedürfnis nach Spiritualität, also nach einem sinnvollen Leben.
Ich sehe auch keinen Grund, warum dieses Bedürfnis ridikülisiert werden sollte, oder klein geredet werden sollte. Es ist nun mal da, es findet seinen Weg immer wieder, es ist kein Zeichen für Schwäche sondern genauso wichtig wie das Bedürfnis nach Atmen und Wasser trinken und Essen und Kuscheln.
Seien wir doch froh, dass die Aufklärung und weg von der Einheitsreligion gebracht hat hin zu individuellen Formen von Spiritualität, die jeder nach eigener Fasson leben kann. Wozu auch gehört, die Freiheit zu einem atheistischen oder agnostischen Bekenntnis zu haben.
grüsse, barbara