Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#1061 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 18:15

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum kannst du es nicht als Vermutung formulieren?
Weil das keiner macht - ein Naturwissenschaftler sagt auch nicht: "Ich vermute, dass sich die Erde um die Sonne dreht, weil ich nicht weiss, ob meine Sinne/Messungen trügen oder nicht".
Sorry, lieber closs, aber so was kommt in wissenschaftlichen Diskussionen schlicht NICHT vor.

Geh' mal auf einen naturwissenschaftlichen Kongress und höre dir mal die Aussagen der Vortragenden an.
Du wirst darin keine einzige Behauptung finden. Das Wort "ist" ist in diesen Kreisen verpöhnt, denn jeder dort weiß genau, dass er auch irren könnte.
Wenn es sich um Experimente handelt, wirst du hören, "So-und-so hat herausgefunden, dass...", oder man sagt, "Aus unseren Überlegungen schließen wir, dass...", oder "Wir vermuten, dass..."
Mit einem Wort, ein Wissenschaftler behauptet NICHTS, sondern lässt immer einen Teil Ungewissheit in seinen Aussagen.

Bestes Beispiel dafür ist die 2009 angeblich entdeckten Überlicht-Neutrinos. Da hieß es "Gemäß unseren Messungen, scheinen Neutrinos unter gewissen Umständen sich schneller als Licht zu bewegen". Zum glück hat da Keiner was von Gewissheit gesagt, denn die Messungen stellten sich als falsch heraus und bestätigten wieder einmal die Richtigkeit von Einsteins Modell-Vorstellungen.

Woran wir erkennen können, dass die Wissenschaft eine Entdeckerin der Wirklichkeit ist. Neue Heilmittel in der Medizin oder hilfreiche Technik sind für mich eine Gnade, ebenso Kunst, ein gutes Buch, Musik oder "Religion". All das weitet und veredelt die menschliche Seele.
Ich freue mich über alles, was den Fortschritt der Menschheit bewirkt. Es braucht materiellen(äußeren) und geistigen(inneren) Fortschritt. Weshalb trennen wir, was offensichtlich zusammen gehört?
Die Religion darf nicht gegen die Wissenschaft arbeiten (wie im Mittelalter), aber sie kann diese ergänzen. Andererseits ist auch eine spirituelle Perspektive wichtig, sonst landen wir im Sumpf des Materialismus.
Zuletzt geändert von Novas am Di 13. Okt 2015, 18:24, insgesamt 2-mal geändert.

Pluto
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#1062 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 18:22

Savonlinna hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Moment, wenn man etwas nicht weiss, dann ist es doch eindeutig eine Vermutung.
Das ist semantisch nicht korrekt. Wenn man nicht weiß, was einen umtreibt - als Beispiel -, dann vermutet da niemand etwas.
Das sind semantische Spielereien eines Sprachwissenschaftlers.

Im Alltag kann man ungesichertes Wissen allemal als Vermutung bezeichnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1063 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 18:26

Pluto hat geschrieben:Im Alltag kann man ungesichertes Wissen allemal als Vermutung bezeichnen.

Die Kunst arbeitet nicht mit der naturwissenschaftlichen Methode, weil sie ihre eigene hat, es ist eine ganz andere Abteilung. Ebenso die Religion.

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#1064 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 18:30

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im Alltag kann man ungesichertes Wissen allemal als Vermutung bezeichnen.
Die Kunst arbeitet nicht mit der naturwissenschaftlichen Methode, weil sie ihre eigenen hat, es ist eine ganz andere Abteilung. Ebenso die Religion.
Ist das der Grund, warum man bei Kunst und Religion selten (niemals?) einer Meinung ist?

Deshalb halte ich es für wichtig, dass auch diese Disziplinen sich an allgemeine sprachliche Konventionen halten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1065 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Di 13. Okt 2015, 18:32

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Moment, wenn man etwas nicht weiss, dann ist es doch eindeutig eine Vermutung.
Das ist semantisch nicht korrekt. Wenn man nicht weiß, was einen umtreibt - als Beispiel -, dann vermutet da niemand etwas.
Das sind semantische Spielereien eines Sprachwissenschaftlers.
Nein. Ich mache keine Spielereien, dazu habe ich keine Zeit, auch keine Lebenszeit mehr.

Pluto hat geschrieben:Im Alltag kann man ungesichertes Wissen allemal als Vermutung bezeichnen.
Natürlich kann man das.
Aber ich sprach nicht von "ungesichertem Wissen". Lies einfach gründlicher, bevor Du einem Spielereien vorwirfst.
Die Zeit, die Du Dir sparst, indem Du oberflächlich über einen Text huschst, die stiehlst Du mir, indem ich darauf reagieren muss.

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#1066 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 18:45

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im Alltag kann man ungesichertes Wissen allemal als Vermutung bezeichnen.
Natürlich kann man das.
Aber ich sprach nicht von "ungesichertem Wissen".
Ich doch auch. :D
Ungesichertes Wissen bleibt trotzdem Vermutung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1067 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 18:52

SilverBullet hat geschrieben:Was versteht man damals als die Grundlage des Bewusstseins?
Im christlichen Kontext: Die Sicherheit des "Ich-bin" und dessen exklusive Fähigkeit, an Welt und GOtt reflektierend teilhaben zu können - Umkehrschluss: Wer nicht über das Naturalistische hinaus reflektiert, empfindet, etc. (Tier), hat kein Bewusstsein (qua Definition).

SilverBullet hat geschrieben:Wenn du dir sicher bist, dass die Menschen damals weiter waren, dann sollte jetzt etwas Konkretes kommen
Das IST das Konkrete: Die Abgrenzung zwischen Mensch und Tier und die Begründung dazu.

SilverBullet hat geschrieben: ich vermute das ist die beste Qualität, die ich erwarten darf.
SilverBullet hat geschrieben: ich vermute das ist die beste Qualität, die ich erwarten darf.
Solange wir meta-naturalistische mögliches Sein ("Gott") über naturalistische Parameter begründen wollen, kannst Du nur achselzuckende Antworten erwarten.

SilverBullet hat geschrieben:Es geht nicht um „komplett gefaked“. Da muss keine „böse Kraft“ sein, die dich täuscht, deine eigenen Wünsche reichen aus -> Autosuggestion (ganz einfach und unspektakulär).
Selbst das ist nicht ausschließbar. - Und es kann auch umgekehrt gelten: Es kann auch Autosuggestion sein, die zum gegenteiligen Ergebnis führt.

Und immer wieder: Die naturwissenschaftliche Beschreibung ist und bleibt Beschreibung - ein Modell/eine Methode ist Produkt des menschlichen Horizonts. - Wenn Du Dich "Geist" und somit "Gott" nähern willst, geht das nicht bottom-up über naturalistisches In-sich-Erfüllen - das ist Inzucht.

Pluto hat geschrieben:Geh' mal auf einen naturwissenschaftlichen Kongress und höre dir mal die Aussagen der Vortragenden an.
Du wirst darin keine einzige Behauptung finden. Das Wort "ist" ist in diesen Kreisen verpöhnt, denn jeder dort weiß genau, dass er auch irren könnte.
Das gilt letztlich für JEDE Wahrnehmung - auch im geistigen Bereich.

Übrigens: Gegenüber dem Volk drücken sich Wissenschaftler meistens unklarer aus - da heisst es dann "Unsere Forschungen haben ergeben", was für den Ungeschulten (also fast alle) klingt wie "Es ist objektiv so, dass .... - also wahr".

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#1068 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 19:15

Pluto hat geschrieben:Ist das der Grund, warum man bei Kunst und Religion selten (niemals?) einer Meinung ist?

Einheit gibt es nur in Vielfalt. Warum einer Meinung sein, wenn man des anderen Gegenstück und Ergänzung sein kann? Dann kann man auch herausfinden, was die gemeinsame Schnittmenge ist. Im Falle der Weltreligionen gibt es sehr ähnliche ethische Ideale und eine gemeinsame Weisheitslehre.
Meiner Ansicht nach, gibt es eine fortschreitende Offenbarung Gottes, die im Einklang mit Vernunft und Wissenschaft sein muss (denn „Religion“ und Wissenschaft sind zwei Aspekte der Wirklichkeit, die nicht isoliert voneinander existieren) es spricht auch nichts gegen einen polarisierenden Dialog, denn das hat noch niemandem geschadet.

Wenn ich deshalb die Ansicht vertrete, dass die Seele des Menschen eine geistige Wirklichkeit ist und auch nach dem körperlichen Tod bestehen bleibt, dann ist das kein Angriff auf die Wissenschaft (eigentlich stelle ich damit nur das materialistische Weltbild in Frage). Du kannst auch das Gegenteil für richtig halten, das bleibt der persönlichen Freiheit und dem selbstständigen Wahrheitsstreben überlassen. :)

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#1069 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 19:26

Novalis hat geschrieben:Dann kann man auch herausfinden, was die gemeinsame Schnittmenge ist. Im Falle der Weltreligionen gibt es sehr ähnliche ethische Ideale und eine gemeinsame Weisheitslehre.
Was ist diese "gemeinsame Weisheitslehre"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1070 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Di 13. Okt 2015, 19:57

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Was versteht man damals als die Grundlage des Bewusstseins?
Im christlichen Kontext: Die Sicherheit des "Ich-bin" und dessen exklusive Fähigkeit, an Welt und GOtt reflektierend teilhaben zu können - Umkehrschluss: Wer nicht über das Naturalistische hinaus reflektiert, empfindet, etc. (Tier), hat kein Bewusstsein (qua Definition).
Das ist keine Grundlage des Bewusstseins, sondern hier versucht jemand notdürftig zu beschreiben, was er für Bewusstsein hält.

Wie das Bewusstsein zustande kommt, muss man den „christlichen Kontext“ offensichtlich nicht fragen.

Die Abgrenzung zum Tier kann ich nicht nachvollziehen.
Die Behauptung, wer nicht über das Naturalistische hinaus kommt, hat kein Bewusstsein, ist falsch. Da hilft es wenig wenn man es „definiert“.

Ist das das Ergebnis von Hermeneutik?

Wieso hältst du solche Aussagen (ich vermute sie stammen aus dem Mittelalter oder noch früher) für „weiter“, als heutige Forschungsergebnisse?

Gilt die christliche Kontext-Behauptung der Bewusstseins-Losigkeit auch für Menschen, die fragen, was „Gott“ sein soll?

closs hat geschrieben:Das IST das Konkrete: Die Abgrenzung zwischen Mensch und Tier und die Begründung dazu.
Es kann sein, dass einige Generationen von Informatikern benötigen werden, um alle Bedeutungszusammenhänge in kleinen Säugetiergehirnen zu bestimmen und zu verstehen.
Jemand hat mal gesagt: für die Erforschung des menschlichen Gehirns sollten wir einige hundert Jahre einplanen. Es wird eine Datenmenge produziert werden, die wir aktuell nicht begreifen können. Es werden neue Computerarten entstehen, von denen wir heute keine Vorstellung haben.

Aber zum Glück kommt hier „das Konkrete“:
Die Abgrenzung zwischen Mensch und Tier
(sogar mit Begründung: per Definition)

Wieso hältst du solche Aussagen (ich vermute sie stammen aus dem Mittelalter oder noch früher) für „weiter“, als heutige Forschungsergebnisse?

closs hat geschrieben:Wenn Du Dich "Geist" und somit "Gott" nähern willst, geht das nicht bottom-up über naturalistisches In-sich-Erfüllen - das ist Inzucht.
Das ist nur deine Behauptung, deine unvollständige Vermutung und nach „dem Konkreten“ von oben, kann ich mich nur wundern, wie man sich auf solche Idee-Zusammenhänge einlassen kann und ernsthaft jede Frage nach einer Verbindung zur überprüfbaren Zusammenhängen ablehnt.
(bei „Inzucht“ habe ich sogar den Kopf geschüttelt)

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