closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:Jede "historische Realität" paßt in die Methodik.

Die Frage ist, ob man das aus den Textquellen herauslesen kann.
Also ist das, was man NICHT aus den Textquellen herauslesen kann, nicht ontisch-historisch - gut: Da wäre zu diskutieren, aber lassen wir es mal so stehen.
Ich weiß, dass Glaubensdogmatiker gerne was aus den Texten rauslesen, was gar nicht dort steht. Da sind dann der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
closs hat geschrieben:
Und was ist, wenn - im konkreten Fall - Jesus ontisch-historisch göttlich war? - Was ja gut möglich ist, weil es dafür seit 2000 Jahren passable Begründungen gibt. - Wie passt so etwas in die Methodik?
"Passende" Begründungen lassen sich immer so hinbiegen, wie man es braucht. Deshalb gibt es ja so viele Glaubensrichtungen im Christentum.
Die Forschung hält sich an die Textquellen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Genau deshalb, weil man nicht gegen die Quellen lesen kann, hatte Jesus eine Naherwartung.
Das geht ja bewundernswert einfach.
Im Grunde ist es das auch. Man kann nicht einfach Textstellen ignorieren, weil sie nicht ins glaubensideolgische Konzept passen. Wenn es Widerprüche gibt, müssen diese erklärt werden. Das tut die Forschung, Glaubensdogmatiker nicht.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die "wirkliche Realität" (typisch clossscher Terminus)
Solche Termini habe ich erst seit diesem Forum, das "wirklich" und "methodisch" gelegentlich bunt zusammenwirft.
Historiker sagen, Napoeon war Kaiser von Frankreich. Dann kommt closs um die Ecke und meint:
das war er doch nur methodisch, aber war er es auch ontisch?
Da müssen wir nochmal das Orakel befragen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du das so siehst, hättest du gegenüber Ratzinger einen Fortschritt gemacht
Das hieße, dass Ratzinger NICHT in Übereinstimmung mit der RKK-Linie ist - auch ein Ergebnis.
Zumindest nicht mit der historischen Jesusforschung. Auf diese Schizophrenie werde ich später noch zu sprechen kommen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: der nichts wissen will von der Differenz zwischen historischem Jesus und dem verkündeten der Kirche.
Das stimmt nach wie vor nicht: Ihm ist das Historische in den WESENTLICHEN Dingen wichtig. - Und richtig: Natürlich versteht er (wie ich übrigens auch) den kerygmatischen Jesus als Versuch, dem wirklichen Denken Jesu zu dessen Zeit gerecht zu werden.
So kann man sich natürlich alles zurechtbiegen, wie man es gern hätte. Dabei geht die Forschung natürlich davon aus, dass der historische Jesus, meinetwegen der historisch-kritisch ermittelte Jesus, der "echte" ist, nicht der posthum von Legenden überwucherte. Bitte dazu noch mal die Auführungen von Jung anhören, vielleicht wirds dann klarer.
closs hat geschrieben:
- Das steht NICHT im Widerspruch zu:
"Zur Frage nach dem »historischen Jesus« gehört grundlegend die Wahrnehmung einer Differenz. Es geht um Jesus, wie er aufgrund historischer Rekonstruktion erscheint – ein solches Bild unterscheidet sich vom Jesus der Evangelien wie auch von dem, was die christliche Dogmatik über Jesus sagt".
Genau, es gibt die Diskrepanz zwischen dem "echten" historischen Jesus und dem mythologisch und legendenhaft verklärten Christus der Kirche, der ein rein theologisch-literarisches Konstrukt ist.
Genau deshalb sagte doch Albert Schweitzer:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Sag Bescheid, wenn du den Satz nicht verstanden hast.
closs hat geschrieben:
Denn wenn Du genau liest, steht hier "wie er aufgrund historischer Rekonstruktion erscheint" und "ein solches Bild unterscheidet sich". - Auf gut deutsch heißt das: "Der historisch-kritisch ermittelte Jesus ist ein anderer als der kerygmatisch ermittelte Jesus". - Welcher Jesus der WIRKLICHE in seiner Zeit "ist", steht hier nicht.
In der Bibel steht auch nicht, dass Jesus Verdauung hatte und wie jeder Mensch aufs Klo musste. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, wenn man 1 + 1 zusammenzählt. Oder bist du dazu nicht in der Lage?
closs hat geschrieben:
Kein Wunder: Dein Zitatengeber ist Wissenschaftler und meint mit "historisch" nicht "ontisch-historisch", sondern "methodisch-historisch". - Das heißt umgekehrt NICHT, dass deshalb Dein katholischer Zitatengeber meine würde, dass der kerygmatische Jesus der wirkliche ist - er lässt es als seriöser Wissenschaftler offen.
Dann hätten wir mal wieder eine Sondersituation in der Theologie, dass historische Forschung zwar betrieben würde, aber die Forschung selber nicht an ihre Ergebnisse gleuben würde. Also Forschung als reine Alibiveranstaltung, damit Glaubensdogmatiker im Fahrwasser der Forschung eine Existenzberechtigung an den Universäten haben. (Dazu später noch mehr)
Aber Ratzingers Versuch, die historisch-kritische Methode zu unterlaufen, ist ja erfolgreich abgeschmettert worden.
https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung macht doch nur sachliche Aussagen
Du hast das gerade vor kurzem widerlegt, als Du 4 interpretative Aussagen zitiert hast - das Problem: Du hast sie als sachlich bezeichnet. - Dann ist natürlich zappenduster.
Und das sagt jemand, der die Göttlichkeit Jesu als Voraussetzung für jegliche Exegese fordert.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Zumindest hat ja auch Ratzinger verstanden, dass sie ohne a-priori Setzung auskommt.
Damit hat er aber nicht Deine interpretativen Aussagen gemeint, sondern die wirklich sachlich alternativlosen Aussagen. - Es macht einfach keinen Sinn, dass man alles als "sachlich" bezeichnet, was hermeneutisch begründet ist - denn dann wimmelt es von sich widersprechenden sachlichen Aussagen zum Selben, mit anderen Worten: Das Wort "sachlich" ist nichts mehr wert.
Dann können Glaubensdogmatier erst Recht keine sachlichen Aussagen machen, weil eine alles überwuchernde Glaubenshermeneutik vorangestellt wird. Mit dieser Unsachlichkeit läßt sich erst Recht nicht begründen, den "ontischen" Jesus ausgemacht zu haben.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das ist schon mal eine wichtige Voraussetzung für Ergebnisoffenheit.
Und so schlängelst und manipulierst Du Dich und andere zu Deiner Ideologie. -
Was hat Ergebnisoffenheit mit Ideologie zu tun? Es ist die
Voraussetzung für wissenschaftliches Arbeiten. Kanoniker müssen diesen Anspruch laut eigener Definition nicht erfüllen. Dann aber bitte auch keinen Anspruch auf historische Glaubwürdigkeit stellen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum soll ich deine Aussagen belegen?
Du sollst sie so verstehen, wie sie zu verstehen sind, und mir nicht ständig das Gegenteil dessen unterstellen, was ich sage.
Das gilt wohl eher für den Oberverdreher und Zitateverweigerer closs.
