Laodizea hat geschrieben: ↑Mi 25. Sep 2019, 23:48
Nimm mal an Ra, sei der Schöpfer von dem ich auch spreche, der "Ich bin",
dieser hat das Gleiche gemacht.
Der Schöpfer ist Geist, er denkt über einen Menschen nach.
Was ist dieser Mensch bis dahin?
Ein im Geist entstandenes Bild. Nichts weiter, keine Materie, keine Stofflichkeit, nichts.
Nur ein Gedanke.
Eines Tages spricht der Schöpfer seine Gedanken aus.
Es entsteht ein zweiter Mensch, neben dem ersten im Geiste!
Ein Mensch aus Materie, Stoff zum Anfassen!
...
Wo ist nun der Unterschied der Gottheiten?
Ausser in den inneren und äusseren Bildern, die wir ihnen geben
und die vielen Namen, ...der Schöpfer nennt sie lästerliche Namen...
Warum lästerlich?
Es ist doch in der Tat kein Unterschied, gerade wenn wir die Schöpfungsmythen betrachten!
Es ist die selbe Geschichte, die in verschiedener Weise erzählt wird.
in der memphitischen Theologie formte Ptah die Welt, rein aus seinem Geist heraus, und erschuf durch den Ausspruch seines Wortes.
https://de.wikipedia.org/wiki/Memphitische_Theologie
Ebenso wird der Sonnengott Re oft in Begleitung von Sia und Hu dargestellt: Gedanke und Wort, zwei der hauptsächlichen Schöpfungskräfte.
Und um wieder aufs Thema zurück zu kommen, auch diese Geschichten sind Gottesbilder in dem von mir beschriebenen Sinne:
nichts anderes als Metaphern, und begrenzte, menschliche Versuche, sich der unfassbaren Göttlichkeit anzunähern.
Dass auch die Ägypter die Schöpfungsmythen nicht wörtlich interpretiert haben, das beweisen die ägyptischen Theologen schon allein dadurch, dass sie die Existenz von mindestens 4 Schöpfungsgeschichten nebeneinander duldeten. Obwohl alle davon sich gegenseitig widersprechen und den Schöpfer oder die Schöpferin bei einem jeweils anderen Namen nennen!
Und nun sag mir, ob dir dieser Text nicht irgendwie vertraut vorkommt:
"Du bist der eine, der alles Seiende geschaffen hat
der eine einzige, der schuf was ist
Du hast die Kräuter erschaffen, die das Vieh am Leben erhalten
und den Lebensbaum für die Menschheit
Du bringst hervor, wovon die Fische im Fluss leben
und die Vögel, die den Himmel bevölkern
Du bist es der dem, der im Ei ist, Luft gibt
und das Junge der Schlange am leben erhält
Der erschaffst wovon die Mücke lebt,
Würmer und Flöhe gleichermaßen.
Der für die Mäuse in ihren Löchern sorgt
und die Käfer am Leben erhält in jeglichem Holz
Sei gegrüßt, der dies alles erschaffen hat,
der Eine Einzige mit seinen vielen Armen
der die Nacht wachend verbringt, wenn alle Welt schläft
und sucht, was seiner Herde wohl tut.
Verborgener, bleibend an allen Dingen,
Vollkommener, hoch über den zwei Horizonten
Preis sei Dir mit dem, was sie alle dir sagen:
Jauchzen Dir, weil du dich abgemüht hast mit uns,
Die Erde küssen vor Dir, weil du uns erschaffen hast.
„Sei gegrüßt!“ rufen alle Wildtiere
„Jubel Dir!“ ruft jedes Land
So hoch der Himmel ist, so weit die Erde
und so tief der Ozean."
Das ist Schöpferlob auf altägyptisch (der Text ist aus dem sog. Kairener Amunshymnus) und meiner Meinung nach ist er von einem jüdischen oder christlichen Psalm kaum zu unterscheiden.
(naja, zumindest wenn man die ägyptischen Götternamen in ihrer Wortbedeutung mitübersetzt, so wie ich es hier getan habe)
Darum finde ich, dass wir uns auch an unseren Gemeinsamkeiten erfreuen sollten und nicht nur über die Unterschiede streiten.
liebe Grüße und gute Nacht
Mirjam