ThomasM hat geschrieben:Und wie - angenommen du wärest Politiker und wärest (irgendwie) regierend geworden - würdest du das machen?Novalis hat geschrieben: Von der Politik erwarte ich schon auch, dass sie Hoffnungsträgerin für eine Welt mit einem menschlichen Antlitz ist. Wenn sie das nicht ist, dann sollten wir einander schon mal gute Nacht sagen, denn ohne eine verbindende positive Vision, ist der geistige und moralische Niedergang unausweichlich.
Nehme ruhig meine Beispiele oder ähnliche.
Das ist eine gute Frage


„Die Bergpredigt handelt vom Anfang bis zum Schluss von unserer Welt. Jesu Schlüsselworte sind "jetzt" und "neu". Seine Lehre ist keine Vertröstungsideologie, sondern eine Seligpreisung der Friedensstifter, ein Angebot für eine bessere Welt. Wen die Bergpredigt gepackt hat, den durchdringt Jesu Provokation: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Jesus stellt auch keine unerfüllbaren Forderungen, wie so oft behauptet wird. Er ist Bruder und nicht ein grausamer Despot, der ein böses Spiel mit uns treiben will. Jesus brachte radikal Neues für diese Welt. Seine Moral ist nicht weltfremd, sondern weltverändernd...“
(F. Alt, Frieden ist möglich, München, Zürich 1985)
Ich wehre mich gegen die Aussage, dass die Bergpredigt weltfremd ist. Sie ist weltverändernd, weil sie das innere Bewusstsein von Menschen verändert, wenn sie sich darauf einlassen, ihr gesamtes Denken und Sein. Wenn ich denken würde, dass das Heil weltlos/nicht von dieser Welt und die Welt heillos verloren wäre, dann wäre ich kein Christ. Meine Ansicht dazu ist, dass der Mensch erst weiß, was möglich ist, wenn er selbst die Entscheidung trifft mitzuarbeiten an der Heilung der Welt (der „neuen Schöpfung“ ), dann kann er verstehen und erfahren, dass Frieden und Gerechtigkeit nicht nur leere Worthülsen sind. Denn Wege entstehen bekanntlich dadurch, dass man sie geht. Wer es nicht ausprobiert, der kann es auch nicht erleben. Wer nicht sucht, kann auch nicht finden, wer nicht anklopft, dem wird nicht aufgetan.
Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; es ist zwar kleiner als alle Arten von Samen, wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als die Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
(Die Bibel Matthäus 13, 31-32) Quelle: Elberfelder Bibel 2008
Natürlich ist die Bergpredigt kein politisches Programm, weil es sich um eine übergeordnete spirituelle Vision handelt; ein solches Programm kann aber davon inspiriert und in diese Richtung geformt sein, sodass der Geist erkennbar wird. Beispelsweise könnte man Feindesliebe einbeziehen, wenn es darum geht den Terrorismus zu bekämpfen, denn mit Bomben ist es nicht getan. Peter Ustinov sagte mal ganz richtig, dass Krieg der Terror der Reichen und Terrorismus der Krieg der Armen sei. Frieden kann es nur auf der Basis sozialer Gerechtigkeit geben. Dann muss gefragt werden, wie wir dem im globalen Maßstab näher kommen.„Du mußt dein Leben ändern“, so heißt es in einem berühmten Gedicht von Rainer Maria Rilke („Archaïscher Torso Apollos“). Sicher, das kann nicht von oben verordnet werden. Die Einsicht wächst im Inneren des Einzelnen, klein und unscheinbar.
Ganz pragmatisch gefragt: wenn schon gesagt wird, dass die Politik mit Bergpredigt nicht funktioniert, dann kann auch gefragt werden, wie die bisherige Politik ohne Bergpredigt war?