Savonlinna hat geschrieben:
Denn was das Thema Sünde und Erbschuld betrifft, da ist mit mir nicht gut Kirschen essen.
Oder anders gesagt: Da kann ich keine Kompromisse machen.
Oh, toll. Endlich ein Thema, bei dem du deine kühle, wissenschaftliche Distanz verlierst. Finde ich gut
Ich hatte vorher eigentlich nur das zitiert, was ich als theologische Mehrheitsmeinung verstanden habe (ohne Theologe zu sein).
Es ist zentrales Thema der Bibel und auch des christlichen Glaubensverständnis, dass Menschen erlösungsbedürftig sind und dass Jesus den Weg zu dieser Erlösung aufzeigt.
Die Begriffe Sünde bzw. Erbsünde bezeichnen dabei die Trennung von Gott. Ersterer die Trennung auf Grund meiner eigenen Entscheidungen, zweiterer die Trennung auf Grund des Umfelds, in das ich hineingeboren wurde.
Man kann durchaus mit Recht diese beiden Begriffe als veraltet und mit zu viel Geschichte belastet abtun. Dann müsste man aber neue Begriffe erfinden, denn der Umstand ist noch immer aktuell.
Was ich zu "Sünde" bei mir empfinde, kann man am besten mit Paulus Worten ausdrücken "Das Gute, das ich will, tue ich nicht, das Böse, das ich nicht will, das tue ich".
Ich weiß (und das NT sagt dasselbe), dass ich der Sünde nicht entkommen kann. Das Paradoxe ist, dass je mehr ich versuche, das Gute zu tun, desto eher werde ich mich im Bösen verstricken (ich denke hierbei an den heiligen Krieg, den GW Bush entfacht hat). Man hat das Dilemma auch in der Diskussion um die Abtreibung gesehen. Ich kann von mir aus nicht heil werden. Mein Wesen, meine Schwäche und mein Umfeld verhindern das.
Also bleibt mir nur der Weg über die Gnade, die Liebe, die Demut. Das ist es, was ich als Erlösung empfinde. Das ist das, was Jesus mir gibt.
Diese ganz simple, auf Lebenserfahrung beruhende Beschreibung ist das, was ich mit den so belasteten Begriffen ausdrücken will und die ich auch verstehe. Da kann mir die ganze theologische Geschichte und der ganze Ballast zu den Begriffen gestohlen bleiben. Insbesondere auch die Leibfeindlichkeit, die sich gerade in der katholischen Kirche daraus entwickelt hat, ist wirklich zum Übergeben.
Aber geeigneten Begriffersatz zu finden ist wirklich schwer. Wie wäre es mit "uncool"?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.