Kalea Solana hat geschrieben:
Ich meine eine Welt, wo Familien sich treffen - und nicht gegenseitig zerhacken, wo psychische Krankheiten als solche erkannt werden, wo Armut die Öffentlichkeit mehr und mehr erregt, wo wachsende Unterschiede von arm und reich nicht mehr unerkannt im Tunnel verschwinden, wo das Erdreich allen bewußt wird, wo ausbeuterische Arbeitsverhältnisse immer mehr der kultivierten Justiz zugetragen wird, auch die der dritten Welt, wo die eigenen Regenten versagen ....
nun, bis es soweit ist, haben wir als gesamte Menschheit noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Lass uns damit anfangen.
Natürlich - aber das Blut der Unschuldigen würde nicht kleben müssen, würden kultivierte Geschäftemacher ein Stück mehr Nächstenliebe besitzen ....
Es ist zu einfach, die Geschäftemacher als Sündenböcke zu wählen. Die würden schliesslich keinen Rappen verdienen, wenn wir die Kunden das nicht kaufen und bezahlen würden und dann womöglich noch nach dem billig-billig-Prinzip. Billig ist eben billig - in jeder Hinsicht.
Kern meines Hinweises ist doch, dass die Selbstdisziplin Opfer fordert - ob hier oder dort.
ich glaube nicht, dass "Opfer" das richtige Wort ist. Wer etwas will, richtet sein Leben auf dieses Etwas aus - und dann erscheinen Dinge, auf die andere Leute möglicherweise nur schwer verzichten könnten, einfach als unwichtig.
Ich kaufe zB gern schöne und auch teure Kleidung, dafür geh ich kaum je weit weg in den Urlaub - was für mich keineswegs ein "Opfer" ist. Ein Opfer, das richtig weh täte, wäre eher, wenn ich für eine so kurze Zeit an Vergnügen so viel Geld ausgeben müsste.
Nö - sie wandte sich nur gegen die gesellschaftlichen Normen und Formen, welche geschniegelte und gestriegelte Artigkeiten verlangten. Doch Un-sinn gibt es heute immer noch...
Was ist Unsinn, die geschniegelten Artikeiten oder die Gegenbewegung dazu?
Was die "verkrusteten christlichen Institutionen" und die "östlichen Lehren" angeht: Hare Krishna war eigentlich - für die "normal Denkenden" also die, die nicht dem Rausch der exotischen "Neuphilosophie" verfallen wollten - ein amüsantes, aber gewiß nicht ernst zu nehmendes, eigentlich vage erahntes Fiasko ... denn viele blieben deswegen auf der Strecke.
Sicher, da gab es auch viel Unsinn. Was aber nicht den Wert der östlichen Traditionen schmälert für jene, die sich ernsthaft darauf einlassen. Was mehr beinhaltet, als einen Guru anzuhimmeln.
Ach ja - ungefähr zeitgleich wurde S. Freud und seine Anti-Autoritäre Erziehung populär.
Freud hat nie antiautoritäte Erziehung propagiert.
Bekannteste Figur der antiautoritären Erziehung war A.S. Neill, der erstens das Wort "antiautoritär" gar nicht mochte, aber diese Form des Lernens erfolgreich in seiner Schule Summerhill umsetzte - die es übrigens bis heute gibt, und deren Abgänger keineswegs asoziale Drogenabhängige werden, oder was der Befürchtungen so sind, sondern im Gegenteil freie, aufrechte Menschen, die sich selbst ernähren können und ein Gewinn für die Gesellschaft als Ganzes sind.
Das Ergebnis war: Kinder durften ihre Eltern beschimpfen - die Wörter wiederhole ich hier nicht - und auch bei der Polizei anzeigen, wenn sie Stubenarrest bekommen sollten....
ja, Kinder dürfen sagen, was sie wollen - Eltern allerdings auch - aber das bedeutet nicht, dass es keine Verbote gibt. In Summerhill ist zB Alkohol auf dem ganzen Schulgelände verboten, was auch ganz klassisch autoritär durchgesetzt wird. Auch Privateigentum ist geschützt, man kann nicht einfach die Sachen anderer Leute nehmen und kaputt machen, zum Beispiel.
Was das Antiautoritäre ausmacht, ist das Fehlen von GEboten - Es gibt Grenzen im Sinne von "du darfst nicht XYZ", aber es gibt keine Vorschriften im Sinne von "um 8 Uhr morgens musst du im Schulzimmer sitzen." Es wird auf das natürliche Lernbedürfnis der Kinder vertraut; davon haben sie schliesslich enorm viel. Als Lehrer muss man das nur noch kanalisieren; der Versuch unserer heutigen Schulen, es in das sehr straffe Lehrplan-Schema zu pressen, kann ja nur schiefgehen. und geht schief.
grüsse, barbara