
Es sind hier schon einige sehr schöne Gedanken geschrieben worden!
Ich erlaube mir noch etwas grundsätzliches, zunächst ohne mich auf Gott zu beziehen, anzufügen:
Was ist der Mensch?
Im Grunde ist dies eine Frage, die vordergründig auch die Antwort in sich trägt. Wir sind Mensch, weil wir selbstbewusst nach uns fragen. Obwohl wir aus denselbem Material sind, wie die Welt, in der wir leben und die Tiere sind, können wir im Gegensatz zu ihnen mit vollem Selbstbewusstsein den Sinn des Lebens und unser Dasein hinterfragen. Dies kann sowohl beglückend als auch quälend sein.
Je mehr wir uns nach unserem Ich fragen, desto größer ist der Rest, der unbeantwortet bleibt. An der Oberfläche des Alltags hängend können wir dem innersten Kern unseres Ichs jedoch nie näher kommen. Das Wesentliche bleibt dem Auge unsichtbar, man sieht nur mit dem Herzen gut, wie Saint-Exupery sagt.
Doch beim Entdecken des Selbst darf man nicht hängen bleiben, sonst wird man ein um sich selbst kreisender Mensch. Es gilt das ebenso große Ich der Mitmenschen zu erkennen. Man braucht diesen Mitmenschen und es ist uns gegeben mit ihm zu kommunizieren, indem wir Worte finden, die verbindlich für alle die Wahrheit aussprechen. So wird für alle die Axt zur Axt, damit wir Beziehung auch ausleben können. Die Seele des Menschen würde verkümmern, könnte die Erwartung nach Liebe nicht erfüllt werden. Die Frage nach des Menschen Sinn trifft hier unweigerlich auf die Liebe.
So ist 1. Der Mensch aus der Liebe Gottes entstanden und für die Liebe zu Gott bestimmt. Diese Liebe schafft Beziehung, zu Gott und den Mitmenschen, und sie fordert auch immer ein Stück oder alles von sich selbst herzugeben.
2. ist der Mensch mit Geist versehen, der Gedanken und Fantasie aufbringen kann, die nicht Raum und Zeit unterliegen. Der Leib muss auf Erden ruhen, der Geist hingegen kann bis zu den Sternen schweifen. Er durcheilt Erdteile und ist ohne Grenzen, was die Sehnsucht nach Lebensfülle betrifft. Er forscht, sucht und strebt über jedes erreichte Ziel hinaus. Thomas von Aquin sagt: „Der Mensch ist fähig zum Unendlichen“. Er ist offen und niemals fertig.
3. ist der Mensch frei. Er kann sein Leben in eine ungewisse Zukunft hinein planen und gestalten. Es gilt Ziele zu setzen und zu entscheiden, nicht aus Instinkt heraus, wie bei Tieren, sondern aus der Qual der Wahl. Wagnis und Risiko, das Glück der Erfüllung und der Schmerz der Enttäuschung sind ihm bekannt. Die Zukunft, was nicht ist, beinflusst das, was ist, die Entscheidung in der Gegenwart. Natürlich wird die absolute Freiheit jedoch durch Erziehung, Veranlagung, Erfahrung und Umwelt verhindert.
Zu lieben, Geist zu besitzen und frei zu sein bedeutet aber unbedingt Verantwortung zu tragen. Verantwortung das Richtige, das Gute zu wählen. Und dort stößt der Mensch an seine Grenzen, denn er kann irren.
Trotzdem ist der Mensch im Universum zwar winzig, aber durch seine Vernunft der Natur weit überlegen, weil er dadurch Person ist. Er ist ein Wesen, das sich selbst besitzt. So ist er auch unveräußerlich, niemals Eigentum eines anderen, einmalig, unvertretbar, unersetzbar, unantastbar.
Was ist der Mensch also?
Würde man mit einer klaren Defintion antworten, so begänne man abzugrenzen. Der Mensch überschreitet aber stets seine Grenzen und kann deshalb höchstens beschrieben werden. Aber selbst diese Beschreibung kann in Widersprüche stecken bleiben.
Der Mensch ist Leib und zugleich Geist. Er ist offen und weltweit und zugleich begrenzt. Er ist lebenshungrig und dem Tod verfallen. Er ist frei, aber auch gebunden, selbständig und doch ohne den anderen verloren. Er weiß um unbegrenzten wissenschaftlichen Fortschritt und erahnt die Möglichkeit die Welt zu vernichten. Er hat Macht die Welt zu bestimmen, kann aber mit sich selbst nicht fertig werden. Vielfalt und Widersprüchlichkeit wird zur Größe und zugleich Tragik des Menschen.
In dieser Spannung wird deutlich, dass der Mensch an einer Grenze lebt. Er ist „Wanderer zwischen zwei Welten“, zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, dem Sichtbaren und Unsichtbaren. Und dort schimmert diese unsichtbare, andere Wirklichkeit hervor. Der Mensch rechnet mit der Unendlichkeit, sonst könnte er die Begrenztheit und Endlichkeit nicht erfahren. Er leidet an seiner Vergänglichkeit, weil er die Ewigkeit ahnt.
Ohne Erkenntnis über den Sinn und das Ziel des menschlichen Lebens kann die Frage nach dem Was des Menschen nicht beantwortet werden. Der Mensch wird deutlicher, wenn man seine Bestimmung und sein Ziel erkennt.
Danke fürs bis zum Ende lesen!
