Das Himmelreich ist nahe

Rund um Bibel und Glaube
Samantha

#641 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von Samantha » Mi 8. Okt 2014, 09:57

Münek hat geschrieben:Sorry, ich vermag in Deinen Ausführungen viel Engagement und Glaubensgefühl,
aber keine Logik zu erkennen. Sehr dünn, was Du da bringst.
Du willst es lieber dicke? :lol:


sven23 hat geschrieben:Man will uns also weismachen, daß der rethorisch begabte Wanderprediger nicht in der Lage war, sich verständlich auszudrücken, oder daß seine nächsten Begleiter, die Jünger, alles falsch verstanden haben und Jesus dies nicht bemerkte (dann hat er ziemlich wenig mitbekommen) oder den Irrtum nicht aufklärte: das könnte man als absichtlichen Betrug deuten nach dem Motto: laß sie das mal glauben, dann bleiben sie wenigstens bei der Stange.
Er mag sich missverständlich ausgedrückt haben, sagte aber auch voraus, dass sich bestimmte Prophezeiungen erfüllen müssen. Jesus wusste selbst nicht, wann dieses "Nahe" sein sollte, wie er auch zugab - es mag es als nahe empfunden haben, da er als Gottes Sohn sowieso nicht unserem Zeitgefühl unterliegt. Außerdem ging es nicht um die nahe Erfüllung, sondern um eine durch seinen Tod erreichbare.


Hätte z. B. erst Paulus damit begonnen, die Naherwartung in die Welt zu setzten, was sagt das dann aus über die göttliche Inspiration der Bibel?
Dass Missverständnisse vorprogrammiert sind, wenn man sich falsch orientiert, also nicht zusammenhängend, und die noch nicht geschehenen Prophezeiungen außer acht lässt.

Pluto
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#642 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von Pluto » Mi 8. Okt 2014, 10:00

closs hat geschrieben:Wie kann man bei der Fülle der biblischen Zitate GEGEN die Naherwartung (siehe Quellen bei kathepedia) UND beim eigenen (damit konformen) Verständnis des Christentums es als "Lehre von Gott" bezeichnen, einen Irrtum Jesu zu konstatieren?
Hmm...
Hast du versucht die Bibelzitate mal chronologisch einzuordnen?

Wenn man dies tut, so sieht es ganz danach aus, als hätte Jesus an die Naherwartung geglaubt und diese auch gepredit. Später als diese nach dem Kreuzestod nicht eintrafen, haben andere versucht zurück zu rudern, und die Parusie in weiterer Ferne gerückt. S entstanden mE diese widersprüchlichen Aussagen in der Bibel.

So viel zu MEINER Exegese.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#643 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von closs » Mi 8. Okt 2014, 10:06

sven23 hat geschrieben:Das ganze Dilemma besteht doch darin, daß Jesus sich mit seinem Versprechen ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hat (nah, letzte Stunde usw.), er sich aber nun mal für jeden nachvollziehbar geeirrt hat.
Das andere Dilemma ist, dass diese Aussage unterm Strich falsch ist, von Dir und anderen aber gesetzt wird. Obwohl es eine Latte an Zitaten gibt, die das massiv in Frage stellen - und einfach ignoriert werden.

sven23 hat geschrieben:daß seine nächsten Begleiter, die Jünger, alles falsch verstanden haben
Das ist in der Tat nicht auszuschließen - sie haben ihn auch nicht erkannt, als er nach der Auferstehung erschienen ist. - Es ist typisch menschlich, aus einem Versprechen eine eigene Version zu machen.

sven23 hat geschrieben:das könnte man als absichtlichen Betrug deuten nach dem Motto: laß sie das mal glauben, dann bleiben sie wenigstens bei der Stange
Oder aber: "Ich aber sage Euch ..." - "Und jetzt seid Ihr dran mit Eurer Erkenntnis-Entwicklung". - Das würde ins Thema "Heilsgeschichte" ("phylogenetisch" wie "ontogenetisch") führen.

sven23 hat geschrieben: was sagt das dann aus über die göttliche Inspiration der Bibel?
Dass sich der Mensch frei machen muss von eigenen Erwartungs-Versionen und nur geistig verstehen darf. - Der Begriff "göttliche Inspiration der Bibel" ist aus meiner Sicht eh irreführend - es sollte vielleicht besser heißen "geistige Inspiration des Menschen DURCH die Bibel".

sven23 hat geschrieben:Worauf Münek immer wieder hinweist ist doch lediglich, daß sich die neutestamentliche Forschung einig darin ist, daß die Naherwartung fester Glaubensbestandteil war.
DAS ist schon längst durch - nochmal zum Mitschreiben: Es gibt in der Tat Hinweise, dass frühe Christen eine Naherwartung hatten. - Nein - es wird darüber hinaus (GEGEN die biblischen Textzeugen) postuliert, Jesus selbst habe eine Naherwartung gepredigt oder gar selbst geglaubt - das ist etwas ganz anderes.

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#644 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von closs » Mi 8. Okt 2014, 10:40

Pluto hat geschrieben:Wenn man dies tut, so sieht es ganz danach aus, als hätte Jesus an die Naherwartung geglaubt und diese auch gepredit.
Das ist EINE plausible Deutung, die textkritisch standhält. - Bei den Theologen ("Gott-Forscher" - im wörtlichen Sinn!) kommt natürlich noch hinzu, dass diese Version tatsächlich nicht passt.

Nun kann man daraus zweierlei schlussfolgern: "Gott-Forscher" sind verblendet, weil sie vom Ganzen her kommen und deshalb die Bäume vor lauter Wald nicht sehen - das wäre der Vorwurf agnostischer Bibelforscher. - Oder dieser Blick des Ganzen ermöglicht es umgekehrt, aus mehreren textkritisch tragbaren Versionen die zutreffende zu erkennen - also genau das Gegenteil.

Was hier vielleicht durchkommt: Man müsste einmal klären, was eigentlich heute unter dem Etikett "Theologie" unterwegs ist. - Ist es die vollkommen neutrale Bezeichnung in Bezug auf die Beschäftigung mit theologische Schriften? - Oder ist es die Bezeichnung für die Erforschung theologischer Schriften auf Basis eigenen substantiellen Bezugs? - Kann Theologie ausschließlich atomistisch arbeiten oder muss sie holistisch arbeiten?

Von der Sache her ist beides möglich - nur wäre wünschenswert, dass man es sprachlich kennzeichnet, ob jemand einen eigenen Bezug zu Gott hat oder nicht.

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#645 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von sven23 » Mi 8. Okt 2014, 12:16

Samantha hat geschrieben:Dass Missverständnisse vorprogrammiert sind, wenn man sich falsch orientiert, also nicht zusammenhängend, und die noch nicht geschehenen Prophezeiungen außer acht lässt.

Tja, davon gibts ne Menge und die sich "erfüllt" haben, können später so geschreiben worden sein, daß sie sich erfüllt haben.
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#646 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von sven23 » Mi 8. Okt 2014, 12:19

closs hat geschrieben:[Nein - es wird darüber hinaus (GEGEN die biblischen Textzeugen) postuliert, Jesus selbst habe eine Naherwartung gepredigt oder gar selbst geglaubt - das ist etwas ganz anderes.

Auch damit lieber closs bleibst du intellektuell weit unter deinen Möglichkeiten. ;)
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#647 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von closs » Mi 8. Okt 2014, 12:23

sven23 hat geschrieben:Auch damit lieber closs bleibst du intellektuell weit unter deinen Möglichkeiten.
Wieso soll man sich voll ausschöpfen, wenn etwas auch ohne viel Aufwand verständlich ist? 8-) :lol:

Samantha

#648 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von Samantha » Mi 8. Okt 2014, 12:54

sven23 hat geschrieben:Tja, davon gibts ne Menge und die sich "erfüllt" haben, können später so geschreiben worden sein, daß sie sich erfüllt haben.
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#649 Re: Das Himmelreich ist nahe

Beitrag von Münek » Mi 8. Okt 2014, 13:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:da liegst Du völlig falsch! Google mal: "Historisch-kritische Textauslegung".
Ist mir ziemlich bekannt - und klingt vernünftig. - Damit deckt man den Bereich ab, der falsifizierbare und intersubjektiv nachvollziehbare Elemente betrifft - das ist voll ok und steht überhaupt nicht in der Kritik - solange man diszipliniert damit umgeht.

Aber was hat das mit unserem Fall zu tun? - Bei unserem Fall geht es um Exegese: Was steht da und wie ist es (im Kontext) gemeint. - Und da ist aus kritisch-historischer Warte eben NICHT zu erkennen, dass Jesus von seiner zeitnahen Wiederkunft innerhalb einer Generation ausgeht - es steht einfach unterm Strich nicht da. -

Das ist nicht Dein Ernst.

Es ist doch genau umgekehrt. :lol:

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#650 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Münek » Mi 8. Okt 2014, 13:25

Münek hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Alfred Loisy, franz. Theologe: "Jesus verkündete das Reich Gottes, gekommen ist
die Kirche.
" :o

Der bekannteste und einflussreichste evangelische Theologe des 20. Jahrhundert Rudolf Bultmann
fasste vor einigen Jahrzehnten die diesbezüglichen Erkenntnisse der neutestamentarischen Forschung
wie folgt zusammen:

"Es bedarf keines Wortes, dass sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat."


Der renommierte katholische Theologieprofessor Hans Küng äußerte sich zu diesem Thema viele
Jahre später etwas anders. Er schrieb:

"Bei der Naherwartung [Jesu] handelte es sich weniger um einen Irrtum Jesu als um eine zeitbe-
dingte, zeitgebundene Weltanschauung, die Jesus mit vielen Zeitgenossen teilte."

Wobei sich sofort die Frage aufdrängt: Wenn Jesus weltanschauliche Irrtümer und Vorurteile seiner Zeit-
genossen teilte, wie steht es denn dann mit der Glaubwürdigkeit anderer zentraler Aussagen seiner
Lehre
?

Wieso nimmst Du solche eindeutigen Aussagen nicht zur Kenntnis?

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