Der Buddhismus war und ist tatsächlich wesentlich gewaltfreier in Erscheinung getreten, als andere Religionen. Dennoch gab es Gewalt und Korruption in der buddhistischen Geschichte, die, ähnlich wie im Christentum, vorallem von einer elitären Priesterschaft ausging, die ihre weltliche Macht verteidigen und ausbauen wollte. Zum Beispiel im Falle von Land- und Tempelbesitz ... kulturgeschichtlich stehen die Mönche hierarchisch über den Laien ... cun grano salis waren und sind dabei die weiblichen Mönche, den männlichen Mönchen meistens untergeordnet, was man heute noch deutlich in Sri Lanka oder Thailand beobachten kann, eben aufgrund von sexuellen Vorurteilen und sozialen Statusfragen.
Wie in christlichen Konfessionen, versuchen sich die buddhistischen Traditionswege davon zu emanzipieren. "Den" Buddhismus gibt es aber nicht, denn er hat sich, entsprechend der verschiedenen Kulturen, anders ausgeprägt ( man müsste das also noch mal präzisieren ). Einer der wichtigsten Vertreter einer feministischen Ausrichtung im Buddhismus ist der Dalai Lama, der sich für die Sakyadhita („Töchter des Buddha“) engagiert. Theoretisch geht die buddhistische Meditationspraxis zwar vom Prinzip der Gleichheit und Freiheit aus, was aber nicht oder nicht immer in ausreichendem Maße praktiziert wurde. Es gibt eben auch im Buddhismus sehr freigeistige und sehr starre, konservative Ausformungen.
Wir wissen etwa, dass es in der frühen Geschichte des Zen große Laienbewegungen gab, in der auch Frauen mitwirkten und die Erleuchtung erlangt haben sollen. Eine Zeit lang war also Zen geradezu sozialrevolutionär gegenüber den festgefügten Mönchsorden, die von den politisch Mächtigen hofiert wurden und hat alle diese Unterschiede kurzerhand hinweggewischt. Ich persönlich orientiere mich darum sehr stark am frühen Zen, auch wenn, davon abgesehen, Zen später in der Kyoto und Muromachi-Zeit in Japan ebenfalls repressiv wurde. Das hängt eben mit der Etablierung und Zementierung von Hierarchien zusammen, ist also ein ur-politisches Phänomen.
sven23 hat geschrieben:
Der Buddhismus erfreut sich ja auch außerhalb Asiens einer gewissen Beliebtheit auf Grund seines toleranten und gewaltfreien Images.
Was auch eindrucksvoll der atheistische Jakobinismus bewiesen hat
Es hat sich aber hier gezeigt, daß jede Form von Fundamentalismus in Gewalt umschlagen kann.