Die Eigenschaften Gottes

Rund um Bibel und Glaube
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Simplicius
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#31 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Simplicius » Mi 17. Sep 2014, 11:05

Moin,

Jack hat geschrieben: Zum Glück hängt von der Bibel ja nur unser ewiges Leben ab und nicht etwa irgendwas wichtiges.

dann ist die Voraussetzung zum ewigen Leben also nicht der Glaube an Christus, sondern die Fähigkeit, lesen zu können und eine Bibel zu haben? Ist demnach die Bibel oberste Autorität anstelle Gottes? Ich sehe sie immerhin als Starthilfe und Wegweiser, auch als Korrekturhilfe und Wegzehrung, aber sie ist gewiß keine göttliche Größe neben der Dreieinigkeit und hat ihre Autorität allein von Christus, um dessentwillen sie auch geschrieben wurde, nicht andersrum.

Wir finden in der Bibel das ewige Leben, nämlich den Glauben an Christus, so wie wir in der Bibel das Wort Gottes finden, nämlich Jesus Christus. Können wir Jesus auch woanders finden? Vielleicht in der Liebe der Menschen zueinander? Vielleicht im Nächsten, der am Straßenrand besoffen im Rinnstein liegt? Vielleicht in der guten Nachricht, daß der Krebs verschwunden ist? Vielleicht in der Anschauung der guten Schöpfung Gottes? Vielleicht in uns selbst?

Liebe Grüße, Simplicius.
"Manni Flanke, ich Kopf, Tor!" (Horst Hrubesch).

closs
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#32 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 11:06

JackSparrow hat geschrieben:Zum Glück hängt von der Bibel ja nur unser ewiges Leben ab und nicht etwa irgendwas wichtiges.
Genau das ist NICHT der Fall - von der Bibel hängt NICHT das "ewige Leben" ab - das ist allein eine Sache zwischen Gott und Mensch.

Pluto hat geschrieben:Das würde ich dann als "Obsession" bezeichnen, und das ist sicher nicht die Bedeutung von Zorn in der Bibel.
Welche Bedeutung hat "Zorn in der Bibel" aus Deiner Sicht?

Pluto hat geschrieben:Wenn man so um "sieben Ecken" argumentieren muss, stellt sich Frage, warum denn die Bibel so undeutlich ist.
Weil man durch sie lernen soll, gut und böse zu unterscheiden.

Pluto hat geschrieben: in der Bibel eine sehr starke Vermenschlichung Gottes dar.
Das ist dem Chiffre-Charakter verschiedener Gottes-Bilder geschuldet, hat aber mit Gott erst mal nichts zu tun.

Pluto hat geschrieben:Da das aber nicht geht, führt diese Argumentation in eine Sackgasse.
Das geht dann, wenn man eigene Wahrnehmung immer unter Vorbehalt stellt und sich fragt: "Kann meine Wahrnehmung in Übereinstimmung mit dem göttlichen Sein sein?".

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#33 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Pluto » Mi 17. Sep 2014, 11:27

closs hat geschrieben:Welche Bedeutung hat "Zorn in der Bibel" aus Deiner Sicht?
Wut, Ärger, Aggression, Affekt...
Das Gegenteil von Liebe und Sanftmut.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn man so um "sieben Ecken" argumentieren muss, stellt sich Frage, warum denn die Bibel so undeutlich ist.
Weil man durch sie lernen soll, gut und böse zu unterscheiden.
Das kann man auch in wenigen Worten erklären. Es ist auch mE nicht primäres Ziel der Bibel.
Außerdem sind "Gut" und "Böse" IMMER relativ zum (Moral-) Empfinden des jeweiligen Subjekts, ganz egal ob es sich hier um Mensch oder Gott handelt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: in der Bibel eine sehr starke Vermenschlichung Gottes dar.
Das ist dem Chiffre-Charakter verschiedener Gottes-Bilder geschuldet, hat aber mit Gott erst mal nichts zu tun.
Der Mensch denkt nun mal von Natur in Bildern und Symbolen. Dem gibt es kein Entrinnen. Das Bildnis-Verbot der Bibel hat mE nur den Zweck die Aura des Unbekannten zu verstärken.

closs hat geschrieben:Das geht dann, wenn man eigene Wahrnehmung immer unter Vorbehalt stellt und sich fragt: "Kann meine Wahrnehmung in Übereinstimmung mit dem göttlichen Sein sein?".
Meine Antwort darauf is ein deutliches, JA.
Warum?
Ohne die eigene Vorstellung von Gott, wäre ein solcher Vergleich nicht nur unmöglich, sondern auch sinnlos. Da aber Gott per definitionem unsichtbar ist, können haben wir doch nichts weiter als eine vage Vorstellung von "göttlichem Sein".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#34 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von sven23 » Mi 17. Sep 2014, 12:18

closs hat geschrieben:Moment: Wir sind alle aus dem selben Kessel. - Leid ist nicht davon abhängig, was wir wahrnehmen, sondern was wir sind..

Im Zusammenhang mit Gott ist "Wahrnehmung" der oft mißbrauchte und falsche Begriff. Es kann sich nur um Einbildung und Phantasie handeln. Wahrnehmen kann man nur etwas dem Wortsinn nach, was sich als "Wahr" herausstellt.


closs hat geschrieben: Das sind alles menschliche Gottesbilder, aber nicht Gott.

Woher willst du das wissen? Auch das sind menschliche Mutmaßungen. Im übrigen hast du selbst gesagt, daß Gott wollte, daß die Bibel uns so voliegt, wie sie ist: unvollkommen und unlogisch. Auch das wäre wieder unlogisch. Warum sollte ein vollkommener Gott uns absichtlich fehlerhafte Grundlagen zur Verfügung stellen? Ein täuschender Gott, der nur Verwirrung stiftet mit all den negativen Konsequenzen mißgedeuteter Texte. Mach keinen Sinn.
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sven23
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#35 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von sven23 » Mi 17. Sep 2014, 12:20

closs hat geschrieben:
Simplicius hat geschrieben: frei nach Luther: "Die Bibel ist die schlechte Windel, in die das arme Jesuskind gewickelt ist. Das sollen wir darin suchen und nicht die Windel anbeten."
Holla - das passt aber wie die Faust aufs Auge - sehr schön. :thumbup:

Die Bibel mit einer vollgeschissenen Windel zu vergleichen ist ja mal ne geile Metapher. :lol:
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Simplicius
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#36 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Simplicius » Mi 17. Sep 2014, 12:28

Moin,

Sven hat geschrieben: Die Bibel mit einer vollgeschissenen Windel zu vergleichen ist ja mal ne geile Metapher.

naja, ich habe frei nach Luther geschrieben, im Original sieht das weniger drastisch aus, Luther schreibt in seiner Vorrede aufs Alte Testament 1545:

Martin Luther hat geschrieben: Darumb las dein dünckel vnd fülen faren / vnd halte von dieser Schrifft / als von dem allerhöhesten / edlesten Heiligthum / als von der allerreichsten Fundgruben / die nimer mehr gnug ausgegründet werden mag. Auff das du die Göttliche weisheit finden mügest / welche Gott hie so alber vnd schlecht furlegt / das er allen hohmut dempffe. Hie wirstu die Windeln vnd die Krippen finden / da Christus innen ligt / Da hin auch der Engel die Hirten weiset. Schlecht vnd geringe Windel sind es / Aber thewr ist der schatz Christus / der drinnen ligt.

Weiter ist noch hier zu lesen:

Luther war deutlich, dass in der Bibel sehr verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen Meinungen zu uns reden. Er wusste: Die Bibel ist kein vom Himmel gefallenes Buch. Gott hat sie auch nicht wortwörtlich diktiert oder eingegeben, wie bis heute Vertreter der Verbalinspiration behaupten. Gottes Wort begegnet uns immer als Menschenwort - und das heißt: oft auch in menschlich-allzumenschlichen Brechungen. Luther drückte diese Erkenntnis aus, wenn er von der Knechtsgestalt des Wortes Gottes sprach. Er konnte in seiner bildhaft elementaren Sprache die Bibel sogar mit den Windeln vergleichen, die dem Jesuskind umgelegt werden mussten. "Sola scriptura" - "Die Schrift allein." Diese Losung ist auch gefährlich. Sie kann zu einem biblizistisch-fundamentalistischen Buchstabenglauben verleiten. Luther warnte ausdrücklich davor, die Bibel zu einem "papiernen Papst" zu machen, das heißt an die Stelle autoritärer Entscheidungen aus Rom eine formale Bibelautorität zu setzen. Luther entging der Versuchung einer Zementierung und Betonierung der Bibel, weil er die Bibel als Christuszeugnis verstand. So gehört zur Parole "Die Schrift allein!" die andere: "Allein Christus!" - "Solus Christus!" Dieser theologische Maßstab gab Luther die Freiheit auch zu einer kritischen Sicht der Bibel. Nicht alles, was in der Bibel steht, ist deshalb schon Wort Gottes, sondern das, "was Christum treibet", was die Rechtfertigung des Menschen allein aus Gnade predigt.

http://www.sonntagsblatt-bayern.de/arch ... oche13.htm

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#37 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 12:34

Pluto hat geschrieben:Wut, Ärger, Aggression, Affekt... Das Gegenteil von Liebe und Sanftmut.
Darin sehe ich kein Gegenteil von Liebe (bei Hass wäre es etwas anderes). - Beobachte mal insbesondere Mütter, die ihre Kinder in Liebe zusammenstauchen - sehr wohl wütend und aggressiv.

Pluto hat geschrieben: Es ist auch mE nicht primäres Ziel der Bibel.
Die Bibel selbst versteht sich natürlich NICHT so - aber vielleicht versteht es ja Gott so.

Pluto hat geschrieben:Der Mensch denkt nun mal von Natur in Bildern und Symbolen.
Stimmt - und es geht auch gar nicht anders. Aber er muss wissen, dass es nur Bilder und Symbole sind und bleiben.

Pluto hat geschrieben: Das Bildnis-Verbot der Bibel hat mE nur den Zweck die Aura des Unbekannten zu verstärken.
Oder klarzumachen, dass ein Gottes-Bild nie Gott ist.

Pluto hat geschrieben:Außerdem sind "Gut" und "Böse" IMMER relativ zum (Moral-) Empfinden des jeweiligen Subjekts, ganz egal ob es sich hier um Mensch oder Gott handelt.
Pragmatisch-säkular mag das zutreffend sein - spirituell ist dieser Ansatz vollkommen untauglich. - Was wäre Gott, wenn Dein Ansatz spirituell richtig wäre? Ein Egomanen-Schirmherr?

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#38 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 12:39

sven23 hat geschrieben: Wahrnehmen kann man nur etwas dem Wortsinn nach, was sich als "Wahr" herausstellt.
Genau so ist es geistig auch gemeint.

sven23 hat geschrieben: Warum sollte ein vollkommener Gott uns absichtlich fehlerhafte Grundlagen zur Verfügung stellen?
Vielleicht weil menschliche Grundlagen keine geeigneten Grundlagen sind.

Einerseits steht in der Bibel alle Wahrheit, die wir brauchen, in unübertroffener Tiefe - andererseits steht Schrott drin: "Prüfet alles und behaltet das Gute". - Das Gute daran: Keiner soll auf die Idee kommen, dass die Bibel als solche das Ticket zur Wahrheit wäre - da muss man den HG schon zwischenschalten, sonst gibt es Bruch.

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#39 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Pluto » Mi 17. Sep 2014, 12:49

closs hat geschrieben:Beobachte mal insbesondere Mütter, die ihre Kinder in Liebe zusammenstauchen - sehr wohl wütend und aggressiv.
Stimmt, aber welche liebende Mutter bringt ihre Kinder um?
Damit will ich sagen, eine Mutter setzt ihre Wut nicht in die Tat um, so wie Gott dies laut Bibel, mehr als nur einmal tut.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das Bildnis-Verbot der Bibel hat mE nur den Zweck die Aura des Unbekannten zu verstärken.
Oder klarzumachen, dass ein Gottes-Bild nie Gott ist.
Worin besteht der Unterschied, wenn wir eh Gott nicht genau definieren können.

closs hat geschrieben:Pragmatisch-säkular mag das zutreffend sein - spirituell ist dieser Ansatz vollkommen untauglich. -
Dennoch ist es richtig, dass "Gut" und "Böse" vom beobachtenden und wertenden Subjekt abhängt. Es braucht nun mal immer ein wahrnehmendes Subjekt, ganz egal ob es sich hierbei um einen Menschen, einem gedachten Gott oder gar einem realen Gott handelt.

closs hat geschrieben:Was wäre Gott, wenn Dein Ansatz spirituell richtig wäre? Ein Egomanen-Schirmherr?
Vielleicht... Ich weiß es nicht, denn dafür kenne ich Gott zu wenig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#40 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Samantha » Mi 17. Sep 2014, 13:13

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Beobachte mal insbesondere Mütter, die ihre Kinder in Liebe zusammenstauchen - sehr wohl wütend und aggressiv.
Stimmt, aber welche liebende Mutter bringt ihre Kinder um?
Damit will ich sagen, eine Mutter setzt ihre Wut nicht in die Tat um, so wie Gott dies laut Bibel, mehr als nur einmal tut.
Wenn die "Kinder" erwachsen werden, muss man sie loslassen, sie eigene Entscheidungen fällen lassen. Ein solches Kind lässt sich nicht bevormunden, es sei denn, es ist einsichtig/vernünftig und hat Vertrauen.

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