R.F. hat geschrieben:Das sind nur einige Erwägungen, die im Grunde nur den Schluss erlauben, dass die Schrift eben doch die wahre Grundlage für echte Wissenschaft ist.
Nun, was heißt Grundlage? Axiomatische Festlegung und nur aus der Prämisse heraus Gott sei der Autor der Bibel dürfe die Bibel gelesen und erläutert werden?
Was heißt "echte Wissenschaft"? Unecht also alle anderen, die die Bibel z.B. als Schriftwerk von menschlichen, wenn auch mehr oder weniger inspirierten Autoren sehen?
Diese Befürchtungen, die ich hier andeute, sind ja nicht ganz aus der Luft gegriffen. Die Kirchengeschichte ist voll von Zeugnissen, bei der man Fragestellungen gar nicht erst zugelassen hatte (Stichwort vorheriger Beiträge: "Immunisierung gegen Kritik").
Mit der Schrift als "Grundlage" für Wissenschaft tue ich mich hart. Außer man nutzt die "Vernunft" (Wissenschaft) um die Bibel zu erkunden.
Als bloße Vorgabe für Wissenschaft sehe ich da denn Sinn nicht. Wenn hunderte von Konfessionen innerhalb des christlichen Lagers sich auf ein Buch berufen und tausende unterschiedliche Gesichtspunkte bei denselben Texten herauskommen, ist die Grundlage zu "weich". Sorry. Da hat jeder dann eine andere Grundlage.
Wissenschaftlich gesehen muss man die Grundlagen (die jeder hat, so unterschiedlich sie sein mögen) durchaus nutzen. In dem man das durch die Wissenschaft zur Verfügung gestellte Instrumentarium sinnvoll einsetzt um die Grundlagen zu prüfen. Dann natürlich ergebnisoffen. Also Bestätigung wie Widerlegung sind grundsätzlich zulässig. Oder einfach ein "Offenlassen". Letzteres hat man z.B. wissenschaftlich gesehen, bei der Frage um die Existenz Gottes. Wissenschaftlich gesehen muss man die offen lassen, da man Gott weder belegen noch widerlegen kann. Das schließt aber nicht aus, dass man die heiligen Schriften der jeweiligen Religion (und sei es das Christentum) genauer anschaut. Beide Möglichkeiten vor Augen.
Wir haben dies in der universitären Welt ja recht deutlich. Da gibt es das Studienfach Theologie. Es ist völlig legitim, dass die von der Existenz Gottes ausgehen und wissenschaftlich daran weiterarbeiten (soweit dies möglich ist, die Methoden der Wissenschaft sind begrenzt in diesem Bereich). Die ziehen sogar weitere Axiome verbindlich in den Pfarrerausbildung. Es ist ja kein Zufall, dass bei katholischen Fakultäten katholische Pfarrer bei raus kommen und keine lutheranischen. Wen wunderts?
Es gibt auch die sog. "Religonswissenschaft". Das wäre ganz praktisch gesehen, das Studienfach, das die Grundlagen der theologischen Fakultäten nicht hat und insoweit "offener" an die Sache herangeht.
Mit dem Thema "Vernunft in Glaubensdingen" (siehe Thread, mal wieder hinführen, wir schweifen sehr schnell ab aufgrund der verschiedenen Beispiele, die dann auch durchdiskutiert werden) habe ich nicht das Problem.
Als Theist kann ich natürlich gleichzeitig auch Wissenschaftler sein. Warum nicht? Vieles wird darüber auch interessanter und man kann sehr gute Informationen und Zusammenhänge dabei gesteckt bekommen oder selbst herausfinden.
Andererseits, wenn man dies tut, wird man natürlich auf dem "dogmatischen Gebiet" zwischendurch auch mal ins Schleudern kommen können. Ein durch persönliche Erfahrung geprägter Glaube wird dies aber aushalten können.
Ein Glaube, der sich aber an Gehörtem, Dogmen, festhalten muss um zu bestehen, ist so auf Dauer nicht aufrechterhaltbar und wird zu großen Anfechtungen ausgesetzt sein.