Gott hat hohe Nebenkosten
#1 Gott hat hohe Nebenkosten
Der Film behandelt die Problematik kirchlicher Einrichtungen, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Ist dieses Modell noch tragfähig für die Zukunft?
Heute abend in 3sat um 20.15 Uhr.
Wer den Film vorab schon sehen möchte:
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Wer den Film vorab schon sehen möchte:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#2 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
Habe ca. die Hälfte geguckt. Da kommt eigentlich raus, dass der Steuerzahler WENIGER Nebenkosten hat.sven23 hat geschrieben:Wer den Film vorab schon sehen möchte
Wirtschaftlich gesehen offensichtlich ja. Es scheint sogar (was ich nicht wusste) einen Trend zu geben, dass die klammen Kommunen gerne so viel wie möglich an kirchliche Einrichtungen outsorcen. Sie werden ihre Gründe haben.sven23 hat geschrieben: Ist dieses Modell noch tragfähig für die Zukunft?
Aus christlicher Sicht ist dieses Modell sinnvoll, weil damit wenigstens noch durch die Hintertür Einfluss auf die Gesellschaft genommen werden kann. - Alternative wäre, dass die Kirche ihre Besitztümer umgekehrt an die Kommunen verpachtet, damit diese dort in Eigenregie ihre Kindergärten führen - das scheint aber keiner zu wollen.
Den Titel des Films "Gott hat hohe Nebenkosten" verstehe ich nicht. - Überhaupt hat man den Eindruck, dass da wieder mal ein Film aus schein-überlegener Haltung der Säkularität gemacht wird. - Welche finanziell machbaren Alternativen haben die Filmemacher anzubieten?
#3 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
closs hat geschrieben: Wirtschaftlich gesehen offensichtlich ja. Es scheint sogar (was ich nicht wusste) einen Trend zu geben, dass die klammen Kommunen gerne so viel wie möglich an kirchliche Einrichtungen outsorcen. Sie werden ihre Gründe haben.
Und die kirchliche Trägerschaft outsourct wiederum Teilbereiche. Sie ist zu einem gewöhnlichen Player im Spiel geworden, der sich zwar öffentlich finanzieren läßt, aber seine eigenen Regeln und Bedingungen für die Mitarbeiter festlegt und diesen weniger Rechte zukommen läßt als Arbeitnehmern in der Gesellschaft.
closs hat geschrieben: Den Titel des Films "Gott hat hohe Nebenkosten" verstehe ich nicht. -
Damit ist gemeint, daß auch die Kirche ökonomischen Zwängen ausgesetzt ist, wenn sie als Arbeitgeber auftritt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#4 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
Betriebswirtschaftlich JA.sven23 hat geschrieben: Sie ist zu einem gewöhnlichen Player im Spiel geworden
Was bei Outsorcing von Pflichten des Staates logisch ist.sven23 hat geschrieben:der sich zwar öffentlich finanzieren läßt
Wenn nicht, wird sie halt zum Staat sagen: "Dann nehmt es halt unter Eure Verantwortung". - Und das will der Staat nicht - aus guten (finanziellen) Gründen. - Das muss die Justiz klären.sven23 hat geschrieben:aber seine eigenen Regeln und Bedingungen für die Mitarbeiter festlegt
Logisch. - Aber man merkt bei der Titelwahl schon, dass die Redaktion aus dem säkularen Lager kommt.sven23 hat geschrieben:Damit ist gemeint, daß auch die Kirche ökonomischen Zwängen ausgesetzt ist, wenn sie als Arbeitgeber auftritt.

#5 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
closs hat geschrieben:- Aber man merkt bei der Titelwahl schon, dass die Redaktion aus dem säkularen Lager kommt.
Logischerweise ist sie von dieser Welt.

Die Frage, die man an die Kirche stellen muß, ist doch die: muß sie mit den gleichen Mitteln der säkularen Konkurrenz arbeiten wie Lohndumping, Zeitverträgen und Outsourcing etc. oder könnte sie mit einem Gegenmodell antreten, das entgegen dem allgemeinen Trend arbeitnehmerfreundlicher wäre?
Natürlich zu dem Preis, daß weniger oder kein Gewinn erwirtschaftet wird. Kostendeckend wäre ja auch schon ein Ziel.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#6 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
closs hat geschrieben:Wirtschaftlich gesehen offensichtlich ja. Es scheint sogar (was ich nicht wusste) einen Trend zu geben, dass die klammen Kommunen gerne so viel wie möglich an kirchliche Einrichtungen outsorcen. Sie werden ihre Gründe haben.
Oh ja, die werden auch im Film angesprochen. Führt eine Kommune einen Kindergarten in eigener Trägerschaft, bekommt sie deutlich weniger Landeszuschüsse, selbst dann wenn sie die gesetzlich vorgeschriebenen 12% Eigenanteil der Kirche mit bezahlt. Da muß man schon von gewollter politischer Steuerung zugunsten der Kirchen sprechen.
closs hat geschrieben: Aus christlicher Sicht ist dieses Modell sinnvoll, weil damit wenigstens noch durch die Hintertür Einfluss auf die Gesellschaft genommen werden kann. -
Man könne darin auch einen Verstoß gegen die verfassungsmäßig gebotene Trennung von Kirche und Staat sehen.
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#7 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
closs hat geschrieben:Wirtschaftlich gesehen offensichtlich ja. Es scheint sogar (was ich nicht wusste) einen Trend zu geben, dass die klammen Kommunen gerne so viel wie möglich an kirchliche Einrichtungen outsorcen. Sie werden ihre Gründe haben.
Oh ja, die werden auch im Film angesprochen. Führt eine Kommune einen Kindergarten in eigener Trägerschaft, bekommt sie deutlich weniger Landeszuschüsse, selbst dann wenn sie die gesetzlich vorgeschriebenen 12% Eigenanteil der Kirche mit bezahlt. Da muß man schon von gewollter politischer Steuerung zugunsten der Kirchen sprechen.
closs hat geschrieben: Aus christlicher Sicht ist dieses Modell sinnvoll, weil damit wenigstens noch durch die Hintertür Einfluss auf die Gesellschaft genommen werden kann. -
Man könnte darin auch einen Verstoß gegen die verfassungsmäßig gebotene Trennung von Kirche und Staat sehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#8 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
Da müsste man sich Bilanzen angucken. - Aus meinem Umfeld sind mir Fälle bekannt, bei denen die Aufrechterhaltung sozialer Einrichtungen (selten Kindergärten, aber oft Pflegeeinrichtungen) nur durch Zuschüsse aus Kirchenvermögen (also Quersubventionierung) möglich ist. Beispiel:sven23 hat geschrieben:türlich zu dem Preis, daß weniger oder kein Gewinn erwirtschaftet wird. Kostendeckend wäre ja auch schon ein Ziel.
Ein Kumpel von mir ist erfahrener Altenpfleger, der bandscheibenbedingt nicht mehr körperlich einsetzbar ist und deshalb vom Arbeitsamt für Verwaltungstätigkeiten vermittelt wird. - Zwei private Altenpflegeeinrichtungen haben ihn mit Kusshand genommen (1.500 Euro brutto) - er ist aber nach jeweils 2 Monaten wieder abgesprungen.
Warum? - Weil er nur fürs Papier eingestellt wurde (er hat alle nötigen Papiere zur Führung einer solchen Einrichtung) - aber: Er fand dann heraus, dass er der einzige war, der wirklich ein Gelernter war. - Der Trick: Ungelernte Kräfte sollen durch die Anwesenheit eines Zertifizierten "veredelt" werden. - Das praktische Problem war allerdings in beiden Fällen: Mein Kumpel war der Einzige, der (beispielsweise) einen Patienten fachgerecht lagern/umheben/etc. konnte - was er dann bei schwierigen Fällen auch wieder gemacht hat (konnte ja sonst keiner), aber nicht durfte und konnte (Bandscheibe).
Gegen solche Einrichtungen muss sich die Kirche durchsetzen - oft genug ohne Erfolg: Ende des Jahres schließt wieder eine evangelische Einrichtung in meinem Umfeld, weil die Gemeinde die nötigen Zuschüsse nicht mehr stemmen kann.
Vielleicht gibt es da Verträge. - Und wie gesagt: Auch die Kommunen überlegen sich, wie sie den Kopf aus der Schlinge kriegen.sven23 hat geschrieben:Da muß man schon von gewollter politischer Steuerung zugunsten der Kirchen sprechen.
Kann man. - Das soll die Justiz klären - dafür ist sie da.sven23 hat geschrieben:Man könne darin auch einen Verstoß gegen die verfassungsmäßig gebotene Trennung von Kirche und Staat sehen.
Entweder die Rechtssprechung erklärt es für verfassungskonform - dann bleibt es, wie es ist. - Oder sie erklärt es für NICHT verfassungskonform - dann wird sich die Kirche da zurückziehen, wo sie ihre Art der Verantwortung nicht mehr tragen kann. - Das darf man nüchtern sehen.
- Magdalena61
- Beiträge: 15073
- Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
#9 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
Der Titel klingt interessant. Aber was hat Gott mit den Händlern, Wechslern und Taubenverkäufern im Tempel zu tun?
Die Unternehmer in Mt. 21 erbrachten Dienstleistungen und boten Waren an, die von den Gläubigen, die den Tempel besuchten, in Anspruch genommen/ gekauft wurden, damit sie ihre diversen, sich aus dem Glauben ergebenden Pflichten erfüllen konnten.
Jesus hat die Tätigkeiten der Händler nicht negiert. Seine Kritik betraf den Ort, an dem sie ausgeübt wurden.
Die Kirche kann durchaus als Arbeitgeber auftreten und Gewinn machen. Nur sollte sie den Mammon und das Bethaus sorgfältig getrennt halten.
Gläubige Katholiken/ Protestanten arbeiten vielleicht lieber in einer Einrichtung ihrer Kirche.
Um konkurrenzfähig zu sein und es zu bleiben muß jeder Unternehmer schauen, wie er seinen Laden am besten managt. Da machen die Kirchen keine Ausnahme.
Wenn der Staat Subventionen übrig hat; warum sollten die Kirchen darauf verzichten?
LG
Die Unternehmer in Mt. 21 erbrachten Dienstleistungen und boten Waren an, die von den Gläubigen, die den Tempel besuchten, in Anspruch genommen/ gekauft wurden, damit sie ihre diversen, sich aus dem Glauben ergebenden Pflichten erfüllen konnten.
Jesus hat die Tätigkeiten der Händler nicht negiert. Seine Kritik betraf den Ort, an dem sie ausgeübt wurden.
Die Kirche kann durchaus als Arbeitgeber auftreten und Gewinn machen. Nur sollte sie den Mammon und das Bethaus sorgfältig getrennt halten.
Gläubige Katholiken/ Protestanten arbeiten vielleicht lieber in einer Einrichtung ihrer Kirche.
Um konkurrenzfähig zu sein und es zu bleiben muß jeder Unternehmer schauen, wie er seinen Laden am besten managt. Da machen die Kirchen keine Ausnahme.
Wenn der Staat Subventionen übrig hat; warum sollten die Kirchen darauf verzichten?

LG
God bless you all for what you all have done for me.
#10 Re: Gott hat hohe Nebenkosten
Magdalena61 hat geschrieben: Wenn der Staat Subventionen übrig hat; warum sollten die Kirchen darauf verzichten?![]()
LG
Das wäre mal was Neues, daß der Staat Subventionen übrig hat. So lange er für Subventionen neue Schulden aufnehmen muß, kann man von übrig haben nicht sprechen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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