Homöopathie

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closs
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#2011 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Di 4. Mär 2014, 21:37

sven23 hat geschrieben:Mein Gott, in was für einem esoterischen Umfeld lebst du?
Das pure Gegenteil ist der Fall - das sind Dachdecker, Facharbeiter, etc. - Die haben davon gehört (es nicht einmal aktiv gesucht), weil es in der Nähe war, und sind hingegangen, weil sie Nase mit Schulmedizin-Stress voll hatten. - Und warn baff, dass es tatsächlich und wider Erwarten funktioniert hat.

sven23 hat geschrieben: herausfinden, ob man die Heilerfolge der HP zuschreiben kann?
Ein halb wegs begabter Statistiker sollte da nicht überfordert sein.

closs
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#2012 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Di 4. Mär 2014, 21:42

sven23 hat geschrieben: ich will den Dingen ganz undogmatisch auf den Grund gehen.
Das würde die HP-Branche sogar freuen - allerdings werden es sich HP-Leute herausnehmen, die Test-Voraussetzungen genau anzugucken (wir haben ausführlich darüber gesprochen).

Ein "normaler" praktischer HP-Allgemein-Medizin-Hausarzt wird warten, bis die Wissenschaft endlich das kapiert, was er jeden Tag sieht. Das mag sehr unkonventionell wirken, kommt aber der Realität ziemlich nahe.

Pluto
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#2013 Re: Homöopathie

Beitrag von Pluto » Di 4. Mär 2014, 21:52

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:sie sollen endlich beweisen, dass sie Ärzte sind
Ein Facharzt für Allgemeinmedizin muss das nicht.
Nein, weil die Mittel alle vor der Zulassung ihre Wirkung beweisen müssen. Das muss die HP nicht. Also, wenn das nicht zugunsten der HP ist...
Der HP wird jeder erdenkliche Vorteil gegönnt... im Zweifel für den Angeklagten, nicht wahr? Und dennoch kann die HP-Fraktion nicht beweisen, dass ihre Heilerfolge auf mehr als Placebo-Wirkung basieren. *kopfschüttel*

Nicht mal das stimmt - wir haben Hausarztmangel, und mit Gerätemedizin kann man 10 x mehr verdienen als mit HP.
Und ob es stimmt. Wer sonst kann es sich leisten Zuckerwatte für solch horrende Preise zu verkaufen? http://www.idealo.de/preisvergleich/Pro ... 16-15.html

und an den HP-Mitteln verdient der Arzt nicht.
Das stimmt nun mal nicht. Warum ist er nicht genauso daran beteiligt?

Was sagt Ihr einem Arzt, zu dem pro Jahr meinetwegen 10 schulmedizinisch erfolglos behandelte Pseudo-Krupps kommen, die er nahezu gelangweilt innerhalb kurzer Zeit heilt?
Wie bitte?
Erst behauptest du jeder Fall sei individuell, und nu sagst du es gäbe gleich serienweise Leute mit der gleichen Krankheit, die ein HP Arzt mit "links" heilt.
Was stimmt nun?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#2014 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Di 4. Mär 2014, 22:35

Pluto hat geschrieben: weil die Mittel alle vor der Zulassung ihre Wirkung beweisen müssen.
Bei der HP geht das über die Praxis - bzw, die HP-Ärzte kümmern sich nicht um etwaige vorherige Tests, weil sie es eh selber in der Praxis testen wollen. - Da steckt allerdings auch dahinter, dass man bei niedrigen D keine Nebenwirkungen befürchten muss.

Pluto hat geschrieben:Und ob es stimmt.
In meinem Umgeld hat der Arzt nichts verkauft - so viel ich weiss, darf man das in einer Kassen-Praxis gar nicht.

Pluto hat geschrieben:Warum ist er nicht genauso daran beteiligt?
Warum ist ein Schulmediziner nicht am Umsatz seiner Verschreibungen beteiligt? - Derselbe Grund.

Pluto hat geschrieben:Erst behauptest du jeder Fall sei individuell, und nu sagst du es gäbe gleich serienweise Leute mit der gleichen Krankheit, die ein HP Arzt mit "links" heilt.
Ob der Arzt dabei jeweils verschiedene Mittel gegeben hat, weiss ich nicht. - Wenn es ein niedriges D ist, gibt man auch manchmal eine individuelle Kombination - da bin jetzt aber überfragt.

Da gibt es übrigens auch Spannungen innerhalb der HP: Als Königsdisziplin gilt die Zuspitzung auf EIN Präparat - in Kassen-Praxen werden gerne Kombinationen gegeben.

Das mit dem Pseudokrupp (Töne von Kindern, die einen erschrecken, weil sie so tief sind) haben wir selber erlebt - und es gab es oft in unserer Gegend, weil in der Nähe ein Zementwerk mit Feinstaub ist. Der Kinderarzt hat das NICHT in den Griff gekriegt. - Mit der Zeit sind viele Kinderarzt-Patienten zu dem HP-Arzt abgewandert, weil bekannt war, dass er das in nullkommanix in den Griff bekommt.

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sven23
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#2015 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Di 4. Mär 2014, 22:48

barbara hat geschrieben:
Es ist ja nicht so, dass die Schulmedizin zu Hahnemanns Zeiten schon evidenzbasiert randomisiert doppelblind gearbeitet hat -

Auch das stimmt so nicht ganz.
"Die Geschichte der Blindstudie ist eng mit der des Placebos verknüpft. Placebos wurden in der wissenschaftlichen Medizin erstmals im 17. Jahrhundert eingesetzt. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff „Verum“ (lat. „das Wahre, das Richtige“) für das eigentliche Medikament. In dieser Epoche wurde die Wirksamkeit von Chinin bei Malariafieber durch Thomas Sydenham (1624–1689) nachgewiesen. Chinin gilt daher heute als erstes Verumpräparat, das nachweislich kein Placebo darstellt."
"Die ersten doppelblind durchgeführten Versuche in Mitteleuropa begannen in der Mitte des 19. Jahrhunderts"

Quelle

Das Instrumentarium war auch Hahnemann schon bekannt.

barbara hat geschrieben: Gehörst du etwa auch zu denen, die Goethe für einen schlechten Schriftsteller halten, weil er sich in seinen Texten nicht an die aktuellste Rechtschreibereform hält?

Nein, für einen genialen Dichter mit naturwissenschaftlichen Schwächen (siehe Streit mit Newton)

barbara hat geschrieben: Dass die grossen Kosten für akzeptierte Studien durchaus eine Strategie sein können, unliebsame Konkurrenten fernzuhalten von Zulassungen, dafür bin ich bös genug das zu denken. Wobei man ja durchaus die Meinung haben kann, dass Aspekte wie eine obligatorische Versicherung am Resultat des Versuchs selbst nichts ändern sollten.

Mal wieder eine Verschwörungstheorie?
Die Gründe sind sicher ganz pragmatischer Natur. Bei korrekt durchgeführten Versuchen werden sich keine signifikanten Unterschiede ergeben und damit fällt das Fundament der HP in sich zusammen.
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#2016 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Di 4. Mär 2014, 22:53

closs hat geschrieben:Ein halb wegs begabter Statistiker sollte da nicht überfordert sein.

Im Prinzip kann man auch so etwas machen, aber es hat keine Aussagekraft über methodische Fehler und falsche Wirkungs-Zuschreibungen.
Das gilt auch für die Allopathie.
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#2017 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Di 4. Mär 2014, 22:54

sven23 hat geschrieben:Mal wieder eine Verschwörungstheorie?
Nein - Business as usual. Das ist in allen Branchen so - wir sind eine Wettbewerbs-Gesellschaft.

sven23 hat geschrieben:Bei korrekt durchgeführten Versuchen werden sich keine signifikanten Unterschiede ergeben
Diese Haltung wäre ein indirekter Hinweis, dass es keine geben darf. :lol: - Wie auch immer: Es wäre dann immer noch zu klären, warum ein HP-Arzt reihenweise und voraussagbar Placebo-Wirkungen und Anekdoten hinkriegt und der Facharzt für Kinderheilkunde nicht (Bsp: Pseudo-Krupp/Tierische Eiweiss-Intoleranz/etc.).

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#2018 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Di 4. Mär 2014, 22:56

sven23 hat geschrieben:Im Prinzip kann man auch so etwas machen, aber es hat keine Aussagekraft über methodische Fehler und falsche Wirkungs-Zuschreibungen.
Jetzt mal komplett unabhängig von HP:

Die Stochastik hat sich heute so weit entwickelt, dass sie als Tatsachen-Lieferant akzeptiert ist - wieso nicht bei HP?

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#2019 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Di 4. Mär 2014, 23:04

closs hat geschrieben:Das würde die HP-Branche sogar freuen - allerdings werden es sich HP-Leute herausnehmen, die Test-Voraussetzungen genau anzugucken (wir haben ausführlich darüber gesprochen).

Es gibt ja Ansätze (siehe Barbaras Link zur Veronika-Carstens Stiftung) mit randomisierten Blindtests für die Arzneimittelprüfung. Wenn dann nicht das gewünschte Ergebnis rauskommt, zieht man wieder den Schwanz ein und schiebt organisatorische Gründe vor.
In der Praxis gibt es eine vereinfachtes Zulassungsverfahren nach EU Recht, also eine Herabsetzung des Qualitätsniveaus.

closs hat geschrieben: Ein "normaler" praktischer HP-Allgemein-Medizin-Hausarzt wird warten, bis die Wissenschaft endlich das kapiert, was er jeden Tag sieht. Das mag sehr unkonventionell wirken, kommt aber der Realität ziemlich nahe.

Die Wissenschaft wartet schon seit 200 Jahren auf ein plausible Theorie zur Wirkunsgweise. Warum kommt da nichts?
Übrigens können auch bei den HP-Ärzten Wahrnehmung und Wirklichkeit auseinender liegen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#2020 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Di 4. Mär 2014, 23:07

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Im Prinzip kann man auch so etwas machen, aber es hat keine Aussagekraft über methodische Fehler und falsche Wirkungs-Zuschreibungen.
Jetzt mal komplett unabhängig von HP:

Die Stochastik hat sich heute so weit entwickelt, dass sie als Tatsachen-Lieferant akzeptiert ist - wieso nicht bei HP?

Die Stochastik trifft doch keine Aussage über methodische oder inhaltliche Fehler, die systembedingt gar nicht als solche erkannt werden. Sie kann sich doch nur am vorliegenden Datenmaterial orientieren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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