Homöopathie

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sven23
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#1921 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 3. Mär 2014, 07:02

closs hat geschrieben:Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. - Wenn eine Annahme richtig ist und deren Durchführung fehlerhaft, hat das nichts mit der Annahme zu tun.

Ok, nehmen wir also an, es gäbe so etwas wie das simile-Prinzip und das Verfahren der Zuordnung von Krankheiten zu bestimmten Substanzen aber fehlerhaft, zufällig und unwissenschaftlich ist. Wenn die Hp dann trotzdem "funktioniert", was sagt das über HP aus?
Wenn Wasser-HP und jegliche Form von Voodoo-Medizin "funktioniert", was sagt das über diese Verfahren aus?

closs hat geschrieben: Das Simile-Prinzip scheint mir durch die Praxis belegbar zu sein - es ist unwahrscheinlich, dass Therapieerfolge auf einer ganz anderen Annahme folgen - dann müsste es ja eine Annahme sein, die zufällig zum selben Ergebnis führt wie die Simile-Annahme.

Vodoo-Medizin "funktioniert" in der Praxis auch, das sagt noch nichts über die Plausibilität und Wirksamkeit einer Methode.

closs hat geschrieben: Wir dürfen bei allen Spekulationen nicht vergessen, dass es da noch die Alltags-Praxis gibt (im doppelten Wortsinn).

Wie Anton richtig bemerkte, geht es doch vor allem um Zuschreibung. Kann man beobachtete Wirkungen der HP zuschreiben oder gibt es noch andere Faktoren, die dafür verantwortlich sein könnten? Wenn man alles andere ausschließen kann, dann steht HP ganz vorne auf der Liste der Verdächtigen. Aber so lange gilt die Unschuldsvermutung.
Zuletzt geändert von sven23 am Mo 3. Mär 2014, 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
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sven23
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#1922 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 3. Mär 2014, 08:08

Mögliche andere Ursachen sind Placebowirkung und Spontanheilung.

"Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren zurück. Dies ist also quasi die Regel der menschlichen Krankheiten........."
Quelle


Die Rolle der therapeutischen Zuwendung darf nicht unterschätzt werden.

"Wie entscheidend die Rolle eines Beratungsgesprächs für die Wirksamkeit einer Therapie (homöopathischer Art oder nicht) sein kann, zeigt eine Untersuchung der Rheumatologin Sarah Brien von der "Complementary and Integrated Medicine Research Unit" am Aldermoor Health Centre in Southamptom aus dem Jahre 2010 bei einer Kleinstudie......."
Quelle

Hier wurde sogar die von den HP-Anhängern geforderte typengerechte Behandlung realisiert mit individuellem Therapiegspräch vor der Randomisierung.
Interssant ist das Ergebnis der Beratung:
Zitat
"Bei den sekundären Endpunkten: Schmerzempfinden, Zahl der geschwollenen Gelenke, Patientenselbsteinschätzung auf Wochenbasis und Stimmung gab es dagegen jeweils signifikante Vorteile für jene Patienten, die homöopathisch beraten wurden im Vergleich zu jenen, die nur herkömmlich beraten wurden. Es war also gleichgültig, ob die Patienten Placebo, Komplexhomöopathie oder individuell zubereitete homöopathische Medikamente erhielten, solange sie nur vorher homöopathisch beraten wurden."

Ich glaube, da haben wir uns den möglichen Ursachen schon ziemlich angenähert.
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barbara
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#1923 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mo 3. Mär 2014, 09:06

sven23 hat geschrieben: Spötter meinen ja, daß Hahnemanns eigentliche Leistung darin bestand, die Menschen vor der damaligen Schulmedizin fern zu halten. Sein Kritik war sicher nicht unberechtigt. Heute hat sich die Situation komplett umgedreht. Die Medizin hat enorme Fortschritte gemacht, während die HP immer noch auf dem Stand vor 200 Jahren steht. Gefährlich wird sie, wenn sie Menschen davon abhält, bei ernsten Erkrankungen zu einem richtigen Arzt zu gehen.

nun, wie wir inzwischen schon festgestellt haben, ist das übliche Verfahren in der Regel umgekehrt, nämlich, dass Leute, denen der Schulmediziner nicht helfen kann (und das meist während längerer Zeit) irgendwann beim Homöopathen landen.

Und wegen "Fortschritten" - eine gute Sache, die sich bewährt hat, auf einmal nicht mehr zu machen, ist auf alle Fälle kein Fortschritt. Die meisten erfolgreichen Technologien, die wir benutzen, haben schon ein ehrwürdiges Alter, angefangen bei Feuer und Rad über Webstühle und Pflüge bis hin zur Elektrizität. Auch wenn ein moderner Webstuhl maschinell betrieben wird und nicht mehr von Hand, so wird auf das Prinzip von Schuss und Kette nicht verzichtet. Man wär ja schön blöd. Ausserdem können gewisse Stoffe, zB gewisse feine Stoffe von alten Jacquard-Webstühlen, kaum maschinell hergestellt werden, da zu delikat. "Neu" ist nicht notwendigerweise in jeder Hinsicht "besser".

Und wie auch schon erwähnt: auch die Homöopathie, die auf ihr bewährtes Prinzip sicher nicht verzichtet, macht insofern Fortschritte, als sie auch moderne Werkzeuge nutzt, zB Röntgenaufnahmen und Laborwerte zur Diagnose, oder Computer zur Verwaltung der Patientendaten.

Ausserdem sind auch chirurgische Skalpelle und andere Werkzeuge des Schulmediziners im Wesentlichen seit vielen Jahrhunderten gleich. Irgendwann hat man für bestehende Probleme halt die am besten funktionierende Lösung gefunden, und da nur um der Neuheit willen etwas zu ändern, wär keinesfalls eine Verbesserung.

Und zu guter Letzt, wenn man sieht, wie sehr die Kosten für Krankenkassen in den letzten Jahren explodieren, aber die Gesundheit und Lebenserwartung keineswegs im gleichen Rhythmus besser wird, so sind bedingungslose Loblieder auf die Schulmedizin keineswegs angebracht.

gruss, barbara

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#1924 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mo 3. Mär 2014, 09:12

closs hat geschrieben: Das von Dir vorgestellte und kritisierte Verfahren ist somit PRINZIPIELL auch richtig - aber ob das so austestbar ist, steht auch bei mir in Frage. - Denn es ist ein Unterschied, ob Du krank bist, also ein Symptom hast, und dieses per Simile bekämpfst, oder ob Du gesund bist und ein Symptom ausgelöst wird. - In dieser Frage muss ich mich dezent zurückziehen.

Ja das geht.

Es setzt allerdings eine sehr bescheidene Lebensweise voraus, und der Verzicht auf Dinge wie Pfefferminz, Kaffee, und überhaupt alles, was pharmakologisch wirksam ist (laut Hahnemann so gut wie alle Nahrungsmittel mit Ausnahme von Erbsenbrei) - die Idee ist, dass die Wirkung des Mittels nicht durch andere Einflüsse verfälscht wird - und es braucht Übung, viel Übung, bis die Sensibilität so hoch ist, dass sinnvolle Urteile abgegeben werden können.

Das ist ein bisschen wie bei Parfumeuren und Weinkennern: Es braucht Übung (viel Übung!), bis man rein von der Degustation her sagen kann, das war sandiger Boden, oder lehmiger Boden, diese und jene Traubensorte, dieses und jenes Problem während des Wachstums der Trauben, ein regnerischer Sommer aber warmer Herbst , etc. Dito für die Arzmeimittelprüfung. Der Arzneimittelprüfer kultiviert seinen eigenen Körper und seine Wahrnehmungsfähigkeit zum Instrument zur Beurteilung einer Arznei.

gruss, barbara

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#1925 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mo 3. Mär 2014, 09:14

sven23 hat geschrieben: Wenn die Datenbasis aus der Arzneimittelprüfung fehlerhaft ist, muß man auch hinter das simile-Prinzip ein großes Fragezeichen machen. Die Arzneimittelprüfung ist das A und O und wenn hier auf Kontrollgruppen und Verblindung verzichtet wird, mussen die Ergebnisse zwangsläufig auf Zufall beruhen. Das ist ein wichtiger Punkt, der von Kritikern der HP immer wieder zu Recht angeführt wird.

http://www.psiram.com/ge/index.php/Hom% ... .C3.BCfung

Es wird ja gar nicht immer auf Kontrollgruppen und Verblindung verzichtet. :roll:

gruss, barbara

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#1926 Re: Homöopathie

Beitrag von 2Lena » Mo 3. Mär 2014, 09:15

Sehe grad, Barbara geht bereits (mit ein paar kleinen Mittelchen!) in die Richtung. Aber sie bringt doch nichts, wenn sie allein die "Medizin" betrifft.

Sven23: Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren zurück.
Sven, das ist ein Argument!
:oops: :oops: Mich halb tot lachend wegen der "Logik" der Medizinversuche, die "wissenschaftliche" Arbeiten schreibt, aber das ABC nicht kann.

Ein paar Beispiele:
Käse gegessen, Riesenquaddel durch Brennessel und Mücke.
Schweinshaxe bleiben lassen, plötzliche Heilung vom geschwollenen großen Zeh.
Lüftung im Kino repariert, "Spontanheilungen" von Schnupfen zahlreicher Besucher.
Wohnzimmer geputzt, Duftkerzen entfernt - Asthma tritt nicht mehr auf.
Waschmittel gewechselt - Agression der Familie reduziert sich.
Haarschampoo aus dem Haus geschafft, Denkvermögen verbessert sich.
Billiges Sonnenblumenöl nicht mehr verwendet - keine fettigen Haare mehr.

(Jeder Besuch in einer Familie bringt mir Geschrei ein ... Die kapieren das nicht so, sondern sie wollen zum Arzt gehen, der sie "bemuttert" ?und ihre Wehwechen belässt?)

Es ist doch ein Witz - Behandlung für "xy" - ohne fehlende Forschung:
Mückensticke, Gicht, Schnupfen, Asthma, Agression, Konzentrationsstörung.
Dazu eine Medizin- und Kosmetikindustrie, wie gegen fettige Haare aufzubauen, die zudem ein Moloch von Umweltbeschmutzer ist. Darüber hinaus sind die Endprodukte im Abwasser jeden Haushalts und vergiften.

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#1927 Re: Homöopathie

Beitrag von barbara » Mo 3. Mär 2014, 09:16

Münek hat geschrieben: Das würde ihren apologetischen Eifer erklären (Apologetik = Vertei-
digung einer (Welt-)anschauung, Rechtfertigung von Glaubenslehrsät-
zen). ;)

Ist nur eine ganz vage Vermutung. :)

nein, es ist einfach ärgerlich, wie unflexibel hier Meinungen auch nach der fünfzigsten Widerlegung gegen alle Tatsachen aufrecht erhalten werden.

unglaublich.

Und das sind dann dieselben Leute, die sich auf wissenschaftliches Denken berufen... also angeblich an der Orientierung an der Empirie. an den Tatsachen.

und dann sowas. autsch.

gruss, barbara

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#1928 Re: Homöopathie

Beitrag von Scrypton » Mo 3. Mär 2014, 09:22

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Doch deine Behauptungen sind nicht gleich die Realität
Da sind wir uns mal einig: Behauptung ist Wahrnehmung
Nein, Behauptungen sind Aussagen, welche die Richtigkeit der jeweiligen Aussagen fordert und hat somit erst mal nichts mit Wahrnehmung zu tun.
Das deine Behauptung tatsächlich etwas mit "Wahrnehmung" zu tun haben ist alleine eine Behauptung, die auf deiner eigenen Überzeugung beruht.

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#1929 Re: Homöopathie

Beitrag von Scrypton » Mo 3. Mär 2014, 09:33

barbara hat geschrieben:nein, es ist einfach ärgerlich, wie unflexibel hier Meinungen auch nach der fünfzigsten Widerlegung gegen alle Tatsachen
Welchen Widerlegungen denn?
Verlinke doch bitte zu einer - Tatsachenbehauptungen sind keine Argumente und widerlegen somit auch nichts.

barbara hat geschrieben:Und zu guter Letzt, wenn man sieht, wie sehr die Kosten für Krankenkassen in den letzten Jahren explodieren, aber die Gesundheit und Lebenserwartung keineswegs im gleichen Rhythmus besser wird, so sind bedingungslose Loblieder auf die Schulmedizin keineswegs angebracht.
Das ist natürlich ebenfalls Unsinn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebenserwa ... ntwicklung

Deine Aussage wirst du mit keinen fundierten Zahlen untermauern können. Du hast sie dir wohl einfach nur ausgedacht.

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#1930 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Mo 3. Mär 2014, 09:51

barbara hat geschrieben:
Und wie auch schon erwähnt: auch die Homöopathie, die auf ihr bewährtes Prinzip sicher nicht verzichtet, macht insofern Fortschritte, als sie auch moderne Werkzeuge nutzt, zB Röntgenaufnahmen und Laborwerte zur Diagnose, oder Computer zur Verwaltung der Patientendaten.

Dann kann man auch gleich zu einem richtigen Arzt gehen. :lol:
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