Pluto hat geschrieben:Er wurde offenbar dazu auserwählt, die Verräterrolle zu übernehmen
Wobei wir wieder beim Thema "Fügung" wären.
Samantha hat geschrieben:verraten wollen ist eine Entscheidung
Was ist "Entscheidung" (außer, dass es ein modernes Wort ist)? - Was kann ein Besessener (der Satan fuhr in ihn) "entscheiden"?
Was war die "Erkenntnis" von Judas, dass er Jesus nötigen wollte, mit Gewalt die Herrschaft zu übernehmen? - Wie kommt er darauf?
Pluto hat geschrieben:Aber wäre Judas nicht gewesen, wäre Jesus vielleicht gar nicht am Kreuz gestorben.
Das ist einmal mehr das Doppelspiel zwischen persönlicher "Freiheit" und "heilsgeschichtlicher" Fügung.
Judas meint aus irgendwelchen Gründen, die in ihm die Oberhand haben, er solle Jesus verraten (rein technokratisch kann man das als "freie Entscheidung" bezeichnen) - da er diese Gründe hat und ihn keiner daran hindert, aus diesen Gründen heraus zu handeln, hat er einen "freien Willen" (auch wieder rein technokratisch gemeint). - Gleichzeitig gibt es eine Fügung, die ihn zu dieser heilsgeschichtlichen Rolle vorsieht - genauso, wie dieselbe Fügung den Mörder Mose bestimmt hat, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen. - Immer dasselbe Schema.
Wind hat geschrieben:Der Grund, dass es dem Judas nur ums Geld ging, halte ich für zu einfach.
Ja - ganz recht.
Wind hat geschrieben:Ich denke, dass Judas eine ganz andere Vorstellung der Erlösung durch den Messias hatte, als Jesus es wollte.
Möglicherweise ist Judas der letzte Vertreter des AT, das Glaubenskämpfe mit dem Schwert führt statt die Wange hinzuhalten, und sich sich äußerlich statt innerlich beschneidet. - Insofern könnte der Tod Judas' für den Tod des AT stehen.
Wind hat geschrieben:Weil er einen ganz anderen Ausgang erdacht hatte.
Allen DASS er einen eigenen Ausgang erdacht hatte, ist bereits Frevel (den er NICHT als solchen erkennt). - Hiob weiß ein Lied davon zu singen.
Wind hat geschrieben:Wenn Judas tatsächlich dazu auserkoren war, Jesus zu verraten, dann glaube ich, dass er von Gott auch nicht dafür bestraft wird.
Da spricht eine Bibelstelle dagegen (weiß gerade nicht wo), nach der er ausdrücklich vom Heil ausgeschlossen wäre. Allerdings müsste man sich diese Stelle mal genauer angucken - quellen-technisch und ursprachlich und exegetisch.
Witerhin muss bedacht werden, dass Fügung und sogenannter "freier Wille" nicht interferieren müssen. Gott kann auch Judas deshalb auswählen, weil er von seinem Wesen her verrucht ist. - Dagegen spricht allerdings, dass der Satan in ihn fuhr - was zur Frage führt zum Verhältnis von "Besessenheit" und "freiem Willen". - Ist der Mensch delikt-fähig, wenn er besessen ist?
Ansonsten wird Judas wie jeder andere Mensch "gerichtet" - wobei "richten" zweierlei bedeuten kann: "Verurteilen", also hin-"richten" - oder "bewahrheiten" (die urtext-nahe Übersetzung für das, was in üblichen Übersetzungen "richten" heisst"), also aus-"richten" (wie man einen gebrochenen Knochen "richtet"). - Die eine Version ist das Gegenteil der anderen Version.