sven23 hat geschrieben:Hat Gott denn den Lebensweg Hitlers so gestaltet, daß am Ende der Holocaust herauskommt? Eine sehr bizarre Vorstellung.
Verstehe - so, wie Du es meinst, wäre es wirklich bizarr. - Nein.
Gott "macht" nicht den Holocaust - das sind die Menschen. Deshalb:
closs hat geschrieben:"Fügung" ist nicht "Manipulation".
Mit "am Ende" war gemeint: "Wie füge ich (Gott) es so, dass alle davon Betroffenen und die Menschheit selbst ihr Heil erkennen". - Oder anders: "Wenn der Mensch schon die Holocaust anrichtet, wie füge ich es, dass er trotzdem erkennend im Heil ankommt".
Und immer wieder: Das Ankommen im Heil ist vollkommen unabhängig davon, ob es 6 Mio Tote oder
einen Toten gibt, da es jeweils nur
einen Betroffenen gibt - es geht immer nur um den Einzelnen. Es ist
für den Einzelnen egal, ob er vom WTC oder von einer Schlammlawine begraben wird - das Leid wird nicht dadurch größer oder kleiner, dass andere auch begraben werden oder nicht.
Der Unterschied ist die Signalwirkung auf die Welt: Wenn
einer verunglückt, bedauert/betrauert man das - wenn viele ermordet werden, denkt man darüber nach und ändert evt. etwas. Für den Betroffenen, also den Toten, ist es egal.
Knifflich wird es bei "angeordneten" Katastrophen - etwa "Sintflut" (eigentlich dann auch etwa für den Tsunami 2004). - Da gilt zunächst dasselbe: Für den Betroffenen ist es egal. - Geistig wäre dagegen die Frage: "Darf" Gott das?
Diszipliniert gedacht wäre die Antwort JA - WENN man davon ausgeht, dass das Leben von Gott gegeben ist und von ihm auch genommen werden darf. - Und vor allem: Wenn man den Daseins-Tod als Heimkehr in den Ursprung versteht ("Wo gehen wir hin? - Immer nach Hause").
Im übrigen: Was sind eigentlich die Alternativen zu "Fügung"?
Die einen sagen: "Der Teufel war's". - Dann muss man fragen, warum es der allmächtige Gott nicht verhindert - also kommen wir indirekt zur Fügung zurück. - Oder man sagt, Gott sei nicht allmächtig. - Dann kann man Gottes-Glauben an sich knicken, weil er dann keinen Sinn macht.
Die anderen sagen: "Es war die Natur oder geschah aus freiem Willen". - Da kann man operativ mit leben (weil es im Grunde nichts aussagt, sondern nur beobachtend beschreibt). Aber es wäre keine geistige Antwort - es wäre keine Antwort auf die Frage "Warum?".
Einige bereits mehrfache Anmerkungen aus purer Routine:
* Dieses Privileg Gottes, Leben zu nehmen darf unter KEINEN Umständen vom Menschen stellvertretend in Anspruch genommen werden ("Let's kill him - er kommt eh nach Hause").
* In moderner Denkart (Anthropozentrismus/Existenzialsmus/"Selbstverwirklichung") sind solche Gedanken setzungs-bedingt nicht nachvollziehbar.
* Das, was man üblicherweise als "freien Willen" bezeichnet, ist dadurch nicht berührt, weil menschlicher Wille IMMER in einem begrenzten System stattfindet.
* "Fügung" und "Determinismus"/"Fatalismus" sind zwei Paar Stiefel - man kann aus "freier Erkenntnis" jeden Tag so leben, als sei er der letzte.