sven23 hat geschrieben:Das Leben nach dem Tod war sicher auch vom Wunschdenken geprägt und das ist bis in die heutige Zeit so.
In meinen Augen spüren die Menschen einfach innerlich, was ihr wirkliches Wesen ist. Nicht die sterbliche und beschränkte Egostruktur, die wir als Menschen besitzen. Sondern das tieferliegende Leben, welches sich durch das Ego ausdrückt. Das durch uns hervortönen möchte in der Welt. Dieses Leben ... diese Quelle ... ist für mich schlicht und ergreifend Gott.
Aber der Mensch kann sich ja auch weiter entwickeln und sich von altem Aberglauben emanzipieren. Was wäre denn so schlimm daran, wenn wir auf diese Realität, die manche Dasein nennen, beschränkt wären? Würde das nicht das Leben aufwerten, indem man sich von Jenseitsvertröstung verabschiedet?
Von diesem Aberglauben haben wir uns ja schon größtenteils emanzipiert. Diese Emanzipation führt aber nicht zu einer areligiösen Lebensweise. Der Mensch hat sich entwickelt aus einem prähominiden Vorbewusstsein, in ein magisches Bewusstsein, wir haben die Welt magisch betrachtet und gedeutet. Wir haben uns weiter entwickelt in ein mythisches Bewusstsein, mit der Vorstellung eines Götterhimmels, der die Menschen bestraft und belohnt. Wir haben uns weiter entwickelt in das mentale Bewusstsein, mit dem wir heute da sind. Dieses mentale Bewusstsein bringt uns aber sehr viel Probleme.
Seitdem wir „Ich“ und „Du“ sagen können, hat Kain seinen Bruder Abel umgebracht. Der Glaube (!), dass es ein Ego getrennt von allem anderen gibt … ein eingegrenztes und isoliertes Ich … ist der Mythos unsrer Zeit. Wir werden nur weiter kommen, als Spezies, wenn es uns gelingt aus diesem Egotunnel des Denkens herauszufinden. Das Ich macht uns zu Menschen, ist ein Ausdruck unsres Personseins, aber es führt auch zu einer Beschränkung. Zen-Buddhismus, Advaita Vedanta, Sufismus, christliche Mystik, die jüdische Kabbala ... das sind mögliche Wege, um diese Ichbegrenzung aufzuheben.