SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 07:17
"Wenn er kann und nicht will, ..."
Das dürfte der Fall sein, wenn ein allmächtiger Gott existieren sollte.
Das stimmt, aber in der Antike war die Vorstellung von Gott oder Göttern sozusagen das Standardmodell. Eine Welt ohne Götter lag wohl Außerhalb des Vorstellungsvermögens.
SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
"...ist er missgünstig, was ebenfalls Gott fremd ist."
Finde ich falsch. Einem allmächtigen Gott fehlt nichts, weshalb er niemanden etwas missgönnen würde. [/quote]
Epikur stellt ja wenn....dann Konditionen auf.
Wenn Gott allmächtig ist,
dann könnte er das Leid beseitigen, wie ein guter Hirte, der Schaden von seiner Herde fernhält. Da er es nicht tut, könnte man auch von unterlassener Hilfeleistung sprechen, was vielleicht verständlicher als Mißgunst ist.
SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
Dann folgt eine gewagte Meinungsäußerung. Wo ist die Begründung dafür, dies wäre Gott fremd?
Epikur geht natürlich vom damaligen Standardmodell einer Gottesvorstellung aus. Gott ist
allmächtig, allwissend und von Grund auf gut.
Aber im Grunde gilt dieses Modell für die meisten heute noch.
SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
..., weshalb auch die Vorstellung eines Jüngsten Gerichts mit anschließender Vernichtung oder Verbringung eines Teils der Schöpfung an einen außerhalb liegenden Ort (Höllenvorstellungen) einem allmächtigen Gott widerspricht.
Religionen haben schon immer nach dem Zuckerbrot- und Peitscheprinzip funktioniert. Glaube wird belohnt, Unglaube oder falscher Glaube bestraft. Auch Jesus konnte sich von der Vorstellung eines endzeitlichen göttlichen Gerichts nicht befreien. Die Warnung davor war sozusagen sein Hauptanliegen.
SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
Das sind individuelle Vorstellungen, dass Gott sich nach den eigenen Maßstäben zu richten habe.
Das ist doch exakt die Fragestellung, die Epikur hier aufwirft.
Wenn es einen Gott gibt und
wenn er so ist, wie wir ihn uns vorstellen,
dann ergibt sich angesichts des Leids in der Welt ein Problem, das wir mit dem
Theodizeeproblem umschreiben.
SamuelB hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 21:51
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 10. Jun 2022, 07:17
Die Tatsache, dass die Menschheit in 2300 Jahren nicht viel weiter gekommen ist bei der Beantwortung dieser Frage, könnte ja auch ein Indiz dafür sein, dass es gar keine befriedigende Antwort gibt.
Da nicht mal bewiesen ist, ob es Gott überhaupt gibt...
Da hast du natürlich Recht. Wenn man davon ausgeht, dass Gott
nicht existiert, dann löst sich das Theodizeeproblem in Luft auf. Deshalb sprechen manche ja auch von einem
Scheinproblem der Theologie.
Der Wermutstropfen ist allerdings: auch wenn es keinen Gott gibt, das Leid in der Welt bleibt bestehen.