sven23 hat geschrieben: ↑Mi 25. Mai 2022, 13:23
oTp hat geschrieben: ↑Mi 25. Mai 2022, 08:57
Religiöse Erlebnisse und Visionen haben eigentlich weder mit Epilepsie noch mit geistigen Störungen zu tun.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Religiöse Wahnvorstellungen können durchaus auf psychische Störungen zurückgehen. (siehe paranoide Schizophrenie)
Wahnvorstellungen (und seien es religiöse) haben IMMER mit psychischen Störungen zu tun. Quasi schon Kraft Definition.
Wahnvorstellungen sind eine Form krankhaften "inneren Erlebens" bei dem derjenige Umwelt oder Sachverhalte beharrlich wider alle Evidenz für wahr glaubt.
Wahnvorstellungen hat man bei Religiösen wie bei Nicht-Religiösen. Bei Wahnvorstellungen im religiösen Bereich kommt allerdings erschwerend hinzu, dass die Vorstellung Übernatürliches zum Gegenstand hat, das nicht objektiv überprüft werden kann. Also erst einmal könnte die Vorstellung wahr sein (auch als "religiöse Offenbarung") oder eben nicht. Gleichwohl sieht man in der Praxis recht klar, ob jemand dabei wahnhaft ist. Eben weil die Wahnhaften eine Vielzahl von Symptomen zeigen, die alles andere als gesund sind.
Beispiele dafür, dass Vorstellungen wahnhaft nicht wahrhaft sind:
- der Betroffene kommt mit dem Leben nicht mehr klar
- der Betroffene hat eine ehrhebliche Hypernervösität
- der Betroffene ist leicht und extrem reizbar
- auf Kritik wird übertrieben und inadäquat heftig reagiert
- Konzentrationsstörungen
- Fahrigkeit im Denken,
- mangelnde räumliche oder zeitliche Orientierung
- "Risse" in den Gedankengängen und "Gedankensprünge"
- sehr überzeugte Verteidigung offensichtlich unlogischer Schlüsse,
- von den Umständen her inadäquate Selbstüberhöhrung
- übersteigerter Selbstdarstellungszwang, etc.
Aus meiner Sicht erhöht jemand immens die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um religiöse Eingebungen oder Visionen handelt erheblich, wenn er:
- keines der o.g. Symptome zeigt
- er Vision und "Realität" zu trennen vermag
- er diese selbst hinterfragt
- er nicht "abhängig" ist von den Visionen für sein Wohlbefinden (diese aber durchaus hilfreich für ihn sein können)
- er rational die Bedeutung der Vision nachvollziehbar erklären kann (wenn man auch die Inhalte der Vision natürlich nicht beweisen kann)
- die Schlussfolgerungen aus den Visionen (oder anderen Eingebungen) alternative Erklärungen zulässt (sowei der Inhalt dies zulässt)
- er von den anderen nicht behaarlich erwartet, es sei selbstverständlich ihm das zu glauben