Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Rund um Bibel und Glaube
oTp
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#331 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von oTp » Di 11. Jan 2022, 07:12

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Jan 2022, 09:31
Die meisten Toten befanden sich übrigens in der Gruppe der 20-40 jährigen.

Ja, aber anscheinend nur in einer der beiden "Wellen".
Das Virus hat sich damals ja auch verändert, anscheinend. Und ein Typ hat wohl zu Überreaktionen des Immunsystems der jungen Leute geführt.

piscator
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#332 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von piscator » Di 11. Jan 2022, 13:31

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Ähnlich wie im nächsten Kapitel 1. Korinther 10,25 ff es um die Teilnahme an Gastmahlen geht, wenn sie verweigert wird und dadurch dem Missionsdienst ein Hindernis in den Weg gelegt wird, könnte man auch Zugangsvoraussetzung zu bestimmten Kreisen eben dadurch überwinden, dass man sich impfen lässt. Ich spreche hier nur rein hypothetisch und auch ohne Gewähr einer korrekten Anwendung der paulinischen Worte im Alltag. Dass Christen sich nicht erpressen lassen brauchen von der Gesellschaft, macht Paulus ja ebenso klar, wenn Ungläubige einen zum Götzendienst nötigen. Die Frage aber, wo die Grenze zwischen Götzendienst und gesundheitlicher Sorge liegt, ist sicher nicht einfach zu beantworten. Es wäre aber auch falsch, pauschal jeden Zusammenhang mit biblischer Umweltwahrnehmung und Weltanschauung zu leugnen. Medizinische Kategorien sind eben keine Fragen, für die die Hebräer damals einfach nur zu blöd waren.

Wer versucht, das Impfen biblisch unterzubringen, dürfte sich auch nicht die Zähne putzen oder nach dem Toilettengang die Hände waschen. In der Bibel steht herzlich wenig über Körperhygiene drin. Okay, der wahre Christ darf wenigstens seine Notdurft verrichten, aber dazu muss er laut Leviticus das Lager verlassen und mit dem Spaten auf den freien Feld ein Loch graben.  :shock:

Die Römer waren da einige Schritte weiter und haben ihr hoch entwickeltes Badewesen auch in die besetzten Gebiete mitgebracht. Die Christen haben dann die lateinische Sprache behalten und (bei uns) dafür sehr schnell die Badestuben geschlossen. Der Gestank muss zeitgenössischen Berichten zufolge bestialisch gewesen sein.

Nicht vorhandene Hygiene führt bekanntlich zu Läusen, Flöhen, Krätze, Infektionen und zu Kindersterblichkeit (Kindbettfieber) und das Ausrotten der (reinlichen!) Katzen, die in der Bibel als Tiere nicht genannt sind, zur Herrschaft von Ratten und Schädlingen, die Seuchen und Epidemien verursachen.

Man fragt sich natürlich, warum es das Christentum nicht geschafft hat, über die Jahrhunderte hygienische Standards zu entwickeln und einzuhalten. Hat das den Herrn nicht interessiert? Oder ist er davon ausgegangen, dass seine Schöpfung von selbst soviel Grips entwickelt um zu erkennen, dass man ab und zu mal baden sollte?

Jedenfalls wundert mich der Hang mancher Christen zu seltsamen Heilmethoden nicht und das Ablehnen der Impfung hat vielleicht auch da mit einen Grund. 


 
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#333 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 12. Jan 2022, 00:33

piscator hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 13:31
Wer versucht, das Impfen biblisch unterzubringen, dürfte sich auch nicht die Zähne putzen oder nach dem Toilettengang die Hände waschen.
Als rein medizinische Frage im Sinne positivistischer Naturwissenschaft kannst du sie nicht biblisch unterbringen. Dann stellt sich aber die Frage nach dem Wieso und Warum.
Waren ie Hebräer einfach zu doof ? Kaum, denn die umliegenden Nationen wie Ägypten, Babylon und Persien hatten ihre Arten der Heilmethoden, in denen ja wenigstens Mose zum Teil gebildet und bekannt gemacht wurde. Man hat diese Kenntnisse aber nicht einfach vergessen, sondern sich scheinbar bewusst davon distanziert. Nicht die geringste Spur davon im Gesetz Mose, welche Pflanzen gesund oder medizinisch verwendbar wären. Stattdessen gibt es nur die Kategorien rein und unrein beim Verzehr von Tieren, wobei zu beobachten ist, dass die als rein geltenden Tiere Pflanzenfresser waren, Omnivoren und Aaßfresser dagegen nie als rein gelten. Diese Einteilung aber für einen Gesundheitsaspekt zu reklamieren, wie einige Denkrichtungen das ja tun, kann nicht konsequent sein, weil es ansonsten keinerlei Empfehlungen oder Warnungen in Bezug auf pflanzliche Kost gibt.
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#334 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von piscator » Mi 12. Jan 2022, 09:21

Manche Christen versuchen, ihr ganzes Leben nach der Bibel auszurichten. Das scheitert dann, wenn es alltägliche Dinge betrifft, die in der Bibel nicht thematisiert werden. 
Gerade die Ernährung ist so ein Thema. Aus unserer Sicht des Überflusses ist das schwer zu beurteilen, da die Verhältnisse in der Antike anders waren als heute. Vereinfacht gesagt, musste man damals das zu sich nehmen, was verfügbar war. Es gab weder Supermärkte noch Kühlsystem und die Bevorratung war ungleich schwieriger als heute. 

Die Bibel nimmt dazu keine Stellung,  da hier die Umstände das Leben geregelt haben.

In Punkto Hygiene  und Krankheiten sehe ich das ähnlich. In der Bibel wird der Aussatz thematisiert,  was der Lepra entsprechen dürfte. Kranke wurden abgesondert, Heilmethoden gab es nicht. 

Normale Verletzungen waren alltäglich, die Lebenserwartung gering, warum sollte sich die Bibel damit befassen?

Im Gegensatz zum Koran und Haddit oder der Thora etc. regelt die  Bibel das alltägliche Leben der Menschen kaum. Das war von Sachzwängen geprägt. Die Regeln des AT oder von Paulus hatten auf das Alltagsleben mit Sicherheit nicht die Auswirkungen,  wie wir uns das heute vorstellen.

Interessiert es jemand, mit welchem Bein Jesus morgens zuerst aufgestanden ist?  :D
Hoffentlich wird das niemals offenbart, sonst müsste die Hälfte der Glaubenden ihr Bett umstellen.  :lol:

Krankheitsvermeidung durch impfen und Vorsorge etc. sehe ich ähnlich. Das sind grundlegende Dinge, die selbstverständlich sein sollten. Wer das in einem religiösen Kontext sehen will, soll das von mir aus tun. Notwendig ist das aus meiner Sicht nicht.



 
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#335 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von piscator » Mi 12. Jan 2022, 09:22

Btw lieber Professor, dein Tolkien-Zitat gefällt mir. :thumbup:
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#336 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von Tree of life » Mi 12. Jan 2022, 15:22

piscator hat geschrieben:
Mi 12. Jan 2022, 09:21
Interessiert es jemand, mit welchem Bein Jesus morgens zuerst aufgestanden ist? 
Wäre er mit dem "falschen" aufgestanden und mürrend und grantig (missmutig)aufgestanden oder wie ich manchmal "Bitte, red mich in der nächsten halben Stund ja ned an", wäre ihm wohl mancher Jünger nicht gefolgt oder hätte ihn noch ernst genommen...denk ich mal
Meine Mutter hatte die Gabe, frohlockend und voller Tatendrang in den Tag zu starten, die ist wohl immer mit den "richtigen" Fuß aufgestanden, ich beneidete sie da irgendwie :)
Jesus war da wohl ihr sehr ähnlich

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#337 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 12. Jan 2022, 15:25

piscator hat geschrieben:
Mi 12. Jan 2022, 09:21
Krankheitsvermeidung durch impfen und Vorsorge etc. sehe ich ähnlich. Das sind grundlegende Dinge, die selbstverständlich sein sollten.
Ja, aber wie selbstverständlich sind solche Dinge denn überhaupt in dieser Welt ? Die sogenannten Segen der Modernen Medizin, aber auch der Technologie, die fallen nicht einfach vom Himmel, sondern stehen unter dem Diktat globaler Arbeitsteilung, Ressourcenmanagement und epistemischer Gewalt. Kurz gesagt : Die ganzen Segen stehen unter strenger Knute von Partikular Interessen. Das Enstehen von Krankheiten hat zudem ja auch wieder was mit der entsprechenden Lebensweise zu tun, die direkt mit dieser globalen Arbeitsteilung etc. verbunden ist. Bestenfalls also lösen diese Hohepriester der Moderne die Probleme, die sie selber herauf beschwören.

Leben zu schützen ist natürlich eine moralische Pflicht, aber z.B. die Voraussetzungen für die Untersuchungen mit Röntgengeräten, MRT Röhren oder für simple Injektionsnadeln sind doch, dass irgendwo auf der Welt Leute dafür tief aus der Erde die Materialien dafür hervor buddeln und dadurch wieder gesundheitliche Schäden davon tragen und Lebensräume beschädigen.
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#338 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von piscator » Mi 12. Jan 2022, 18:54

Man muss sich doch nicht mal groß anstrengen, um einen Großteil der diversen Krankheiten zu bekämpfen. Fangen wir mit den Infektionskrankheiten an:

Zunächst mal sollte man seine Notdurft nicht da verrichten, wo man ist. Eine simple Körperhygiene, die im wesentlichen aus dem Händewaschen und einem gelegentlichen Bad besteht, dürfte auch nicht so schwer sein.

Sauberes Wasser ist unabdingbar, Trinkwasser sollte nicht da entnommen werden, wo man seinen Unrat reinwirft. Ferner sollte eine rudimentäre Schädlingsbekämpfung stattfinden um Nahrungsmittel nicht zu kontaminieren. Dazu braucht es nicht mal Gift, es genügen ein paar Katzen in jedem Viertel.








 
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#339 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von oTp » Mi 12. Jan 2022, 19:13

Katzen.
Gut, hatte zum ersten Mal seit Jahren Mäuse im Kellergeschoss. Erst fing ich eine, dann zwei, dann waren es am Ende 6. Nach der Regel sind da, wo eine ist, sowieso oft auch mehr- Die fliegen auf Pistazien in der Falle. Hatten sich vorher eine Packung davon genehmigt. Nun ist Ruhe im Netzwerk von 5 gut verteilten Fallen. 
Aber...ich will keine Katze im Haus und auch die vom Nachbar nicht im Garten. Die sch... nämlich in Sand und in lockere Erde. Das ist dann auch unhygienisch und stinkt.

Mit Hygiene ist es nicht immer völlig erledigt. Siehe Aids und Tröpfcheninfektion.


 

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#340 Ist Impfen eine christliche Pflicht?

Beitrag von piscator » Mi 12. Jan 2022, 20:29

Aids ist relativ selten, aber die Magen-/Darmkrankheiten, die man sich auf der Türklinke am Klo einfangen kann, kann man durch Hygiene erheblich reduzieren.
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