piscator hat geschrieben: ↑Mi 12. Mai 2021, 11:31
Warum sollten die Kontinentaleuropäer an der Abspaltung Schottlands von England Interesse haben? Schottland ist wirtschaftlich unbedeutend, außerdem ist kein Mensch daran interessiert, nach dem irischen Konflikt einen weiteren potentiellen Konflikt zu riskieren. Was kommt dann als nächstes? Die Abspaltung des Baskenlands von Spanien?
Ich denke auch, das juckt hier keinen wirklich. Wobei man nicht nur die 5 Mio Einwohner sehen muss (da gibt es andere Mitgliedsstaaten der EU, die haben weniger. Luxemburg z.B. hat gut 500.000), sondern die haben in der Nordsee natürlich (vor Aberdeen als Landstützpunkt) reichlich Erdöl-Förderplattformen. Und ein wenig viel Whiskey. Aber mit den zwei Exportprodukten wären die alleine über Kursschwankungen ökonomisch krisenanfällig, weil die breitgestreute Palette einfach fehlt. Harte politische Konflikte wie der vergangene 200jährige Bürgerkrieg in Nordirland wird's in Schottland nicht geben. Die hatten sich im MIttelalter freiwillig mit England verbündet. Und die Ausbeutung (z.B. clearances), da war schon der eigene Landadel voll mit schuld. Anders mit Irland, die über Jahrhunderte englisch besetzt waren und ausgebeutet wurden.
Wobei - für meinen Geschmack - die Schotten sind schon ganz anders wie die Engländer. Das merkt man am erheblich mehr Sozialstaat der Schotten im Vergleich zu England und Wales. Die haben auch nicht das englische Case-law (!) sondern eine Mischung aus case-law und systematischem Recht (letzteres wie wir in Deutschland). Also da müssen die neu beschlossenen Gesetze aus London noch einmal "juristisch neu übersetzt" werden, bevor man sie im Norden des UK anwenden kann.
Wobei: kann es uns nicht egal sein, wenn die Basken, Waliser, Nordiren, Schotten, Katalonen, Sizilianer, Korsen usw. sich abspalten? Also in der EU hat es vielleicht sogar Vorteile für alle Bereiche wo das Einstimmigkeitsprinzip gilt (womit Ungarn und Polen dann bei Rechtsstaatsverletzungen den Haushalt verhindern können). Denn dann muss diese Krüke abgeschafft werden, weil sonst nix mehr läuft.
Und außerdem BAYERN (da wohne ich) hätte sich schon bei der Wiedervereinigung sich abspalten sollen als die Preisn im Norden sich vereinigt haben! So zahlen wir dafür, dass jetzt noch mehr nichtbayerische Bundesländer in Berlin mitschnabeln. Dabei langen die bisherigen ja schon.
Man hätte natürlich auch elegant die beiden sparsamen und gut wirtschaftenden Bundesländer Bayern und Baden-Württenberg vereinigen können (die Österreicher wären schwierig aufzunehmen, da müsste man vorher die Wiener zu Ungarn schlagen um sie los zu werden). Und "Süddeutschland" würde dann aus den Ländern Schwaben, Gelbfiesler, Franken und Bayern bestehen. Und wenn das umgesetzt wird, vergisst man dem Söder die bayerische Staatsangehörigkeit zu geben, die deutsche langt ja für so einen.
Hat doch was, oder?