Bei Platon wird die sinnlich-erfahrbare Welt von der Welt der Ideen (Vorstellungen) getrennt. Das ist genau genommen was anders, auch wenn der Begriff Zwei-Welten-Lehre gleich ist. Später in der Kirchengeschichte gab es dann die weltlichen Fürsten und Könige einerseits und den Klerus mit seinem Reich andererseits. Und da ging es weniger um religiöse Ideen, denn die hatten eigene Festungen und teils ganze Armeen, direkt dem Papst unterstellt. Da ging es dann um die Kooperation der beiden Reiche, teils mit Streitigkeiten und Kriege um die Vorherrschaft. Heute hat die Zwei-Welten-Lehre eine andere praktische Dimension, dürfte mit dem Humanismus zusammenhängen: Trennung der beiden Reiche und die Kirche soll in einem religiös neutralen Staat nichts zu sagen haben (in Deutschland anders wie in Frankreich sehr inkonsquent umgesetzt).
Woran machst Du das fest? (Aber bitte nicht am "Reich Gottes", denn das ist eine rein geistige Kategorie, exegetisch eindeutig.)Übrigens hat Jesus auch einen jüdischen Gottesstaat herbei gesehnt, das wird gerne vergessen.
Die Gnostiker habe ich immer sehr gemocht. Gute Denker! Wobei die Kirche von den Gnostikern in den Jahrhunderten dauernden ideologischen (und militiärischen) Kämpfen sehr beeinflusst wurde. Denn den Dualismus hat sie von diesen übernommen. So wirkt es jedenfalls auf mich. Und zwar genau dort wo er verkehrt ist. z.B. in der Vorstellung des ewigen Kampfes des Teufels mit Gott um die Seelen der Menschen. Und Gott sich da (jedenfalls für einen erklärten Allmächtigen) sich da ziemlich hart tut, der Arme. Wenn der Kampf schon sol lange dauert. Also Aufweichung des Monotheismus durch einen Gegenspieler. Da waren die Gnostiker weniger dualistisch. Für die war der Schöpfer der Welt und des Menschen einfach ein eingebildeter arroganter Dummkopf. Kann man ja an seinem Produkt, der Welt, auch sehen. Und der gnostische Gott ("das Wahre") ist seither mit den Reparaturarbeiten beschäftigt mithilfe des göttlichen Funkens in jedem Menschen.
Das hat sie doch schon immer getan. Dualismus wurde als Häresie verfolgt. Dualismus findet sich auch schon in der Gnosis und war wohl mit ein Grund, warum gnostische Literatur keinen Weg in den biblischen Kanon fand.
Also wenn einer nicht einmal weiß was Dualismus ist, so hat man den Eindruck die christlichen Kirchen (im Mainstream der Gläubigen). Die sind Opfer ihrer eigenen Feindpropaganda geworden, während sie Gedankengut des Gegners schon längst verinnerlicht hatten.