JackSparrow hat geschrieben: ↑Fr 30. Apr 2021, 21:38 Durchaus. In welcher Form könnte er mich aufklären? Mir ist keine Methode bekannt, mit der sich ein Gott zweifelsfrei als ein Gott ausweisen könnte.
Du bringst es auf den Punkt.
JackSparrow hat geschrieben: ↑Fr 30. Apr 2021, 21:38 Durchaus. In welcher Form könnte er mich aufklären? Mir ist keine Methode bekannt, mit der sich ein Gott zweifelsfrei als ein Gott ausweisen könnte.
Du nimmst immer die Christen her als Beispiele. Aber es geht nicht um die Christen sondern um die Lehre des Christentums. Was die Menschen daraus machen, ist eine andere Sache. Es gibt keine "christliche Empathie". Ich habe auch nicht von einer christlichen Eigenheit gesprochen sondern von einer menschlichen. Diese Eigenheit ist nicht irgendwelchen Religionsanhängern vorbehalten. Jeder hat sie, auch Du und ich. Es ist etwas Angeborenes. Ein menschliches Merkmal. Man könnte es auch ein Potential nennen. Ich meine aber nicht Empathie sondern etwas anderes, das viel besser ist. Und was das ist, das habe ich versucht, zu erklären. Es geht dabei um unseren Wesenskern, um das, was bei allen Menschen gleich ist und was uns alle zu Brüdern und Schwestern einer Familie macht: Die Familie der Menschheit. Es ist das, was uns alle verbindet. Wenn der Mörder seinem Opfer in die Augen schaut, und dabei fühlt, dass dieser Mensch kein Fremder ist sondern dass es so ist, als würde er sich selbst umbringen, dann ist das das Herz. Es geht weit über Empathie hinaus.
Hochmut ist menschlich und nicht tierisch, sicher.
Ja eben, man muss also die jüdische Religion kennen, um zu verstehen, wie der Jude Jesus "getickt" hat. Er ist überhaupt nur innerhalb der jüdischen Religion zu verstehen. Und aus der Sicht eines Juden war die Hinrichtung als gewöhnlicher Verbrecher der klare Beweis, dass er nicht der Messias gewesen sein konnte. Ein Messias hat göttliche Macht hinter sich. Von der Vergottung eines Menschen wollen wir erst gar nicht reden. Das war reinste Blasphemie.
Die anfänglichen Fehler der Forschung hat Albert Schweitzer ja unmißverständlich aufgedeckt. Seitdem versucht man, diese Fehler zu vermeiden. Man darf also nicht seine eigenen ethischen Vorstellungen in Jesus hinein projizieren.
Es ist aber die logische Konsequenz aus der Erkenntnis, die du selber formuliert hast:
Nee, es ist eben nicht egal, was und wieviel daran falsch ist. Richtig ist, dass die Evangelien quasi die einzigen Quellen sind. Außerbiblisch gibt es fast nichts und allein schon das sollte stutzig machen.Eusebius hat geschrieben: ↑Fr 30. Apr 2021, 23:53 Woher will man das so genau wissen? Sehr viele Erzählungen lassen sich überhaupt nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehen bzw. als falsch ermitteln. Wie will man denn nachweisen oder ermitten, was Jesus gesagt hat, wie er es gesagt hat und was nicht bzw. wie nicht? Die Evangelien sind vielleicht noch die besten Quellen darüber, egal, wie viel daran falsch, verfälscht ist oder was daran alles fehlt.
An den grundlegenden Dingen zweifelt ja kaum jemand. Jesus wurde in dem unbeutenden Provinzkaff Nazareth als Sohn einer armen Handwerkerfamilie geboren und ist als Aufrührer von den Römern hingerichtet worden. Dazwischen viel Legende und fromme Märchen, die man ihm posthum angedichtet hat. Man hat sogar versucht, ihn aus seiner eigenen Religion herauszulösen und für andere theogische Zwecke zu mißbrauchen.
Kann man das denn trennen? Ich finde es immer amüsant, wenn Leute sich empört von der Kirche distanzieren, aber dann genau die Positionen vertreten, die die Kirche immer propagiert und dogmatisiert hat.
Es gibt aber auch Sadisten, die genau dieses "dem Opfer in die Augen schauen" suchen. Die Todesangst der Opfers erregt sie sexuell, so wie bei dem SS-Mann Plösche, der auf einem Foto aus dem Warschauer Ghetto mit einem kleinen Jungen zu sehen ist. Das Foto wurde weltweit als Synonym für die Grausamkeit der SS bekannt.
Ehrlich gesagt, verstehe ich diese Einstellung nicht. Man muss nicht im Krieg oder KZ gewesen sein, um zu wissen, dass es Scheiße ist. Fehlt den Menschen die Empahtie, die Phantasie, Gechichtsbewußtsein oder nur Verstand?
Da ist was dran. Moderne Kriegsführung ermöglicht das Töten aus der Distanz. Max Frisch hat das mal thematisiert. Man sieht nicht, was man angerichtet hat. Kein Blut, keine zerfetzten Körper, kein Schreien von Kindern und Frauen.Eusebius hat geschrieben: ↑Fr 30. Apr 2021, 23:53 Bist Du selbst ein Mensch, der dieses Gefühl leicht abschalten kann? Ich kann es nicht. Überhaupt nicht. Und ich behaupte, vielen Menschen geht es ebenso. Menschen gehen nicht einfach in den Krieg. Und jeder hat eine eigene Perspektive. Es ist auch ein Unterschied, ob man irgendwo liegt und ein weit entferntes, undeutlich erkennbares Ziel anvisiert oder ob man einem Menschen direkt gegenübersteht.
Eben, heute nennt man das posttraumatische Belastungsstörung. Nach dem Krieg kamen Millionen traumatisierte Männer nach Hause, aber man konnte oder wollte nicht über das Erlebte, möglicherweise auch über die begangenen Verbrechen, sprechen. Verdrängung war das Gebot der Stunde.
Wie weit der Selbstbetrug gehen kann, konnte man aus Berichten der Einsatzgruppen im Osten sehen. Dort wurden ja hinter der Front in großem Stil Frauen, Kinder und alte Menschen ermordet. 2 SS-Männer haben eine Vereinbarung untereinander getroffen. Der eine tötete die Mütter, so daß der andere sich nun sagen konnte: ohne Mütter sind die Kinder nicht überlebensfähig, dann kann ich sie töten und erlöse sie von ihrem Leiden.Eusebius hat geschrieben: ↑Fr 30. Apr 2021, 23:53 Für mein Verständnis ist es ungerecht und unangemessen, die Menschen, die an Kriegen teilnehmen, so zu verurteilen. Normalerweise ist es auch so, dass Menschen das, was sie tun, für gut und richtig halten, zB um Leben zu retten. Sicher gibt es darunter auch Menschen, die völlig gefühllos sind oder auch brutal und grausam. Aber das ist sehr oft nicht der Fall.
Bemerkst du nicht den Widerspruch in deiner eigenen Aussage?
Du tust so, als sie das ein weit verbreitetes Phänomen. Also ich kenne keine über 60, die massenweisen zusammenbrechen. Woher hast du deine Zahlen?
Wer hat das über wen gesagt? Es gibt sicher auch 100 jährige, die ein reges Sexualleben hatten.
Mal sehen, vielleicht kann Lebensbäumchen ja deiner Sexualmagie etwas abgewinnen.
Jetzt gibt es zwei Verständnisarten: a) es gibt ein Christentum ohne (wahre) Christen, b) die Kirche hat es "nur" versäumt sich von den falschen Christen zu distanzieren.sven23 hat geschrieben: ↑Sa 1. Mai 2021, 08:21Kann man das denn trennen? Ich finde es immer amüsant, wenn Leute sich empört von der Kirche distanzieren, aber dann genau die Positionen vertreten, die die Kirche immer propagiert und dogmatisiert hat.Du nimmst immer die Christen her als Beispiele. Aber es geht nicht um die Christen sondern um die Lehre des Christentums.
Das wäre auch so, als würde man von einem Therapeuten verlangen, der einen Suizidgefährdeten behandelt, er selbst müsse es auch ausprobieren. Einfach um zu wissen, was da abgeht.Ehrlich gesagt, verstehe ich diese Einstellung nicht. Man muss nicht im Krieg oder KZ gewesen sein, um zu wissen, dass es Scheiße ist. Fehlt den Menschen die Empahtie, die Phantasie, Gechichtsbewußtsein oder nur Verstand?Mit wie vielen Menschen, die im Krieg waren, die Krieg selbst erlebt und durchlebt haben, hast Du Dich unterhalten? Warst Du selbst schon im Krieg?
Wie heißt es so schön: "Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten".Wie weit der Selbstbetrug gehen kann, konnte man aus Berichten der Einsatzgruppen im Osten sehen. Dort wurden ja hinter der Front in großem Stil Frauen, Kinder und alte Menschen ermordet. 2 SS-Männer haben eine Vereinbarung untereinander getroffen. Der eine tötete die Mütter, so daß der andere sich nun sagen konnte: ohne Mütter sind die Kinder nicht überlebensfähig, dann kann ich sie töten und erlöse sie von ihrem Leiden.
Man konnte sich also vormachen, anständig geblieben zu sein, obwohl man gemordet hatte.
Dir vielleicht nicht. Aber die hunderten Millionen von Menschen, die sich als Christen sehen, interessiert das nicht oder nur wenig. Viele von ihnen haben etwas, für das andere, die ihren Fokus auf das Schlechte und Unsichere und Verworrene daran weder verstehen noch für sich selbst gewinnen können: Einen persönlichen Bezug und eine Erfahrung. Letztlich ist das Entscheidende, was ein Mensch erlebt. Menschen erleben ganz wundervolle Dinge in dem Zusammenhang. Menschen verändern sich auf positive Weise wie es keine Therapie, kein Medikament schaffen kann. Gewalttäter werden friedlich, Süchtige von ihrer Sucht befreit. Es gibt Nahtoderfahrungen, die sehr beeindruckend sind, sofern man sie nicht pauschal als "Erzeugnis des Gehirns" abtut und sich damit befasst.
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 1. Mai 2021, 08:21 „Von euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammenliegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen“, sagte er am 4. Oktober 1943 und fuhr fort: „Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte.“
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 1. Mai 2021, 08:21 Wer hat das über wen gesagt? Es gibt sicher auch 100 jährige, die ein reges Sexualleben hatten.
Man kann nicht aus einer selektiven Beobachtung allgemeingültige Aussagen ableiten.
Das wäre so, als wenn man von ein paar 90-jährigen Kettenrauchern schließen würde, dass Rauchen per se gesund ist.