Tree of life hat geschrieben: ↑So 11. Apr 2021, 11:02
Eben!
WENN man den Bund einer Ehe eingeht!
Und dazu bedarf es 2 Personen , die ja sagen.
Welcher Atheist wurde zur Ehe gezwungen?
Ein guter Punkt, wobei ich als Atheist ja gar nicht in die Situation komme, mich mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, ob ich mich für oder gegen Gott entscheide, denn dafür müsste ich voraussetzen, dass (ganz allgemein) das existiert, wofür oder -gegen ich mich entscheiden soll. Wenn ich das im Fall eines Gottes täte wäre ich kein Atheist mehr.
Wenn ich aber
for the sake of the argument annehme, dass Gott existiert, dann bin ich hier bei dir und frage mich, wann genau ich eigentlich diesen Bund willentlich eingegangen sein soll? Vor meiner Existenz kann das per Definition ja schlecht passiert sein, wie genau, wenn nicht erzwungenermaßen, bin ich also in die Situation gekommen, dass ich Gott irgendetwas schuldig sein kann?
Die folgende Frage mag durchaus provokant sein, aber ich stelle sie dennoch mal vorsichtig: Wieso soll ich mich eigentlich eines Gottes würdig erweisen, der in meinen Augen meiner nicht würdig ist? Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass ich mich als überragend betrachte, im Gegenteil, ich bin mir meiner Fehlerhaftigkeit sehr bewusst, nur bemesse ich das eben nicht in Abhängigkeit eines Gottes. Ich musste sehr schmunzeln, als es hier etwas Aufruhr gab, nachdem Helmuth den Menschen als "Arschloch vor Gott" bezeichnet hat, weil ich mir wirklich nicht sicher war, ob ich diese Bezeichnung nicht eher als
badge of honor betrachten sollte, denn der kicker ist, dass ich Gott bzw. die Gottesbildvariatiohnen der verschiedenen abrahamititschen Religionen sogar gemessen an meiner eigenen Unzulänglichkeit als noch schlechter betrachte. Die einzige Basis, Gott gut zu nennen, ist in meinen Augen, wenn ich "gut" so definiere, dass das gut ist, was Gott gut findet, nur wenn ich tu das, dann verliert das Prädikat "gut" seinen allgemeingültigen Wert für mich. Ich habe ja auch wenig Interesse daran, in den Augen von Kim Jong-un als "gut" zu gelten.
Das heißt natürlich nicht, dass eine Aussprache und ein Zusammenkommen ausgeschlossen wäre. Ich nehme, wenn's sein muss, auch gerne mal Platz auf der Anklagebank, aber im Anschluss werden mal hübsch die Rollen getauscht. Wenn es zu der Situation käme, in der nur ich mich erklären soll, dann wäre ich raus aus der Nummer.
Call me guilty and be done with it.
Nur raus wohin? Denn es bliebe natürlich, dass Gott mit Blick auf mein ewiges Leben am längeren Hebel sitzen würde. Was genau würde mich also erwarten, wenn ich irgendwann vor ihm stehe und ihn weiterhin mit einem "Nein danke, wo ist die Tür?" ablehnen würde? Eine Rückkehr zur Nichtexistenz, ein ewiger Zustand des Leids oder ein temporärer Zustand des Leids, bis mich Gott gebrochen hat und ich ihn akzeptiere? Nichtexistenz wäre okay, denn davor muss ich mich nicht fürchten, da sie keine Empfindung mit sich bringt, vor der ich Angst haben müsste. Im Fall der Alternativen sollte ich natürlich Angst vor dem Leid haben, dass mich erwartet, aber hier ist der kicker wiederum, dass es letztentlich den Beweggrund für meine Ablehnung bestätigen würde, wenn diese Ablehnung zu (ewigem) Leid führen würde.
Jetzt kenne ich mindestens eine Person, die argumentieren würde, dass mit dem Leid von dem hier oft gesprochen wird, nicht direkt Folter oder so gemeint ist, wie sie uns spontan in den Sinn kommen würde bzw. wie es von manchen Denominationen propagiert wird, sondern das Gefühl der Unvollkommenheit aufgrund des Getrenntseins von Gott. Aber wenn das so wäre, dann hieße das, dass wir so erschaffen wurden, dass wir ohne Gott unvollkommen sind und das hieße wiederum, dass Gott uns bewusst in ein Abhängigkeitsverhältnis hineingeschaffen bzw.-gezwungen hat, was für mich meine Einschätzung von Gott wieder bestätigen würde.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.