Helmuth hat geschrieben: ↑Im Anlassfall würde ich das konkret thematisieren, aber ich philosophiere darüber nicht.
...
Dazu der Ausspruch aus Jesu Mund: "Matthäus 21:31"...
Ehrlich gesagt, was du hier betreibst, ist Philosophie.
Vermutlich bemerkst du es nicht mehr, aber du strebst nicht nach Korrektheit.
Du behauptest einen "Ausspruch aus Jesu Mund" und legst einen Text vor, der eine Übersetzung aus unbekannter Quelle ist.
Es hindert dich niemand daran, diese Situation korrekt anzusprechen, aber du tust es nicht -> du möchtest es für dein Weltbild günstig darstellen -> das ist Philosophie.
Dein erster Beitrag in diesem Thread (
dieser hier) gehört auch zu Philosophie, denn wo in diesem Gedankengang ist das Streben nach Korrektheit ersichtlich?
Du fragst am Anfang, ob das Sühneopfer nicht "schlicht wahr" sein könnte, fährst fort mit etwas, das vermutlich einen Ersatz für Korrektheit darstellen soll (-> "im Gespräch sein" soll wertvoller sein, als Tatsachen) und am Ende ist das, mit dem du als Frage begonnen hast, plötzlich eine unumstössliche Gewissheit, "denn dann wird abgerechnet".
Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund für einen modernen Menschen vor den historischen Fakten des ersten Jahrhunderts davonzurennen.
Ab dem Jahre 6 (also bereits mit der Geburt, der im Text behauptetet "Jesus"-Figur) gibt es im nahen Osten ein flächendeckend religiöses Umfeld, bei dem es um die Unterstützung Gottes für sein auserwähltes Volk geht.
Zum ersten Mal ist es einer Bewegung gelungen, eine Thematik ins Zentrum zu ziehen, mit dem sich weite Teile der bevölkerungsstarken Juden identifizieren können:
Reinheit des Glaubens, Einhaltung der religiösen Gesetze und Erwartung der Unterstützung Gottes (gegen ROM, für einen Gottes-Staat).
Auf den Punkt gebracht: die derart begeisterten Juden haben den Messias erwartet und haben ihre Lebensvorstellungen darauf ausgerichtet (bis in den Tod).
Diese Urchristen waren aber keine "Jesus"-Anhänger und sie waren auch nicht friedlich, nicht liebevoll, sie waren gewalttätig und haben gemordet und "bereinigt" (beachte: das ist der Start der "Missionierungsidee" innerhalb der Messias-Thematik).
Sie haben ihre jeweiligen Führer bejubelt (nicht "Jesus"!) und sie haben gesehen, wie diese Führer von Rom gefoltert und gekreuzigt wurden.
Übrigens, irgendwo wird hier im Thread die Frage gestellt, wieso überhaupt von Rom gefoltert wurde - das ist ganz einfach:
man wollte den Willen dieser Messias-Gläubigen brechen, sie sollten den römischen Kaiser anbeten, was sie auf Basis ihres Religionsgesetzes nicht tun durften.
(sie wollten keine Steuern bezahlen, den römischen Kaiser nicht anbeten, sich Rom nicht unterordnen, haben lieber alles aufgegeben, sind in die Wüste geflohen, wo sie ihre Stützpunkte hatten(!) - auch zu der Zeit, als
angeblich ein gewisser "Jesus" in die Wüste ging "und auf den Teufel" traf(!))
Das Martyrium der Urchristen (beachte: nicht im Hinblick auf "Jesus"!) ist aus der Idee "Leiden für die Unterstützung Gottes" entstanden.
Dein Gedanke aus deinem ersten Beitrag ist nun, dass dies alles nicht zu interessieren braucht, denn wichtig ist, dass die ganze Welt über das Evangelium redet und darin kommt dies alles ja gar nicht vor.
Wie du weisst, ist meine zentrale Frage:
wieso redet das Evangelium nicht über die Umstände dieser gewalttätigen Urchristen?
Wieso wird hier in einer Weise geschwiegen, die jeglicher Vernunft entbehrt?
Allein von der Liebesbotschaft her, hätte man sich abgrenzen müssen, nur wäre es dann natürlich um mehr, als um
einen Messias-Anwärter gegangen.
-> "ein einziger Messias-Anwärter" (Motto: es darf nur einen geben!) dürfte dann wohl auch die Motivation für den Text und die ganzen Deutungen (einschliesslich "Sühneopfer") gewesen sein.
Man kann die Problematik sogar noch auf die Spitze treiben und fragen:
wieso soll der Schöpfer der Welt in einem konkreten religiösen Spannungsumfeld, mit standardisierten Unterdrückungs-Abläufen, auf die verrückte Idee kommen, genau solch einen Ablauf nachzuspielen (einschliesslich "Einzug in Jerusalem", "Verrat durch die Priester", "Verschwinden des Messias", "Kreuzigung" und sogar dem "Verschwinden des Messias")?
Deiner Meinung nach soll sich der Schöpfer dieser Welt, einen Ablauf, der "normalen Menschen" (religiösen Fanatikern) widerfährt, herausgreifen und dann über den "heiligen Geist" vermitteln lassen, dass dies jetzt ein "Sühneopfer" sein soll, das für die ganze Menschheit eine grossartige Bedeutung haben soll (erst 1800 Jahre später kommt es dann zu ersten Berührungen mit Australien!).
Kannst du meinen Eindruck nachvollziehen, dass die Vorstellung, der Schöpfer der Welt würde genau an dem Punkt (örtlich + zeitlich) auf der Erde eine Botschaft absetzen wollen, die von den dort vorhandenen Menschen
nicht als besonderer Ablauf erkannt werden kann (weil sie rauf und runter von hingerichteten Messias-Figuren enttäuscht werden), maximal komisch wirkt?
->
maximal komisch, weil diese Umstände im Text der Evangelien "lautstark"(!)
nicht vorkommen.
-> auch in "späteren" Jesus-christlichen Texten kommen diese Umstände nie vor - warum?
Da kannst dich der Problematik auch gerne mal anders nähern:
wenn du der Meinung bist, du müsstest (mich) missionieren, dann solltest du dich fragen, wieso du einen derartigen Sachverhalt als Gegner hast.
=> Du hast nicht mich als Gegner (Stichwort: "Antichrist", was ja nur deine Erfindung ist), sondern:
die Korrektheit.