Der Mensch sei grundsätzlich böse. Wenn er grundsätzlich böse ist, wie vermag er dann Gutes zu tun? Spätestens hier merkt man, die Aussage ist in sich nicht stimmig.
Nachdem der Mensch Gutes wie Böses tuen kann, hat er beides in sich. Volles Potential!
Letztlich ist diese Aussage im Rahmen der "Erbsünden-Spekulationen". Also der biologischen Erbsünde. Da ist selbst die konservative RKK schon um einiges weiter. Papst Benedikt hatte z.B. erklärt, dass man nicht böse geboren wird, sondern in eine "böse Welt" hineingeboren wird und das ist dann quasi ansteckend wie die britische Variante von Covid19. Man wird "böse" gemacht. Erbsünde wird hier "soziologisch" verstanden.
Das andere ist, dass Du auf die Bibelstelle Gen 8,21 anspielst.
Was hätte denn Gott getan, wenn ihm nicht lieblicher Geruch nach der Sintflut in die Nase gestiegen wäre? Die Frage dient nicht dazu auf die Schippe zu nehmen. Es zeigt, wie schwierig es ist die Bibel wörtlich zu interpretieren. Und das muss man für die Aussage "der Mensch ist grundsätzlich böse". Dann kommt der entscheidende Satz:" Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. "
Gott will wegen dem Menschen nicht mehr verfluchen, da der Mensch böse ist. Lies jetzt noch einmal in der Bibel (egal ob Luth, EBE, KJV, etc.) Genau dieser keinen Sinn gebende Satz steht da. Aber sofort wird gedeutet, der Mensch sei grundsätzlich böse. Was ist nun tatsächlich gemeint? Denn wörtlich funktioniert es einfach nicht.
M.E. ist es sogar noch gefährlicher hier. Gott betreibt mit der Sintflut nicht nur Völkermord. Er radiert fast alles aus. Auch als Tierschützer bräuchte ich diese Geschichte gar nicht erst lesen. Und dann kommt Gott auf die Idee: eigentlich braucht's das gar nicht, die Menschen zu vernichten. Es geht auch anders. Na toll, da haben wir eine allwissenden Gott, aber der überlegt es sich mal schnell anders bei nicht überbietbaren Kolateralschäden.
In der Antike fanden die Leute die Geschichte ganz nett und eindrucksvoll. Heute kollidiert es mit unseren moralischen Vorstellungen.
Steht Gott über gut und böse oder ist er selbst daran gebunden?Gut und böse legt Gott fest und nicht der Mensch. Gutes zu tun ist aber nicht sofort ident mit "guter Mensch". Ich bin froh und dankbar, wenn Menschen Gutes tun, aber das reicht mir nicht.

Gott legt fest was gut und böse ist und vergisst eine allgemeinverbindliche Erklärung in der Bibel niederzulegen, was er darunter versteht. Eigenartig.
oder: Am Anfang der Bibel steht, dass der Mensch gut und böse auseinanderhalten kann und Christen sind nicht in der Lage gut und böse allgemeinverbindlich zu definieren. Müssen sich sogar in ihrem Leben oft fragen, was nun richtig ist und verkehrt. Oder müssen in der Bibel nachschlagen was das nun ist, weil sie selbst es nicht wissen. Also sie brauchen ein antikes Buch, weil der Geist in ihnen nicht ausreicht.
Was wir tun können ist gut werden. Aber das geht nicht von alleine, denn das ist ein Irrglaube, den Humanisten zwar so predigen aber nicht ich. Wir können nur gut werden, indem wir uns aus der Knechtschaft durch die Sünde erlösen lassen. Was ich damit meine, weißt du.
Nichts anderes, als wie gut zu werden ("einen Menschen besser zu machen") lehren z.B. die Freimaurer, die man klar als Humanisten kategorisieren kann.
Das sind "Realpolitiker", die wissen das ist ein lebenslanger Weg. Manche Christen sind da Traumtänzer. Sie sagen sie seien bekehrt, von der Knechtschaft erlöst. Sündigen aber genausoviel (oder genausowenig) wie Nichtchristen. Und selbst wenn sie nach ihrer Bekehrung besser geworden sind, es ist gar nicht so schwer Nicht- oder Andersgläubige zu finden, die in Sachen "gut sein" mehr auf dem Kasten haben.
Der Humanist weiß, er muss selbst was tun.
PS: DEN Humanisten gibt es eh nicht, und es gibt auch Humanisten die Christen sind (im übrigen mit erheblich größerer Wahrscheinlichkeit als Angehörige anderer Religionen, das sollte auch mal zu denken geben, warum das so ist).
Humanismus ist schlicht: "Respekt vor der Würde des Menschen, seiner Persönlichkeit und seinem Leben, Toleranz, sowie Gewissens- und Gewaltfreiheit"
Ich hoffe, Du bist auch Humanist in diesem Sinne.
Alleine die Existenz des Humanismus zeigt, dass das Kirchenchristentum zumindest im politischen Raum total versagt hat. Aber das wäre jetzt eine ganz eigene und lange Diskussion.