JackSparrow hat geschrieben: ↑So 7. Mär 2021, 19:25
Dann stellt sich heraus, dass jede Nächstenliebe immer auch einen Anteil Egoismus und jeder Egoismus immer auch einen Anteil Nächstenliebe in sich trägt und dass einer Unterteilung der Menschheit in gut und böse jegliche empirische Grundlage fehlt.
Wie ich schon im letzten Beitrag geantwortet hatte, hast Du eine Definition von Egoismus, die dem Sachverhalt nicht gerecht wird und ich hatte dies auch begründet.
Wenn jemand sich so richtig wohlfühlt, wenn er einem anderen etwas Gutes tut, ist dann das Gute tun Egoismus? Wohl nicht. Du hättest dann ein Verständnis von Egoismus, dass 99 Prozent so nicht teilen würden. Aus guten Gründen.
Zum anderen käme es zudem darauf an, ob er es deswegen tut, weil er sich dabei wohl fühlt. Und nur deswegen. Und nicht um des Nächsten willen. Wenn es beides ist, hast Du bereits keinen Egoismus mehr. Denn er ist um das Wohlergehen des anderen bemüht.
Was für eine abstruse Vorstellung wäre es, dasss es etwas Böses sei, sich bei Gutem tun wohlzufühlen? Genau das fabrizisiert Du hier jedoch.
Du willst belegen, dass jeder Mensch egoistisch ist. Das ist sogar richtig - zeitweise, aber nicht immer. Genaugenommen kann der Mensch zwischen Egoismus und Altruismus schwanken und er tut dies auch.
Du schriebst ein Egoist habe das Bestreben, immer für sich selbst aktiv zu sein. Aber weder kennst du das Bestreben anderer Leute noch kennt der Egoist alle Auswirkungen seines Bestrebens.
Ich denke nicht, dass ein Egoist IMMER das Bestreben hat für sich selbst aktiv zu sein. Dann gäbe es so gut wie keine Egoisten. Außerdem ist es nicht egoistisch, für sich aktiv zu sein. Egoistisch ist es, aktiv für sich zu sein, egal was es anderen kostet bzw. es ist einem gleichgültig was es anderen kosten könnte. Plakativ: wenn Du den Bibelspruch nimmst "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" dann beginnt der Egoismus da, wo Du Dich selbst lieber hast wie den anderen.
Wonach sollte man menschliches Handeln beurteilen? Nach der Tugendhaftigkeiit der Handlung, wie Aristoteles lehrte, nach dem Motiv des Handelnden, wie es Kant lehrte, oder nach seinen Ergebnissen, wie es der Utilitarismus lehrt?
Jede Blickrichtung hat seine eigenen Vorzüge für das Erkennen und auch Nachteile. Wenn es um die Berurteilung des "Egoismus" geht, würde ich es mit Kant halten. Das liegt daran, dass der Egoismus schon auf dieser Ebene definiert ist. Er ist eine vornehmlich auf sich selbst gerichtete Motivationslage. Ob einer egoistisch handelt, ergibt sich ja nicht aus den späteren Ergebnissen seines Handelns, sondern daraus, dass er etwas will. Welche abstruse Formen z.B. der Utilitarismus hier hätte, sieht man ja schon daran, dass es in völligem Schwachsinn gipfelt, wenn jemand behaupten würde: Jemand der einem späteren Massenmörder sein Leben rettet ist ein Egoist.
Der Utilitarismus hat seine Vorteile nur im Bereich der noch zu berechnenden oder gut zu assozierenden Resultate des Handelns. Bei Aristoteles haben wir die Problematik sehr stark darin, wie man die normative Grundlage begründet. Bei Kant ist die Grundlage leichter, aber man kann sie von außen schlecht sehen und bewerten.
Aber es ist ein interessantes Thema, das Du da angeschnitten hast.