Schöpfungs-Mythen der Welt - welche ist die Richtige?

M.N.
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#21 Brihatkatha Upanischad

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 21:21

Diese Entstehungsgeschichte beginnt ohne Zeit und Ort, ohne gestern und heute. Es gibt nur „das Eine“, welches die tiefen Gedanken der Ewigkeit denkt. Die Gedanken werden zu den Worten „Ich bin! Es gibt nichts anderes.“
Mit dem Aussprechen dieser Worte wird dem Einen bewusst, dass es völlig alleine ist und damit überkommen ihn unerträgliche Einsamkeit und Traurigkeit. Das Eine teilt sich deswegen in zwei Teile, aus denen jeweils Dunkelheit und Licht, Meer und Himmel, Berg und Tal entstehen, sowie die ersten Menschen: Mann und Frau. Als sie sich sehen, fühlen sie anstelle der Einsamkeit die Gemeinsamkeit der Liebe, aus der Kinder entstehen, von denen alle Menschen der Welt abstammen.
Die Frau zweifelt an der Richtigkeit des Geschehens, daran, dass aus ihnen, die einmal das Eine waren, so viele werden konnten. Sie versucht sich in der Gestalt einer Kuh zu verstecken, doch der Mann findet sie. Er verwandelt sich in einen Bullen und von diesen beiden stammt alles Vieh ab. Die Frau versucht daraufhin in Gestalt einer Stute, eines Schafes, Tigerin, Eule und Ameise zu fliehen, doch immer wird sie vom Mann gefunden. So werden alle Tiere geschaffen. Auf diese Weise kam alles aus dem Einen und das Eine wurde zu allem.

Quelle: https://www.philognosie.net/spiritualit ... g-der-welt
Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.
(Arthur Schopenhauer)
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M.N.
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#22 Schöpfungsgeschichte der Indianer (Westl./Südwestl. USA)

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 21:22

Auch die Ureinwohner dieses Landstriches beginnen die Erzählung ihrer Entstehungsgeschichte mit einer Darstellung von undurchdringlicher, schwarzer und stiller Dunkelheit, in die ein leiser Ton erklang. Der Ton wurde lauter – das Heulen eines Kojoten, der wiederum um sein Heulen herum entstand, um so materialisiert in die Dunkelheit zu blinzeln.
Er stellt fest in der Dunkelheit nicht laufen zu können, erschafft mit seinem Atem Wind in Form einer Muschel, die er von sich schleudert und so den Himmel kreiert. Durch sein Heulen schafft er Farben, eine Scheibe aus brennendem Gold, die Sonne sowie eine Scheibe aus schimmerndem Silber, den Mond. Er trennt Tag und Nacht und lässt sein hartes Knurren zu Felsen, Hügeln und Bergen werden. Sein leiseres Knurren wird zu Wäldern und grasbewachsenen Prärien.
Mit seinem Jaulen erschafft er Tiere aller Art, um mit ihnen laufen zu können. Doch auch das genügt ihm nicht, er erschafft aus Uferlehm und seinem Atem die ersten Menschen, die er mit dem Auftrag sich zu ernähren, Tiere zu jagen und die neue Welt mit Kindern zu bevölkern versieht.
Er erzählt ihnen, dass sie ihn nie fangen, aber nachts hören können, wenn er voll Freude über die von ihm erschaffene Welt zum Mond heult.

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#23 Versengold

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 21:24

Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.
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#24 Zusammenfassung

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 21:26

Die Fantasie der Menschen ist Gross und Ungebrochen. Es sind Mythen und Märchen. Wahrheit wird man dort nicht finden.

Wenn ich mich entscheiden muss: Die Schöpfungs-Mythologie von Versengold ist für mich die Glaubwürdigste.

Eure Meinung?

LG

M.N.
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Mirjam
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#25 Re: Zusammenfassung

Beitrag von Mirjam » Mo 7. Dez 2020, 00:25

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 21:26
Die Fantasie der Menschen ist Gross und Ungebrochen.
Ohne Zweifel.

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 21:26
Es sind Mythen und Märchen. Wahrheit wird man dort nicht finden.
Und was, wenn man ein bisschen Wahrheit an vielen Stellen finden kann?
Ich sehe in allen diesen Geschichten sinnhafte Bruchstücke, Ideen und Metaphern. Ich glaube, ein Schöpfungsmythos ist nicht dazu da, eine wissenschaftliche Wahrheit über die physische Entstehung des Universums abzubilden. Der Mythos versucht vielmehr, in der Welt eine Sinnhaftigkeit und Ordnung zu erkennen - meist verbunden mit dem Ziel, den Platz der Menschen in der Welt zu definieren.
Es geht, denke ich, nicht so sehr um das physische "Woher kommt die Welt" sondern das metaphysische "Wozu ist die Welt". Ob diese Erklärung im Einzelfall immer so überzeugend ist sei mal dahin gestellt, aber im Kontext der jeweiligen Kultur ist es meistens sehr plausibel.

Und wenn ich mir Versengold und die betrunkenen Götter mit ihren Schnapsideen anhöre... nun, ein alter Mann mit Sonne unter der Achsel und ein masturbierender* Schöpfer auf dem Urhügel sind auch nicht viel würdevoller.
(*dieses nicht so jugendfreie Detail hat deine Version des ägyptischen Mythos nicht erwähnt)

Ich finde es sogar sehr bezeichnend, dass viele der Mythen voller seltsamer Zufälle zu sein scheinen, voll von Wandlungen und absurden Fügungen. Dazu eine ganze Menge Gewalt, Zwist und Tod. Passt ganz gut zu unserer komplexen, verrrückten, grausam-schönen Welt, oder nicht?

Und doch, wenn man die Oberfläche abkratzt, dann findet man darunter oft erstaunliche Symbole und Einsichten.
Nehmen wir Atum, der Shu und Tefnut ausspuckt - das ist nämlich der Mythos, bei dem ich den Kontext am besten kenne und den ich in Originalsprache studiert habe. Wobei man dazu sagen muss, dass er wie die meiste ägyptische Mythologie vor allem aus Anspielungen und kurzen Episoden besteht, die an verschiedenen Textstellen überliefert sind. Ich kenne die älteste Version aus den Pyramidentexten am besten.
Also, aus dem undefinierten Chaos des Nun erschafft sich Atum - das erste Wesen, das als Person oder Individuum fassbar ist. Atum, sein Name bedeutet wörtlich "Vollendung" aber das selbe Wort, "tem", wird auch als Negation benutzt und kann, als Verb, "vernichten, sterben, beenden" bedeuten. Eine Alpha-und-Omega Sache: Der Begründer von Ort und Zeit (in Form von Urhügel und Sonnenaufgang) ist gleichzeitig, seinem Namen nach, das Ende aller Dinge.
Aus dieser ersten in sich vollkommenen Einheit entsteht dann die Dualität, Shu und Tefnut, die in den Pyramidentexten explizit als "Ankh" und "Ma'at" gleichgesetzt werden... Leben und Schöpfungsordnung. Diese beiden sehe ich als die wichtigsten Urkräfte in der Gedankenwelt der Ägypter.
Gleichzeitig ist es aber noch komplexer und mehrdeutiger, denn man kann Schu sowohl mit Luft als auch mit Leere und Freiheit übersetzen. Tefnut dagegen trägt interessanterweise Aspekte von Wasser und Feuchtigkeit ebenso wie von Feuer (wobei meiner Meinung nach der solare Aspekt bedeutender ist)
Diese beiden Ebenen liegen ineinander verwoben... die profane des masturbierenden Urgottes, der seine Kinder durch Ausspucken und Niesen erschafft. Und die symbolische, die von Chaos, Einheit und Dualität, erzählt, von Urkräften und dem Übergang aus Chaos zu Struktur, von Einheit zu komplexer Vielheit.

Ach ja, man sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Ägypter nicht nur einen Schöpfungsmythos kannten. Da wäre noch die Sache mit Ptah, der durch sein Wort erschafft, von Neith, die die Sonne hervorbringt, von dem großen Gackerer und seinem Ur-Ei, vom verborgenen Gott Amun... es sollte doch recht offensichtlich sein, dass meine Religion keine dieser Geschichte als objektive Wahrheit ansieht sondern sich des symbolischen Charakters voll bewusst ist.
Wir verstehen ja noch nicht einmal unsere Gottheiten als "wirkliche" Personen sondern stets als Manifestation, Idee, Metapher und Aspekt.


liebe Grüße

Mirjam

SilverBullet
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#26 Re: Schöpfungs-Mythen der Welt - welche ist die Richtige?

Beitrag von SilverBullet » Mo 7. Dez 2020, 10:19

Mirjam hat geschrieben:Und was, wenn man ein bisschen Wahrheit an vielen Stellen finden kann?
Hallo Mirjam,

ich könnte deine Texte stundenlang lesen. Dieses ägyptische Flair stellt einfach eine eigene Klasse dar.
Wenn es selbst heute noch so ist, dann muss das damals überwältigend gewesen sein und bestimmt haben
andere Völker viel davon übernommen oder sich zaghaft dagegen stellen wollen - in beiden Fällen ist es eine
sagenhafte Dominanz der ägyptischen Kultur.

Dein Hinweis, das es zu einer mehrschichtigen Deutung der mythologischen Vorgänge kommt, je nachdem
welche Übersetzung man verwendet, hat in mir eine Frage aktiviert.

Für den Bereich der Kunst, insbesondere abstrakte Kunst, habe ich es mir angewöhnt einen eigenen Weg
in das Bild zu finden und quasi eine Geschichte zu durchleben (die im günstigsten Fall an den Künstler weitergeleitet wird - Künstler freuen sich sehr darüber).

In Bezug auf Ägypten steht uns (wenn ich es richtig verstanden habe) kein "aktiver Umgang" mit den Hieroglyphen mehr zur Verfügung.
Was denkst du, könnte es sein, dass wir bei der Erforschung/Entdeckung der ägyptischen Kultur, auch ein wenig einen eigenen Weg "ins Bild" finden, quasi die Mythologie für uns aufbereiten, es aber als "die damalige Sicht" einordnen?

Bestimmt kann man analytische Verdachtsmomente durch Fundstücke und Hieroglyphentexte in gewisser Weise absichern, aber verhindert dies, dass wir uns ein "eigenes Ägypten" suchen?

(meine Frage kann man bestimmt auch auf viele andere alte Kulturen ausweiten)

Ziska_Deleted

#27 Re: Schöpfungs-Mythen der Welt - welche ist die Richtige?

Beitrag von Ziska_Deleted » Mo 7. Dez 2020, 10:39

Alle Schöpfungserzählungen und Sintfluterzählungen, die weltweit in den verschiedensten Kulturen verbreitet werden,
gehen auf einen Ursprung zurück.

Die ersten Menschen Adam und Eva und ihre Nachkommen, bis zur Zeit des Turmbaues zu Babylon, sprachen nur eine Sprache.
Sie waren mit der Geschichte ihrer Vorfahren vertraut.

Um den Turmbau zu vereiteln, bewirkte Gott, das die Menschen plötzlich in verschiedene Sprachen sprechen konnten.

Diejenigen, mit der gleichen Sprache, taten sich zusammen und wanderten weg um andere Länder zu besiedeln.
Natürlich nahmen sie die Geschichte ihrer Vorfahren mit.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde vieles dazu gedichtet, ausgeschmückt oder weggelassen.

Das ist der Grund, warum alle Geschichten über Schöpfung und Sintflut mit der Bibel eine gewisse Ähnlichkeit haben...

Spice
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#28 Re: Schöpfungs-Mythen der Welt - welche ist die Richtige?

Beitrag von Spice » Mo 7. Dez 2020, 10:45

Ziska hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 10:39
Um den Turmbau zu vereiteln, bewirkte Gott, das die Menschen plötzlich in verschiedene Sprachen sprechen konnten.

Die Sprachen der Völker entstanden bereits viel früher als irgendein babylonischer Turm. Der biblische Text dazu ist nur metaphorisch zu verstehen und nicht konkret.

Ziska_Deleted

#29 Re: Schöpfungs-Mythen der Welt - welche ist die Richtige?

Beitrag von Ziska_Deleted » Mo 7. Dez 2020, 13:04

Spice hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 10:45
Ziska hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 10:39
Um den Turmbau zu vereiteln, bewirkte Gott, das die Menschen plötzlich in verschiedene Sprachen sprechen konnten.

Die Sprachen der Völker entstanden bereits viel früher als irgendein babylonischer Turm. Der biblische Text dazu ist nur metaphorisch zu verstehen und nicht konkret.

Wie kommst du darauf?

Ich nehme die Bibel als wahres Wort Gottes an.
1. Mose 11:1 Damals hatte die ganze Erde noch eine einzige Sprache und einen gemeinsamen Wortschatz.

Lena
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#30 welche ist die Richtige?

Beitrag von Lena » Mo 7. Dez 2020, 14:23

Ich nehme die vom Schöpfer, der seine Geschöpfe so sehr liebt, 
dass er für ihre Schuld einsteht. Ihnen ewiges Leben auf einer
neuen Erde verspricht, darin alles Böse vergessen sein wird. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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