JackSparrow hat geschrieben:Gerade die Embryonalentwicklung belegt ja alles, was Kreationisten ablehnen - nämlich dass sich ein winziger Einzeller innerhalb kürzester Zeit zum kompletten lebensfähigen Organismus entwickeln kann. Und dabei grob vereinfacht alle Entwicklungsstufen von der Qualle bis zum Wirbeltier im Zeitraffer durchläuft.
Ja, wie ich geschrieben habe, das Zellkonzept an sich ist bereits ein enormer Anlass zum Aufstellen der Evolutionstheorie.
Vor diesem Hintergrund finde ich z.B. die "Uhr und Uhrmacher"-Suggestion eher peinlich, denn Uhren sind nicht aus sich teilenden/vervielfältigenden Zellen aufgebaut - eine Uhr enthält keine Wachstums-basierte Entwicklungsselbstständigkeit.
JackSparrow hat geschrieben:Denkt man sich jetzt noch Mutation, Selektion und Zeiträume von ein paar Milliarden Jahren hinzu,...
OK, jetzt geht es ums Eingemachte, denn nun muss man vom klar vorliegenden Wachstum eines aktuellen Lebewesens zur Möglichkeit der Artenentwicklung kommen.
"Selektion" ist dabei noch halbwegs handfest, denn man kann es mit Funktionalität im Sinne von Überleben, Fortpflanzen und Nischenbesetzung übersetzen.
Mit "Mutation" hingegen beginnt die eigentliche "Magie", denn hier verbirgt sich quasi der gesamte dynamische Prozess, den man in der Evolutionstheorie vermutet ("Selektion" läuft ins Leere wenn nichts zum Selektieren auf dem Tisch liegt).
Probleme habe ich an dieser Stelle wenn das Wort "Zufall" fällt, denn dies suggeriert so eine Art "Freiheit in der Beliebigkeit".
Nun soll sich das Ganze aber in der physikalischen Welt abspielen, was bereits eine Einschränkung dieser "Freiheit" bedeutet und zudem kommen dort Richtungsänderungen/Veränderungen meist mit Energien daher, die nicht einfach "aus dem Nirgendwo" zugeführt sein sollten.
Bei "Mutation" sehe ich die Schwachstelle - hier fehlt die "Erkenntnis-Substanz" und hier hat man (wir) zu wenig vorzulegen.
Da ich aber nun "Zufall" für ungeeignet halte und auch nicht auf "durchsichtige Nachthemden mit Einfluss auf die physikalische Welt" zugreifen möchte, müsste ich entweder die Segel streichen (und rein bei den Anlässen bleiben) oder sagen, was es denn nun sein soll.
OK, meine Vermutung geht in folgende Richtung:
=> Es ist kein Zufall, dass Lebewesen über ihre generationsübergreifende Entwicklung biologische Nischen füllen, um dort zu (über-)leben.
Beim Nachdenken über die menschliche Wahrnehmung landet man früher oder später beim "Lernen", einem höchst erstaunlichen Vorgang, denn ein Zellsystem kommt dabei nach und nach zu brauchbaren Reaktionen ("brauchbar" im Sinne von "Entsprechung gemäss der Aufgabenstellung").
Wenn man einen Schritt zurück macht und etwas abstrahiert, dann liegt hier die Entwicklung eines Zellgefüges vor und zwar zu einem Ergebnis, das nicht im Bauplan der Zellen enthalten sein kann -> "nicht festgelegt, aber auch nicht beliebig" -> eine Entwicklung entsprechend der Körper/Umwelt-Situation.
Damit aber noch nicht genug: es ist wohl so, dass das Lernen in emotional bedeutsamen Situationen besonders intensiv und nachhaltig erfolgt.
Wenn der Körper beim Lernprozess besonders intensiv für zusätzliche Zusammenhänge sorgt (sei es "Belastung" oder "hormoneller Aufschwung"), dann scheint die Zellentwicklung zum "Neuen" hin besonders gut zu funktionieren.
In der Gehirnforschung ist der Lernprozess (noch) ein grosses Rätsel, aber es liegt eindeutig ein dynamischer Zellprozess vor.
Nun sind Gehirnzellen bestimmt sehr stark auf das Ausprägen von Aktivitätsübergängen spezialisiert, aber es sind insgesamt Zellen, die wie alle anderen auch auf die erste Zelle des Lebewesens zurückgehen.
Mein Frage ist nun: kann der gesamte Körper "gerichtet lernen"? (im Sinne von "sich brauchbar anpassen")
(eine Anpassung die über "Anpassung durch Training" hinausgeht)
Angenommen es bilden sich Umweltsituationen heraus, bei denen sich das Lebewesen verändern müsste, um "Disharmonien bei den Überlebenschancen" auszugleichen (um eine Erweiterung in der Nischenbesetzung zu erreichen).
Wie beim "sonstigen Lernen" dürfte das natürlich nicht schlagartig gehen, sonst liegt Überforderung vor.
Wie beim "sonstigen Lernen" muss schon eine neue Situation vorliegen, ansonsten erfolgt keine Entwicklung.
Wie beim "sonstigen Lernen" geht viel schief, aber die Entwicklung geschieht dennoch nicht richtungslos.
Ich kann leider nicht sagen, wie das genau funktionieren könnte, aber ich möchte darauf hinweisen, dass wir den dynamischen Prozess vielleicht bereits vorliegen haben und nur "den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen"
JackSparrow hat geschrieben:Die Theorie muss ja nicht perfekt sein - das Bohrsche Atommodell ist oft noch anwendbar, obwohl wir wissen, dass es falsch ist.
Wenn etwas anwendbar ist, dann ist es in dieser jeweiligen Situation nicht falsch.
Man könnte es vielleicht als "Abkürzung" charakterisieren, die nicht immer zum gewünschten Zielpunkt führt.
Irgendwie muss die Abkürzung aber schon die Zusammenhänge des "korrekten Modells" enthalten, sonst würde es nicht funktionieren.