AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑Mo 4. Mai 2020, 05:50Punch hat geschrieben: ↑So 3. Mai 2020, 19:15AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 3. Mai 2020, 18:42Viel interessanter ist die Frage nach der Überlebensfähigkeit des Finanzsystems ("Fiatgeld"), welches natürlich ein Hauptbestandteil kapitalisitischer Realität ist. Aktienkurse steigen, obwohl viele Unternehmen quasi bei Null sind, nur weil Geld künstlich in den Aktienmarkt gepumpt wird. Aktienpreise haben mit dem wahren Unternehmenswert nicht mehr viel zu tun. Derzeit wird sogar die Aufhebung des Zentralbankenverbots nachgedacht, direkt Aktien kaufen zu dürfen.
Die Frage, was kommt, nach dem dieses System des Kapitalismus implodiert ist, die halte ich für wesentlich interessanter.
Wir müssen ja nicht gleich, und wieder einmal, den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, obwohl diese Welt aus dem Werden und Vergehen besteht, auch dem Kommen und Gehen von Gesellschaftsordnungen oder, sagen wir Staatsformen.
Das meinte ich mit "Überlebensfähigkeit". Eine Möglichkeit, die Implosion, ich denke aber noch an andere Möglichkeiten. Du musst berücksichtigen, dass das jetzige Finanzsystem zu erfolgreich in der Umverteilung ist - so schnell wird man es nicht aufgeben. Vielleicht wird einfach nur der Turbo eingeschaltet, natürlich verkauft als schnurrendes Kätzchen. Zinsen in den tief negativen Bereich, dauerhaft, Coronasoli, Steuern, irgendwie wird der Bürger bürgen. Bin gespannt, wie das funktionieren soll, ohne dass die Straßen brennen. Jedenfalls tut mir die junge Generation Leid, die werden ihr Leben lang dafür blechen.
Wenn man sich das einmal vor Augen führt - Kapitalismuskritik ist selbst bei den Linken verpönt, und bei den Grünen sowieso, offene Kritik am Kapitalismus? Wohl viel gefährlicher als die unentwegt beschworene Gefahr von rechts.
Wobei Kapitalismuskritik ein sehr grober Überbegriff ist, unter dem sich vielfältigste politischen Ansätze, Strömungen, theoretische Debatten und Denkrichtungen einordnen lassen.
Für olle Marxen war damals schon klar, das Krisen nicht das Ende des Kapitalismus sind – sondern das Wesen des Kapitalismus, nur ging es Marx mit der Vorraussage des Endes des Kapitalismus ähnlich wie mit dem - Jesus kommt bald.
Apropos Marx, der Mann sah damals schon vieles sehr klar, man muss nur viele seiner Aussagen dem damaligen Zeit-Kontext zuordnen:
"Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlicher Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisieepoche vor allen anderen aus ... Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht".
Konsumrausch, Warenfetisch, Konsumismus, alles das sah Marx voraus, obwohl ich der Meinung bin, das es ein friedliches Ende des Kapitalismus nicht geben wird und auch nicht geben kann, es wird wohl wieder auf die altbewährten Lösungen zurück gegriffen. Und dann singen wir wohl alles das große Miserere. Du weißt doch, die Geschichte wiederholt sich oft auf eine schon pervers zu nennende Weise.