Hi Lovetrail,lovetrail hat geschrieben: ↑Mi 12. Feb 2020, 12:10Ich denke, dass (auch) das NT auf verschiedenen Ebenen spricht, bzw verschiedene Schichten hat, so wie etwa eine Zwiebel.
Auf der tiefsten Ebene erfahren wir dass Gott Liebe und Treue ist und dass diese vertrauensvolle Liebe die Furcht endgültig austreibt.
Auf anderen Ebenen finden wir Drohungen, werktätige Ermahnungen, gesetzähnliche Weisungen, Qual und Vernichtung.
Der Fehler wäre alle diese Aussagen auf einer horinzontalen Ebene 1:1 nebeneinanderzustellen.
Aber warum ist das so, warum diese verschiedene Ebenen? Ich denke es hat mit verschiedenen Reifungsgraden der Angesprochenen zu tun. Ein grober Klotz braucht eine grobe Warnung. Der muss zB auch nicht wissen, dass die Strafe irgendwann aufhört. Das würde dieser nur zu seinem Schaden ausnutzen.
Ein ängstlicher bzw fleischlicher Christ wird eher die gesetzlichen Aussagen wahrnehmen und hochhalten. Usw.
In den Gleichnissen benutzt Jesus manchmal Situtationen und Charaktäre wie sie seinem sündigen Umfeld entsprachen. Damit kommt er den Hörern entgegen und spiegelt ihre Situation.
Jetzt ist es so, dass aber nur die tiefste Ebene trägt. Ein Hängenbleiben in einer oberflächlichen Sichtweise führt in den Zusammenbruch. Und genau das braucht es aber um tiefere Offenbarungen zu bekommen. Und somit reguliert sich das "von selbst"
Bei dem Teil mit dem "Zusammenbruch" bin ich skeptisch. Ob das so funktionieren kann. M.E. in der Regel nicht, da Drohungen nur äußerliche Anpassungen erzwingen, aber innerlich keine verändernde Macht entfalten. (Was nicht ausschließt, das es einige Exemplare gibt, bei denen es gewirkt hat, nachdem die äußerliche Anpassung rückgewirkt hat durch positive Verstärkung).
Das andere ist, dass ein in sich schlüssiges und liebevolles Gottesbild unglaublich wichtig ist. Warum Gott nun unterschiedlich beschreiben? Genau im Gottesbild kann ich eben nicht zuhörerangepasste Abänderungen vornehmen, das Ergebnis wäre schlicht eine Unwahrheit.
Vor allen Dingen bewirkt das falsche Gottesbild eine Art hypnotische Schau, die dazu neigt aufrechterhalten zu werden, dass man Widersprüche gar nicht mehr sieht.
Das was ich oben geschrieben habe ist genaugenommen so etwas wie "kollektiv Verdrängtes". Etwas, das einem, der nicht in der christlichen Kultur aufgewachsen ist, sofort feststellen würde, da der Blick noch frei.
Ich vermag auch nicht so sehen, warum in der Darstellung einem Ängstlichen ein Horrorbild von Gott zeichnen sollte, damit er in seiner Panikneigung noch eher drauf anspricht. Das klingt ein wenig arg nach Manipulation. Dem Mutigen hingegen Gott als die reine Liebe darlegen.
Man mag in der Darstellung verschiedene Schwerpunkte setzen, aber es kann nicht sein, dass sich Ebenen widersprechen.
Die Frage klingt geschickt, hat aber folgende Nachteile:Die Frage an dich wäre: Nimmst du diese scheinbaren Inkonsistenzen als Anlass, Jesu Herrschaft überhaupt zu verwerfen, oder aber als Aufforderung, zum Kern des Evangeliums zu kommen?
a) es sind keine scheinbaren Inkonsistenzen, sondern tatsächliche
b) ich kann Jesu Herrschaft nicht verwerfen, wenn keine da ist und ich braucher Jesus als Gottgläubiger genauso wenig wie die Leute vor Jesu Wirken ihn gebraucht haben für eine direkte Gottesbeziehung
c) zum Kern des Evangeliums braucht man m.E. nicht kommen, da bereits eindeutig und einfach: Gott der Liebe (Gottesliebe, Nächstenliebe).
Beim Beiwerk wurde dann heftig daneben gegriffen in der Darstellung (z.B. beim Erfordernis der Vergeltung für Vergebung, symbolisiert am Kreuz)
d) es geht nicht um den Kern, m.E., sondern um man alles was um den Kern herum dargelegt wird mit diesem noch vereinbar ist.
Ich befürchte, das geht nicht bei allen Geschichten im NT.