AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 18:01
Naqual hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 17:31
Hier musst Du mir auf die Sprünge helfen, ich weiß nicht, worauf Du abzielst.
Naja, in den Evangelien spricht Jesus in erster Linie zu seinen Jüngern und die NT-Briefe sind an die Christengemeinden unter den Aposteln gerichtet. Sie waren mit besonderen Gaben ausgestattet und standen unter besonderer Leitung mit einem besonderen Auftrag. Das ist heute ganz offensichtlich nicht mehr der Fall, also warum soll Hans Krause damit gemeint sein?
Da die Werksgerechtigkeitsproblematik (bzw. Glaubensgerechtigkeitsproblematik) grundsätzlich die Basis des Glaubens für alle Menschen betrifft, dürfte dies hier eigentlich keine Rolle spielen.
Also wie wird man selig? Dann nicht Benjamin anders wie Detlef oder Anna.
Theoretisch gibt es ja viele Möglichkeiten:
a) durch Glauben (als für-wahr-halten und anerkennen)
b) durch Werke allein (wenn diese auch den Glauben als Hilfestellung und Ursache haben)
c) durch Werke selbst wenn ohne Glaube
d) durch Glauben verstanden als ambitioniertes Inneres Verlangen in seinem Wesen Gott näher zu kommen (mit dem "Christus")
e) wie d) jedoch auch ohne "Christus" möglich, so wie der "innere göttliche Funke" in jedem Menschen, aus dem heraus Gott wirkt (und sei es in der Vorstelllung von dem "Christus")
usw.
Da ich für e) votiere habe ich natürlich die meisten gegen mich.
Bei d) und e) ist die abstrakte heilsrelevante Trennung von Glaube und Werke völlig unsinnig. Ein Wesen handelt so, wie es aus seinem Inneren heraus konstruiert ist (Denken, Gefühle, Wollen, Anschauungen, usw.)
Wenn der neben Jesus Gekreuzigte in seinem Inneren recht beschaffen ist, kann Jesus ihn in den Himmel preisen.
Wenn der neben Jesus Gekreuzigte stattdessen ungehindert handeln könnte, dann würde er es auch tun, wenn er in seinem Inneren recht beschaffen ist.
Er braucht es nur nicht, wenn er nicht kann. Wenn er kann, muss er. (Ganz radikal hier Jakobus: wer nun weiß Gutes zu tun und tut es nicht, dem ist es Sünde)
Ein strukturelles Problem ergibt sich bei dem "Seligwerden allein durch Glauben" dadurch,
dass hier schwarz-weiß vorausgesetzt wird, bzw. es ist oder es ist nicht da. Man glaubt oder man glaubt nicht.
Die Praxis zeigt jedoch, dass es "Glauben" in unterschiedlichsten Stärken gibt. Und ein schwacher Glaube ist letztlich sogar unnütz (und hält auch nicht so lange, existiert manchmal nur ein klein wenig im HIntergrund).
Aus Gottes Sicht ist wohl eher so, dass wir "psychotisch" sind, also psychotische Phasen haben, in denen wir uns unreale Dinge ausmalen und uns von diesen leiten lassen. Manchmal mögen wir unsere guten Phasen haben, aber die psychotischen sind überwiegend. Psychotisch heißt hier: unser Egoismus herrscht auf Kosten anderer, unser innere "Wolf" geht seinen Trieben nach, usw. Die großen Denker in der Literatur geben gute Beispiele für diese "inneren Kämpfe" (Zerissenheit) Goethes Dr. Faust, Hesses "Harry Haller" usw.
Gottesnähe bedeutet aber auch: innerlich eins zu werden wie Gott eins ist. Keine Zerissenheit. Aber auch das geht nicht schwarz-weiß, sondern nur in "Stufen". Und jeder von uns hat hier ein anderes Potential (es gibt auch einen "inneren Reichtum", der anders und mehr verpflichtet).