Aus meiner Sicht gehört „Materialismus“ zur Philosophie und ich bin kein Philosoph.“Naqual“ hat geschrieben:Dich schätze ich eher strikt-materialistisch ein. Also Bewusstsein ist da eine bloße Kombination biochemischer Reize und ohne Bio wird das ganze recht reizlos. Völlig. Nichtexistent.
Wenn ich „Materialismus“ richtig verstehe, dann geht man dort (wie du geschrieben hast) vom Bewusstsein als einer Art „Objektphänomen“ aus, das es zu erklären gilt.
Ein „Materialist“ möchte behaupten können, dass Bewusstsein bereits in der Materie „enthalten“ sei.
Wie ich in meiner kleinen Liste aufgezeigt habe, sind wir darauf geprägt, alles objekthaft zu verwalten. Wir spielen quasi immer das Bewegen des Körpers durch eine Objektlandschaft nach. Auf diese Weise gehen wir dann mit „dem Bewusstsein“ um, als könnten wir „ihm“ begegnen.
In der Folge springen Philosophen von einer entsprechenden sprachlichen Formulierung (dieser Abstraktion) zu einem expliziten Suchvorgang und wollen klären, „wo es denn nun existieren mag, das dicke Bewusstsein“.
„Materialisten“ gehören auch zu diesen „Suchenden“, wollen „es“ aber in der Materie finden können.
Ich gehe da nicht mit, sondern ich versuche unsere Eigenart, überall (egal wie abstrakt) Objekte zu verwalten, zu erklären und zwar nur mit den Zutaten: Körper, Welt und Reaktion.
Der Witz ist ja der, dass wir bei „dem Bewusstsein“ von einer Art Objekt sprechen, dem wir aber nirgendwo begegnen. Einen anderen Menschen schätzen wir als bewusst ein, weil wir exakt nachvollziehen können, wie er sich gerade abstrakt „bewegt“, aber sein Bewusstsein ist nirgendwo erkennbar.
Folglich muss es eine Grundlage geben, warum wir dennoch dieses Verhalten zeigen.
Eine Änderung ohne Substanz ist letztlich „eine Handlung die sich selbst Existenz genug sein soll“.“Naqual“ hat geschrieben:Denke nicht, dass dies der Buddhismus so sieht. Denn da ist noch ein "etwas" (sage ich mal aufgrund mangel an Worten), das wieder erflammen kann wie die wieder angezündete Kerze. Wobei im Buddhismus das erste Licht nicht dem zweiten Licht entspricht. Genau genommen hier etwas anderes vorliegt. Stetige Änderung.
Ich formuliere es mit Absicht so zugespitzt, damit offensichtlich wird, dass hier lediglich Zusammenhänge von Handlung und Zusammenhänge von Existenz unsinnig vermischt werden.
Die Motivation hierzu scheint beim Buddhismus zu sein, dass die Anhänger einfach gar nichts mehr sein wollen, damit „das Leiden“ keinen Angriffspunkt hat.
Nur gibt es da halt auch noch die Hinduismusgrundlage, also die vielen Lebenszeiten, die es zu überwinden gilt. Auf der einen Seite sehr willkommen, denn damit lässt sich das Ausbleiben des Erfolges einfach 10.000 Lebenszeiten in die Zukunft verschieben, aber auf der anderen Seite muss natürlich wiederum „ein Etwas“ da sein, das man beeinflussen können sollte, um den Karma-Mechanismus auszuschalten.
Insgesamt ergibt sich daraus ein Gemenge, das nicht so ganz klar ist.
Deshalb ist es auch wichtig genau auf den Punkt zu bringen, woher die einzelnen Behauptungen stammen.
Ich verstehe, dass du hier nur versuchst die buddhistischen Ansichten wiederzugeben und so soll meine Kritik nun nicht in deine Richtung gehen, sondern nur mal Beispielhaft stattfinden:“Naqual“ hat geschrieben:Dieses Etwas ist also nicht linear vorhanden, sondern ständig etwas Anderes.
Die gedankliche Assoziation eines Ichs geschieht zu fast 100 Prozent über den Körper. Denn ich befinde mich auch nach einem ausgiebigen Schlaf noch am nächsten Tag in (fast) demselben. Das ist der Bezugspunkt an dem alles festgemacht wird. Tatsächlich bin "ich aber ein völlig anderer, wenn mir einer auf den Sack geht und mich sogar bedroht, als wenn ich tief ergriffen z.B. seiner oder ihrer meisterlichen Gesangsstimme lauschen darf.
Eine Schlussfolgerung auf etwas Nicht-Lienar-Vorhandenes, das ständig etwas Anderes sein soll, müsste natürlich sauber begründet werden, was aber bereits in der Aussage durch den Verweis auf „den Körper“ bereits wieder konterkariert wird, denn „der Körper“ ist ja dann offensichtlich ein Anteil, der solide/dauerhaft vorhanden ist, so dass sich ein neuerlicher „Bezug“ herstellen lässt.
(Hinweis: Eine Reaktion des Körpers, die sich z.B. durch die Vorgänge im Schlaf entwickelt hat, kann sich ohne Probleme am nächsten Tag wieder um Körperzusammenhänge drehen, wobei sie leicht verändert ist)
Das Erstaunliche an diesen Religionsaussagen ist ja, dass explizit „der Körper“ als Fixierung bestätigt wird, aber auf Basis des Religionszieles will man nicht der Körper sein.
In unserer Beispielformulierung ist dies mit „am nächsten Tag in (fast) demselben Körper“ ausgedrückt:
Der „Körper“ muss bestätigt werden (alles andere wäre unsinnig) aber dann „wohnt halt etwas in diesem Körper“.
Das ist definitiv kein Selbstläufer und hier grätsche ich selbstverständlich mit einer vollen Breitseite hinein und sage, diesen Sachverhalt bitte minuziös auf den Punkt gebracht.
Ich verweise dabei gerne auf die „Luft“-Vergangenheit aus der Antike, als „Luft“ als Lebensanteil „in“ einem Menschen angesehen wurde.
Es käme hier auf eine exakte Begründung, mit einer nachvollziehbaren Abgrenzung zur „Luft“-Phantasie an.
Hier wäre also eine Leistung notwendig, wie sie kaum aus der Richtung einer Religion geliefert werden kann (gespannt darf man natürlich immer sein).
Diese „Formänderung“, also eine kontinuierliche Anpassung, wobei „die alte Form“ irgendwie langsam in die „neue Form“ übergeht, findet tatsächlich im Körper statt – das Nervensystem (Gehirn) ändert seine Form/Struktur.“Naqual“ hat geschrieben:Das andere ist, dass ich über Erfahrungen die eigentlich zu einem ganz großen Teil Einflüsse von außen sind (Umweltreize) geformt werde. Also selbst das habe ich nicht wirklich in der Hand, sondern das Ich ist hier etwas das geformt wird abhängig von den von außen kommenden Mustern an Reizen.
Nimmt man diesen Vorgang aber „aus dem Körper heraus“, dann stellt sich zum einen das Problem, das erklärt werden muss, was der Körper da eigentlich ändert und zum anderen, dass erklärt werden sollte, „wie“ sich „was“ sonst irgendwo ändern soll und weshalb man dies mit dem Bild einer „Form“ ausdrückt?
Auch hier gilt wieder der Körper ist die direkte Lösung, aber man will sie nicht, also wird der gleiche Vorgang einfach ins Unsichtbare „verlagert“.
Du bist ein individueller Körper, der auf Basis seiner individuellen Vergangenheit eine individuelle Reaktion ausführt.“Naqual“ hat geschrieben:Aber selbst wenn ich die Sekunde nähme, in der ich hier schreibe. Mit was soll ich "mich" denn abheben?
Das ist genug Pfund, um rauf und runter mit einem „Ich“ anzugeben, man darf nur nicht den Fehler machen, „das Ich“ als ein zum Körper zusätzliches Etwas ansehen zu wollen.
Genau hier schlägt aber die hinduistische Vergangenheit des Buddhismus durch.
Ich habe mir den Link mal angesehen:“Naqual“ hat geschrieben:Aber hier müsste man unterscheiden. Im Theravada-Buddhismus gibt es die Wiedergeburtslehre nicht (der Theravada-Buddhismus betont stärker Buddhas Lehren selbst, bzw. die frühen Lehren ohne spätere "Zusätze").
Siehe auch Kurzartikel: https://www.n-tv.de/panorama/Buddha-gla ... 97931.html
Der ursprüngliche Buddhismus ist sehr viel realistischer, der geht allein vom Geist aus und von der Frage, wie man den Geist entwickeln kann.
Hier gilt sofort wieder: diese Behauptung muss atemberaubend gut von der antiken „Luft“-Nummer abgekoppelt werden – davor handelt es sich hier nur um eine 0815-Religions-Behauptung.
In einer nachfolgenden Aussage (aus dem Link) sind wir dann auch bei diesem „realistischen“ Buddhismus wieder bei:
Es gibt weder Schluss noch Anfang, es gibt nur Bedingungen, die zusammenkommen, und Bedingungen, die sich verändern. Es gibt nicht ein festes Ich.
Das hätte ich natürlich gerne so ausführlich wie möglich, also so stark mit Fakten angefüllt, wie es nur geht – vermutlich werde ich aber komplett leer ausgehen.
Die Strategie bei Religion ist es, die Behauptungssprünge so gut wie möglich zu kaschieren, so dass es nicht zu peinlichen Rückfragen kommt.“Naqual“ hat geschrieben:Eine gewisse Gefahr sehe ich darin, dass man mit Systemen von Worten, die speziell für bestimmte Sachen gebildet wurden, manipulieren kann.
Zum Beispiel:
Die Idee „rätselhafte Wahrnehmungsvorgänge“ einfach auf Etwas („unsichtbares“) zu verlagern, das sich nur im Körper aufhalten (oder an den Körper gebunden sein) soll, schreit nach mehreren Rückfragen:
- Was soll das Etwas sein?
- Wie funktioniert die Verbindung?
- Woher kommt das Verständnis von „Objekt“ und „Handlung“?
- Wieso werden abstrakte Zusammenhänge objekthaft verwaltet?
- Wieso hat der Körper ein Gehirn?
- Wieso versteht dieses Etwas, wie es auf das Gehirn einwirkt, weiss aber davon gar nichts?
- Welcher Etwas-Teil weiss es dann?
- Wieso weiss das Etwas nichts über sich selbst?
- Wieso hat das Etwas keinen „ausserkörperlichen“ Kontakt zu anderen und/oder nimmt die anderen Etwasse direkt wahr?
- Usw.