Es hat kriegerische Auseinandersetzungen mit buddhistischen Rechtfertigungsversuchen gegeben in Tibet (17. Jh.), in der Mongolei (16.–20. Jh.), in Japan (20. Jh.), Korea (20. Jh.), Sri Lanka (20.–21. Jh.) und Thailand (21. Jh.) Ich muss Dir Recht geben, dass man nicht alle als total friedfertig hinstellen sollte.lovetrail hat geschrieben: ↑Sa 14. Dez 2019, 20:12 Es geht in dem Buch auch um kriegerische Geschichte des Buddhismus und um buddhistische, transzendente Kriegerfiguren. Diese Seite ist dem Westen eher unbekannt. Dalai Lama ist da auch ganz geschickt in der Vermarktung des Buddhismus als gewaltfreie Alternative.
Es ist ein altes Dilemma: was im persönlichen bzw. zwischenmenschlichen Raum edle Tugenden sind, werden im politischen Raum (bei denen größere Machtgruppen und ganze Gesellschaften konkurieren) schnell "größte Wettbewerbsnachteile", die zum eigenen Untergang führen können (und damit zum Untergang der eigenen religiösen Anschauungen). Hier finden dann Anpassungsmechanismen der politischen Elite statt, die ja teils auch religiös ist. So ist es im "ursprünglicheren" Theravada-Buddhismus erheblich schwieriger (wenn nicht unmöglich, dafür bin ich nicht genügend Fachmann in diesem Gebiet) als im Mahayana-Buddhismus, bei denen es einige Stellen (wenn auch nur wenige) gibt, die sogar für ein Verneinen des "Mitgefühls" (eines der am höchsten geschätztesten Werte im Buddhismus) gegenüber politischen Feinden votieren um nicht als schwach dazu stehen.
Insgesamt ist es für den Dalai Lama (mir persönlich gefällt der Kerl ja einfach) sicherlich leicht für den Buddhismus zu punkten in Sachen Friedfertigkeit. Jedenfalls im Verhältnis zum Christentum und zum Islam: mit Europa wurde ein ganzer Kontinent christlich zwangsmissioniert (das wird in den Schulen natürlich nicht gelehrt) mit Krieg und ganz brutalem Vorgehen gegenüber Andersdenkenden. So dass es schließlich im großen und ganzen nur noch eine Religion gab (!). Schließlich gab es "Heilige Kriege" (das Wort wird man im Buddhismus wohl nicht finden), deren Spätfolgen wir nunmehr ein Jahrtausend später immer noch zu spüren kriegen in Form des Terrorismus. Die Kirche war in Europa der größte Sklavenhalter im Mittelalter. Und das Zeichen des Kreuzes der christlichen Missionare als "Begleitflügel" des Expansionismus europäischer Staaten leitete oft genug den beinahe völligen Untergang ganzer Völker ein. ...usw....
In der Bibel haben wir auch so zwei Seiten: im AT aus der Sicht der politischen Elite (teils extrem grausam in Kriegsführung und Strafgerichtsbarkeit), im NT aus der Sicht der politisch völlig unbedeuteten Wanderprediger, die (ganz richtig) die persönlichen Aspekte des Glaubenslebens und echter Tugenden hochhielten. So wundert es auch nicht, dass die Legitimationsversuche für spätere politische (Un-)Taten gerne mit Fundstücken aus dem AT garniert wurden.
Wobei: ich habe auch keine Lösung dafür, was hier Gottes Plan und Wille ist im Konfliktfeld zwischen politischen Erfordernissen (ums Überleben der eigenen Seite) und edlen Tugenden, die man jedem nur wünschen kann. Denke aber, dass der mittlerweile auch ein wenig in die Jahre gekommene "Humanismus" hier sicher ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung war (und noch ist).