Aktuell ist meine Sichtweise die, dass es keinen von Enstehungsbedingungen freien Willen geben kann. Damit es einen solchen geben könnte, müsste es ein "reines Subjekt" geben, also ein "Ich", das mit rein gar nichts in Kontakt steht, denn sobald es mit irgend etwas in Kontakt kommt, wird es beeinflusst und ist somit nicht mehr "frei".
Nein, warum? Auch der Wille die Wahrheit (z.B. über die Entstehung des Willens) herausfinden zu wollen, entsteht aus Bedingungen und nicht aus einem "Ich". Die Freiheit, die uns die Erkenntnis der Bedingtheit schenkt, ist keine Freiheit für ein "Ich", sondern die Befreiung vom "Ich", besser: von der Illusion des unbedingten Ichseins. Das Wollen wird freigesetzt, indem der Besitzanspruch daran wegfällt: "...nicht, wie ich will, sondern wie du willst!" (Mat 26.39)abc hat geschrieben: ↑Do 12. Dez 2019, 09:55 Aber es scheint mir kein durchdachter Weg, sofern dieser Entschluß darauf beruht, man könne sein "Wollen" nicht frei setzen, denn sonst wäre folgender Schluß obsolet ...
... oder nicht?!Wir werden die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird uns frei machen! (s. Joh 8.32)
Weil nur die Übernahme der Verantwortung uns wirklich frei macht. Denn wenn ich die Verantwortung für mein Tun und Lassen nicht übernehme, dann erlebe ich mich als unfrei, als Sklave irgendwelcher Kräfte und Mächte, ausgeliefert der Gesellschaft, der Familie, der Kirche, dem Partner, dem Geld, einem Gott usw. Aber auch den Willen zur Verantwortungsübernahme kann ich mir nicht anbefehlen. Auch dieser Wille entsteht aus all den Bedingungen, die mein Leben und Erleben formen. Oder er entsteht eben nicht. Theo-logisch gesehen ist es Gott, der den Willen zur Freiheit schenkt, ebenso wie die Verwirklichung dieses Willens.
Ich weiss, dass der Wille nicht einem unabhängigen Ich entspringt. Und ich weiss ebenso, weil ich es so erlebe, dass ich mich nur soweit als freier Mensch wahrnehme, als ich die Verantwortung für das, was durch mich geschieht, zu übernehmen in der Lage bin. Und das, ja, das sehe ich als das, was mit "Gottes Wille" gemeint ist für mich: Dass ich bevollmächtigt werde, in der menschlichen Gemeinschaft in meinem Namen das zu wirken, was durch mich gewirkt werden will.