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von erbreich » Mi 11. Dez 2019, 17:57
Ich zitiere aus A.E. Knoch: "Das Böse - Ursprung, Zweck und Ziel im Vorsatz Gottes":
Der fälschlich so genannte freie Wille, den die Menschen für sich beanspruchen, ist ein Ergebnis ihrer Unwissenheit hinsichtlich der Wege Gottes und ihrer eigenen Beschränkungen. Da sie nicht erkennen, dass Gott gleichsam gegen Sich Selbst wirkt, um Sich zu offenbaren, bilden sie sich ein, von Seinem Wollen losgelöst zu sein. Da sie unfähig sind, die verzweigten Wurzeln ihrer Entschlüsse richtig einzuschätzen, halten sie in ihrer Verblendung jede eigene Willensbetätigung für eine schöpferische Tat, ja für noch mehr; wenn auch die Schöpfung nicht aus dem Nichts entstand, so meinen sie dennoch, sie würden ihren eigenen Willen selbständig aus ihrer Person heraus erschaffen. Sie begreifen nicht, dass der Menschenwille vielmehr durch die Macht der Verhältnisse geformt wird, hinter denen die Hand Gottes waltet, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1.11).
Welcher Wille könnte daher jemals als nicht aus der Hand Gottes erwachsen betrachtet werden?
Der Wille zum Widerstand gegen Gott, auch gegen Jesus, wie sollte der nicht Gottes Wille sein?
Meine erste schriftliche Jahresarbeit im berufsbegleitenden dreijährigen Studium in christlicher Sozialtherapie (vor 16 Jahren) trug den Titel: "Menschlicher Widerstand gegen Jesus und wie er damit umgeht". Die Darstellung des Themas habe ich mit der Ankündigung von Widerstand gegen Jesus (durch den Heiligen Geist) begonnen:
Acht Tage nach seiner Geburt wurde der Säugling beschnitten und man gab ihm “den Namen Jesus - den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria das Kind (durch den Heiligen Geist) empfing.” Dann “brachten Josef und Maria das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn zu weihen...” (Lk 2,21-22)
Anlässlich dieser Weihe für Gott geschah die Begegnung mit dem alten Mann Simeon. “Der Heilige Geist ruhte auf ihm, und durch den Heiligen Geist war ihm auch gezeigt worden, dass er nicht sterben werde, bevor er den vom Herrn gesandten Messias gesehen habe. Vom Geist geleitet, war er an jenem Tag in den Tempel gekommen.” (Lk 2,25-27) Und Simeon “sagte zu Maria, der Mutter Jesu: ‘Er ist dazu bestimmt, dass viele an ihm zu Fall kommen und viele durch ihn aufgerichtet werden. Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird - so sehr, dass auch dir ein Schwert durch die Seele dringen wird.’” (Lk 2,34-35)
Bereits kurz nach Jesu Geburt kündigt uns der Heilige Geist hier den menschlichen Widerspruch und Widerstand gegen Jesus an. Dieser Widerstand ist durchaus als gottgewollt zu betrachten. In meiner Arbeit zeige ich den Sinn des Widerstandes gegen Jesus wie folgt auf:
“Er ist dazu bestimmt, dass viele an ihm zu Fall kommen und viele durch ihn aufgerichtet werden. Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird - so sehr, dass auch dir ein Schwert durch die Seele dringen wird. Aber dadurch wird bei vielen an den Tag kommen, was für Gedanken in ihren Herzen sind.” (Lk 2,34-35)
Durch unseren Widerstand gegen Jesus offenbart uns der Heilige Geist die Gedanken, die in unseren Herzen wohnen. Er zeigt uns unsere Herzenshaltung der Wahrheit, dem Leben gegenüber. Er zeigt uns, in welcher Beziehung wir zu unserem Schöpfer und seiner Schöpfung stehen.
Unser Widerstand gegen Jesus deckt alle unsere Gedanken und Empfindungen, alle unsere Zweifel und Ängste, all unser Misstrauen und alle unsere Selbstsucht auf. Da kommen Neid und Eifersucht zum Vorschein, Groll, Bitterkeit, Unversöhnlichkeit und selbstisches Begehren.
Wer sich im Widerstand gegen Jesus seiner wahren Herzenshaltungen überführen lässt, und diese bekennend zu ihm kommt, wird durch ihn aufgerichtet und von der (Selbst-) Verurteilung errettet:
Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verdammt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott. (1.Joh 3.21)
Das ist der Sinn: Uns von unserer Selbstverurteilung frei zu machen dadurch, dass wir erkennen, dass unter allem was auch immer durch uns getan und nicht getan worden ist, die Hand Gottes ruht. Und ich werde zu einem reifen, erwachsenen Menschen, wenn ich zu dem, was ich getan und nicht getan habe stehen kann und bereit bin, dafür in der menschlichen Gemeinschaft die Verantwortung zu übernehmen.
Ich sehe es als ein menschenunmögliches Unterfangen an, in absoluter Weise die Motive und Ziele meines Wollens und Nichtwollens erkennen zu können. Beides, die Motive und die Ziele liegen in Gottes Hand.
In gleicher Weise lehrte der Buddha, dass der Mensch sein Karma, das heisst sein willentliches Wirken, und die Karmawirkung, das heisst die Wirkung seines willentlichen Wirkens, nicht zu ergründen vermöge und wer es versuche, werde darob wahnsinnig.
Und weiter lehrt der Buddha: Mit dem Aufgeben des Wollens ist die Erlösung verwirklicht. Wie gebe ich etwas auf? Dadurch, dass ich es nicht in Besitz nehme oder meinen Besitzanspruch loslasse. Dadurch also, das ich erkenne, das wohl ein Wille in mir entsteht, dass dieser aber nicht von einem (vermeintlich) autonomen, unabhängigen Selbst ausgeht, sondern - im biblischen Sinne - von Gott (im buddhistischen Verständnis: von Bedingungen).
Und weil das so ist, fordert Jesus folgerichtig als erste Bedingung für seine Nachfolge die Selbstverleugnung, und Buddha, ebenso folgerichtig, das Aufgeben der Ich-Ansicht. Wir sind Gefangene unserer Selbstsucht, also unserer Sucht, ein unabhängiges Selbst sein zu wollen. Und auch dieser Wille kommt von... ja, genau!... deshalb:
Wir werden die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird uns frei machen! (s. Joh 8.32)
Womit wir beim Thread-Thema angelangt wären, denn diese Freiheit ist Gottes Wille, ist sein Plan für uns.