Wissenschaftliche Aussagen sind IMMER ernstzunehmende Urteilsversuche zu dem, was der Fall ist - das sollte nie in den Hintergrund rücken. - Aber es müssen nicht die einzigen sein. - Spontanes Beispiel: Ein kerygmatisches Bild Jesu KANN der historischen Wirklichkeit Jesu näher sein als ein historisch-kritisches Bild davon - selbst wenn man aus wissenschafts-philosophischen ERwägungen meinen würde, dass historische Theologie eine Wissenschaft ist und Kerygmatik nicht.
Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
#351 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
#352 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Closs macht den logischen Salo Mortale! Applaus! Applaus!
Denn die wahre Existenz des Planeten hast du doch selbst - sogar zweimal - ausschließlich über die Wahrnehmungsebene unseres dortigen "Reinschauens" definiert, weil wir halt deiner Meinung nach nur so und nicht anders davon zu überzeugen sind, dass bei Koordinate x ***wirklich*** ein ***wahrer*** Planet festzustellen IST, welcher ***wahrlich*** ***existiert*** - genau so ***wahr*** wie die ***Existenz*** meines Autos.
Noch lächerlicher ist die Tatsache, dass ich gar kein Auto habe.closs hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 13:02Aber hier geht es um die Aussage " Der Planet in einer Billion Lichtjahren von uns ist wahr, wenn es ihn gibt", die etwas ganz anderes aussagt - nämlich: "Wenn wir die Möglichkeit hätten, schnell mal eine Billion Lichtjahre entfernt reinzuschauen, was es da bei den Koordinaten x gibt, UND wir dort einen Planeten feststellen würden, wäre er genauso wahr wie die Existenz Deines Autos". - Weiter: "Wenn wir es NICHT tun (können) und es gibt diesen Planeten, den wir sehen würden, wenn wir schnell mal eine Billion Lichtjahre entfernt reinzuschauen würden, dann ändert das nicht an der Wahrheit seiner Existenz". ---- Komplizierter Satz - versuche ihn bitte zu verstehen, bevor Du ihn kritisierst.
Das entspricht dem binären Wert des NICHTSEINS 1 - doch o Graus, was wäre dann der binäre Wert 0 des NICHTSEINS? Der genüßlich Götterspeise mit Waldmeistergeschmack in sich hineinmampfende Baal, das Fußballstadion, der Planet, der Peterstdom aus Schokolade "or a babys arm holding an apple."
#353 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Prinzipiell ja - wobei ich ausdrücklich betone, dass ich gerade in den Naturwissenschaften davon ausgehe, dass es da nicht oft Überraschungen gäbe, und bei den Geisteswissenschaften zwar mehr, aber auch nicht überwiegend. - Trotzdem ist es kategorial unterschiedlich - es KANN jederzeit einen Unterschied geben, mit denen keiner vorher gerechnet hat.
Warum? - "Wenn das Kamel seine Nase in das Zelt steckt, wird nach unserer Wahrnehmung/Methodik der Rest des Kamels bald folgen. Wenn wir können, überprüfen wir das experimentell und haben dann bei Erfolg etwas Bewährtes, was wir im Pragmatischen als ontisch gelten lassen können" (das war neulich mit "pragmatisch-ontisch" gemeint).
"Zahlen sind sehr geeignete Instrumente zur Beschreibung der objektiven Wirklichkeit", wäre mir lieber. --- Inwieweit Gefundenes in der geistigen Welt als ontisch bezeichnet werden kann, weiß ich nicht - aber eigentlich doch, ja. - Gleichzeitig sind Zahlen für uns Wahrnehmungs-Instrumente ("Thaddäus ist 167 cm hoch"). - Ganz durch bin bei Mathematik NICHT - mein vorläufiger Stand wäre: "Mathematik ist das, bei dem Wahrnehmung und ontisches Sein am Nähesten beieinander sind" - vielleicht auch identisch. - Dann wäre Mathematik der (einzige mir bekannte objektiv darstellbare) Finger, der aus der geistigen Welt in die materielle Welt hineinreicht. - Why not?
Das macht aber nicht die epistemische Welt zur ontischen Welt. --- O, sorry, das ging ja an Claymore. - Ich lasse es stehen, weil es zu seiner Frage an mich passt.
#354 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Richtig - "weil wir halt deiner Meinung nach nur so und nicht anders davon zu überzeugen sind". - WIR/der Mensch/der Wahrnehmende. --- Jetzt klär mich mal auf, inwieweit dies eine Entgegnung ist auf "Gar nicht - es IST, wie es ist - egal, was wir erfahren".Andreas hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 21:00Denn die wahre Existenz des Planeten hast du doch selbst - sogar zweimal - ausschließlich über die Wahrnehmungsebene unseres dortigen "Reinschauens" definiert, weil wir halt deiner Meinung nach nur so und nicht anders davon zu überzeugen sind, dass bei Koordinate x ***wirklich*** ein ***wahrer*** Planet festzustellen IST, welcher ***wahrlich*** ***existiert*** - genau so ***wahr*** wie die ***Existenz*** meines Autos.
NICHTS - "Nihil negativum".
In diesem Fall muss man nicht sehr sportlich sein, um das hinzukriegen.
#356 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Nein, ein Materialist bin ich nicht. Allerdings hilft Dualismus bei Zahlen ohne viel heavy lifting auch nicht weiter, denn wenn man sagt, dass Zahlen in der Seele des Menschen zu finden sind, dann sieht’s so aus, als würde sich “7 + 5 = 12” nur auf meine 7, mein +, meine 5, mein = und meine 12 beziehen.
Ich weiß nicht so recht ob “7 + 5 = 12” auf die selbe Stufe gestellt werden soll wie wenn man von seinen Träumen erzählt. Ja … eher nicht.
Das tun aber genügend Leute. Sind Fiktionalisten und schaffen es bis hin zu den höchsten Auszeichnungen als Mathematiker. Schlimm, schlimm.
Ich frag mich, obschon das eine Frage ist, die an einen gewissen nervtötenden User – nein, nicht closs – erinnert: Wo genau soll die Zahl 7 denn sein?
Tja, wo?
Im platonischen Ideenreich?
Oder im Sinne Augustinus’: Im Geist Gottes? Eine schöne Vorstellung (damit bekämen die Zahlen auch ihre Objektivität).
Beide Optionen sind allerdings nicht sonderlich massenkompatibel.
Wie dem auch sei: Ich würde mich scheuen, eine Wahrheitstheorie zu vertreten, die den Anhängern in spe auch gleich die Akzeptanz einer ausschweifenden Ontologie verschnörkelter Rokoko-Entitäten abpressen muss.

Können wir nicht ein wenig bescheidener vorgehen?
Ach ja, da sind wir ja auch wieder bei Markus Gabriel. Gegen den ist Duns Scotus mit seiner haecceitas ja noch ein Waisenknabe.

#357 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Na, ja, aber immer doch noch nicht begründet, ob dieses "es ist etwas der Fall" sensu closs der Fall ist. Du baust das immer und immer wieder in Deine Überlegungen ein, hast es aber immer noch nicht begründen können.
Falsche Verwendung von "historische Wirklichkeit". Du meinst die Wirklichkeit, was der Fall ist, hinter allen Vorhängen, die eventuell, oder auch nicht, beiseite gezogen werden können. Was meinst Du denn, warum Merz und Theißen ihr Werk Der historische Jesus genannt haben? Lese das Buch, und Du weißt, was der historische Jesus sein soll. Also ich meine nicht, was Merz & Theißen als historischen Jesus beschreiben, sondern wie der "historischer Jesus" erarbeitet wird. Dann erkennst Du auch, welche Wirklichkeitsvorstellung wiederum dahinter steht. Es ist der der vernünftigen Begründung. Dein Wirklichkeitsbegriff spielt da keine Rolle. Das "historisch" bezieht sich nicht auf Deinen Begriff.closs hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 20:46Spontanes Beispiel: Ein kerygmatisches Bild Jesu KANN der historischen Wirklichkeit Jesu näher sein als ein historisch-kritisches Bild davon - selbst wenn man aus wissenschafts-philosophischen ERwägungen meinen würde, dass historische Theologie eine Wissenschaft ist und Kerygmatik nicht.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.
#358 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Das weiß doch streng genommen keiner. ---- Pragmatisch läuft's meistens und ist bewährt, weshalb wir es mit "was der Fall ist" gleichsetzen. - Mache ich genauso. ----- Und immer wieder: In der Naturwissenschaft ist das eigentlich kein Thema - ich schiele Richtung Geisteswissenschaften, wo es wirklich aktuell ist.
Glaube ich nicht - ich meine "historisch" hier nicht methodisch, sondern wirklich - also die Sicht verschiedener Disziplinen auf den wirklichen Jesus (jetzt wollte ich EINMAL das Wort "ontisch" vermeiden).
Jetzt haben wir wieder den Sprachsalat. ---- Ich meine NICHT die Beziehung von "kerygmatisch"/"historisch-kritisch" zu dem, was die Wissenschaft "historischer Jesus" nennt, sondern zu dem, was Jesus vor 2000 Jahren in der Geschichte wirklich war.
Also nochmal:
" Ein kerygmatisches Bild Jesu KANN dem, was Jesus vor 2000 Jahren war, näher sein als ein historisch-kritisches Bild davon - selbst wenn man aus wissenschafts-philosophischen ERwägungen meinen würde, dass historische Theologie eine Wissenschaft ist und Kerygmatik nicht".
Das war die These.
#359 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Bitte? - Selbstverständlich wollte Jesus verstanden werden. Ansonsten hätte er nicht alle Tassen im Schrank gehabt.
Was Jesu zentrale Heils- und Gerichtsbotschaft betrifft, gilt das eben nicht.closs hat geschrieben:Aber das ist aus meiner Sicht (und theologischer Sicht) sehr unwahrscheinlich, weil die Bibel von Stellen wimmelt, an denen ein Zuhörer Jesu ihn nicht versteht oder falsch versteht (auch im AT).
Das magst Du als theologischer Laie so sehen. Im Grunde genommen beweist Du immer wieder, dass es Dir an grundlegendem Wissen mangelt.
Solange Du in Deinem selbstgesponnenen "Glaubenskokon" verharrst, wirst Du keine Einsicht gewinnen.
Doch doch - Du meinst, ein Sohn Gottes könne sich nicht irren.
Da Jesus der Sohn Gottes war, kann er sich unmöglich in seiner Naherwartung geirrt haben, selbst dann nicht, wenn er sich geirrt hat.

Eine kluge Einsicht. Deswegen hat Deine Auffassung, Götter und Gottessöhne könnten sich nicht irren, NICHTS mit Ontologie zu tun.closs hat geschrieben:Es ändert sich NIE an etwas, was der Fall ist. (egal ob Irrtum oder Nicht-Irrtum) - da kann wer auch immer glauben, was er will.
#360 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus
Kannst Du ja auch. Wenngleich mit dem "bewährt" -- das muss nicht sein. Nein, Du kannst meinen, was wir auf die Beobachtungen und vernünftige Begründungen basierend als Modell vertreten, das könnte unter bestimmten Bedingungen auch Deine Wirklichkeit beschreiben. Andereseits wirst Du fuchsig, wenn genau das jemand macht, aber nicht zu der Wirklichkeitsausprägung kommt, die Du Dir so vorstellst. Noch schimmer ist aber, der closs geht ab da die Sache rückwärts an. Er setzt seinen Wirklichkeitsbegriff als realisiert (als realisierte Realität), und zäumt jetzt das Begründungspferd von diese Seite auf. Von der Annahme, hinter den durch Beobachtungen bewährten Modellen ist mehr, nämlich etwas, was auf eine Realität hinter den Beobachtungen zielt, zum Primat dieser Realität.
Das ist dann aber zu begründen, und da hapert es.
Also da sehe ich, sofern wir von den Geschichtswissenschaften sprechen, wenig Differenz. Da die Wissenschaften ja zusammen ein kohärentes Bild des Wissens über die Welt der natürlichen Dinge abgeben soll, interferiert das Wissen der fundamentalen und der damit in Einklang befindlichen anderen Naturwissenschaften ja mit dem z.B. der Geschichtswissenschaft.
Natürlich meinst Du den "wirklichen Jesus" mit "wirklich" nach Deinem Wirklichkeitsbegriff. Aber das ist eben nicht "historisch". Du meinst den in Deiner Wirklichkeit bestehenden Jesus. Den verknüpfst Du mit dem durch mündliche Berichte, Texte und andere Formate tradierten Jesus. Maßstab für die Rekonstruktion ist aber Dein wirklicher Jesus. Ein Maßstab, der aber nicht augezeigt werden kann.
Dann spreche doch vom "wirklichen, ontisch-ontologischen Jesus" und lasse "historisch" weg.
Genau. Nur wie geht es mit der Begründung weiter? Denn es spitzt sich ja auf die Aussage eine gewisse Vorstellung stehe in einer Abbildungsrelation zu etwas, was war. Wobei das, was war, ja auch nur ein unbegründetes Vorstellungsmodell ist.closs hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 22:45Also nochmal:
" Ein kerygmatisches Bild Jesu KANN dem, was Jesus vor 2000 Jahren war, näher sein als ein historisch-kritisches Bild davon - selbst wenn man aus wissenschafts-philosophischen ERwägungen meinen würde, dass historische Theologie eine Wissenschaft ist und Kerygmatik nicht".
Das war die These.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.