Aus der Werkstatt des Theologen

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sven23
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#731 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » Fr 8. Nov 2019, 16:28

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:04
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:57
Ja, darf man, muss man sogar.
Nein - wenn man ergebnisoffen sein will bei der Frage, was damals der Fall war, darf man es NICHT.
Nein, das trifft nur für Glaubensideologen zu.
Mir ist keine Wissenschaft bekannt, die Wunder voraussetzt.

 
closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:04
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:57
Kann es sein, dass du Grundlagenwissen mit Glaubensbekenntnissen verwechselst?
Nee - von meinem eigenen Glauben habe ich hier noch kein einziges Wort gesagt. - Wir sprechen hier die ganze Zeit NICHT von Glaubensbekenntnissen.
Ähm, doch. Ob es closs gefällt oder nicht. Der Glaube an übernatürliche Wunder, an die Göttlichkeit des Wanderpredigers oder die göttliche Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der Schrift sind lupenreien Glaubensbekenntnisse. Warum closs das leugnet (sogar mehr als dreimal :lol: ) ist mir ein Rätsel.
Hält er nichts von den christlichen Glaubensbekenntnissen?
closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:04
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 17:35
Wissenschaft kann man auch auf Metaebenen betreiben, weil das einzig von der Methode abhängt. Die Auslassung beruht bereits auf Prämissen, die gar nicht erst zur Disposition gestellt werden. Das betrifft aber mehr den öffentlichen Diskurs, als die Darstellungen einzelner Fachliteratur.
So ist es. 
Auf der Metaebene kann man so ziemlich alles untersuchen. Aber was hat das mit der Realität, bzw. historischem Geschehen zu tun?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#732 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Fr 8. Nov 2019, 16:44

Münek hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:12
Was ich schrieb, ist Fakt.
Nicht ablenken. - Stimmst Du der Aussage "Konditionalsatz = NICHT dasselbe wie Tautologie" zu? - Ja oder nein.
Münek hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:12
Sie würden nicht um das Kommen des Reiches Gottes beten, wenn dieses sowieso nach dem Tod kommt.
Sag mal: Meinst Du wirklich, die Theologie hat über 2000 Jahren nicht gecheckt, was Du jetzt gescheckt hast? - KÖÖÖÖÖÖNNTE es nicht sein, dass Deine Argumente längst bekannt und längst verworfen sind?
Münek hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:12
Es müsste selbst Dir einleuchten, dass die HKE als Wissenschaftsdiziplin bei solchen unseriösen, leicht durchschaubaren Spielchen nicht mitmacht.
Falsche Selbstsicht. - Die HKM interpretiert auf Basis genauso harter Vorverständnisse wie die Theologie. - Du kannst diesen Satz genauso umgekehren in "Es müsste selbst Dir einleuchten, dass die Theologie bei solchen unseriösen, leicht durchschaubaren Spielchen nicht mitmacht". - Siehe Kommisssions-Text.
Münek hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:12
 
Ja und? Die katholische Kirche zieht aus ihren Erkenntnissen KEINE Konsequenzen. Das ist doch das Entscheidende.
Also meinst Du WIRKLICH, die HKE habe INTERPRETATIV entscheidend Neues gebracht? - Das wäre Ausdruck extremer Naivität und Selbstüberschätzung. ----- Die HKE hat einiges aufgeräumt, was unhinterfragt als Basis von Interpretationen hergenommen wurde - aber doch nicht die spirituelle Substanz der Bibel selbst. - Welch eine Selbsterhöhung, die Du hier vertrittst.

Meinst Du WIRKLICH, die Theologie habe aus HKE-Erkenntnissen SUBSTANZ-bezogene Konsequenzen zu ziehen?
Münek hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:12
Die Evolutionstheorie z.B. wird prinzipiell von höchster Stelle anerkannt, während im Weltkatechismus noch immer vom ungehorsamen Stammelternpaar Adam und Eva, Satan als abgefallenen Engel, Sündenfall, Tod als Folge der Gebotsübertretung, Erbsünde etc. die Rede ist.
Ich habe Dir erklärt, warum dies KEIN Widerspruch ist - wenn Du an Deinem Irrtum kleben bleiben willst, wirst Du weiterhin so denken. - Aber die Karawane zieht weiter.





 

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sven23
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#733 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » Sa 9. Nov 2019, 12:21

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58

Im Gegenteil. Es ist doch ein leichtes, literarische Fiktionen in die Welt zu setzen. Neben den vier Evangelien gab es noch weitere 56. Eines phantasiereicher und kitschiger als das andere. Der Phantasie sind nun mal keine Grenzen gesetzt.
In den Schriftrollen von Qumran konnte man über 500 verschiedene Autoren identifizieren. Es gab also einen Markt für religiöse Literatur, der auch bedient wurde.

In die Welt setzen kann man es schon, aber nur manches schlägt so richtig ein.
Richtig, viele Sekten sind wieder in der Versenkung verschwunden. Dieses Schicksal hätte sicher auch die christliche Sekte ereilt, wenn sie nicht als Staatsreligion geadelt worden wäre. Ab diesem Zeitpunkt übte das Christentum die gleiche Intoleranz gegenüber anderen Kulten aus, die es selbst zuvor beklagt hatte.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Es wurden der Phantasie Grenzen gesetzt. Nur 4 Evangelien haben es in die engere Auswahl geschafft. (Und bestimmte Briefe)
Natürlich hat die Kirche nur die ausgewählt, die ihrem Glaubenskonstrukt und ihrem eigenen Machtanspruch am ehesten entsprachen. Gnostische Elemente, die die Kirche als Vermittler zwischen Gott und den Menschen überflüssig machte, wurden natürlich nicht übernommen.

 "In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?"
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller, Aufklärer u. Philosoph, 1713-1784).


lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Wenn man hier einfach drauf los erfunden hätte, wären doch viele Zeitzeugen aufgestanden und hätten widersprochen.
Zum Glück gab es zeitgenössische Kritiker, denn die Evangelisten (oder spätere Redaktoren) sahen sich immer wieder genötigt, auf Kritik zu reagieren. Dadurch lassen sich aufschlussreiche Rückschlüsse ziehen.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
So einfach wäre das nicht gewesen. Zudem ist es kaum vorstellbar, dass das Christentum mit solch einer Lüge starten würde. Also das wäre ein arger Selbstwiderspruch, da die christliche Lehre solche Lügen nicht gut heisst.
Anspruch und Wirklichkeit gehen nun mal oft weit auseinander. Im Grunde hat jede Religion mal so angefangen. Aber nennen wir es nicht Lüge, sondern kreativer Umgang mit der Wahrheit.
Es geht bei Religonen auch weniger um die historische Wahrheit, sondern die Wahrheit in Religionen ist das, worauf man sich innerhalb einer Gruppe geeinigt hat.


lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Und dann hast du noch das Zeugnis durch die Geschichte von Menschen die dem lebendigen Gott begegnet sind und deren Leben sich dramatisch zum Guten geändert hat. Wie würde das mit einer Fake-Story zusammenpassen?
LG
Das paßt sehr gut zusammen, denn Kausalitäten sind ja hier nur behauptete Kausalitäten. Das findet man in allen Religionen und hat etwas mit Autosuggestion und auch Selbsttäuschung zu tun. Da hat das Christentum kein Alleinstellungsmerkmal.
 
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Claymore
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#734 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Claymore » Sa 9. Nov 2019, 12:59

closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Weshalb QM-ler oft sagen, dass sie im Grunde nur spektulieren. --- Du bringst jetzt wieder eine Bemerkung, die vom Verständnis-Kern wegführen sollen, so dass am Ende wieder alles ein Brei ist (machst Du oft). - Sprache ist der Versuch, Verständnis und Erkenntnis zu erwecken, und nicht, um diese zu stangulieren.
Du kombinierst Nebel mit extrem holzschnittartigem Denken. Da kann schon sein, dass das, was in der Mitte dieser Extreme liegt, für dich wie Brei wirkt – dein Problem.

Mit irgendwas wie einer seltsamen Interpretation der QM hat mein Einwand nichts zu tun. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass in vielen ganz gewöhnlichen Naturwissenschaften, wie der Paläoontologie, der Geologie, der Astronomie, etc. Experimente keine Rolle spielen.

Ein Verständnis kann man auf einer so irreführenden Behauptung wie
closs hat geschrieben:nur "oft", weil die naturwissenschaftlichen Annäherungen - abgesehen von harten radikal-skeptischen ERwägungen - per experimenteller Überprüfung in ihrer Annäherung nachgewiesen werden können
eben nicht aufbauen.

Dass es Stegodonten gab, ist nicht experimentell überprüfbar. Und bei jeder vernünftigen Auseinandersetzung zum Thema Naturwissenschaft muss man wenigstens auf einem solchen Minimum an “Präzision” beharren.
closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Viel einfacher (und mehrfach geschehen): "Ontisch" bezieht sich aufs Objekt, "methodisch"/"systemisch" aufs Subjekt. - Es sind also kategorial unterschiedliche Begriffe - mehr nicht, also extrem einfach und auch so einfach gemeint.
Roter Hering. Deine tolle Definition kennen wir. Darum ging es hier nicht. Sondern um die Spielchen, die du damit treibst. Insbesondere, dass du auf einmal mit “Was man als ‘ontisch’ … bezeichnet ist immer eine Vereinbarung” (Zitat!) ankommst.
closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Da ging es um etwas anderes, nämlich: Ist die Aussage "Ich habe etwas gefunden" die selbe Qualität von Nachweis/Widerlegung wie "Ich habe etwas NICHT gefunden"? - Nur darum ging es.
Du hast aber diesen Unterschied mit methodisch/ontisch gleichgesetzt:
closs hat geschrieben:2) Es reicht nicht, durchaus berechtigt von Wirkungslosigkeit aus Sicht der Wissenschaft zu sprechen, wenn die Wirklichkeit gleichzeitig weiter geht. - Hier wird die Differenz zwischen methodischer Wirklichkeit ("Wir haben überall gesucht und nichts gefunden") und ontischer Wirklichkeit ("Was ist wirklich der Fall?") relevant.
closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Auch das ist längst passiert. - Der Radikal-Skeptizismus ist erledigt, sobald man einen Glaubens-Entscheid/"Nachweis" voransetzt, durch den der Radikal-Skeptizismus pulverisiert wird.
Das ist zwar eine Antwort, und in der Tat eine hinlänglich bekannte, aber eben keine zufriedenstellende Antwort. Und darum ging es:
Claymore hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 20:40
Die erste Frage ist, warum man, deine eigenen Kriterien angewendet, denn den Radikalskeptizismus verwerfen sollte. Aber da kommt eh keine zufriedenstellende Antwort
Die Antwort “Glaubensentscheid” ist aus zweierlei Gründen nicht zufriedenstellend.

Erstens,
weil nicht geklärt ist, warum der methodische Zweifel sich nicht auf die Existenz Gottes beziehen soll. Die Antwort,die Descartes selbst versucht hat darauf zu geben (Gottesbeweis), siehst du ja als fehlerhaft an und ersetzt sie lapidar mit deinem “Glaubensenscheid”.

Bei der Gelegenheit möchte ich noch mal auf die simple Tatsache hinweisen, dass weite Teile der Weltbevölkerung nicht an den üblichen monotheistischen Gott glaubt, entweder weil sie areligiös (säkular, atheistisch, agnostisch, etc.) sind oder polytheistischen bzw. nicht-theistischen Religionen anhängen (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Shintoismus, Naturreligionen, etc.).

Wir können doch nicht mit der Weltsicht eines wackeren Inquisitors im Mittelalter operieren: der Nicht-monotheistisch-Gottgläubige als ein seltsames Kuriosum, eine Abnormalität. Entweder ein vereinzelter Heide, intellektuell auf der Stufe des Tieres, stumpf-dumpf Thor oder Svarog verehrend, den man erst auf die rechte Zivilisationsstufe heben muss; oder ein arrogantes, verzogenes Patriziersöhnchen aus einer Sündenbabel-Stadt, der Papis Geld bei Hübschlerinnen lässt, dummerweise an Epikurs Schriften gelangte, und nun aus purem Willen zur Sünde die Existenz Gottes leugnet; ja, die “normale” Bevölkerung (90% leben auf dem Land) glaubt dagegen brav an Gott und besucht jeden Sonntag die Messe. Amen. Nein, das war schon immer Unsinn und im 21. Jahrhundert weiß man genug, dass es offensichtlicher Unsinn ist. Eine Antwort, die für mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung prinzipiell keine Antwort darstellt, ist nicht zufriedenstellend. Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.

Es mag ja sein, dass du so aus der Zeit gefallen bist, dass du jeden Atheisten in Westen als einen dekadenten Sartre-lesenden Bohémien oder autistischen, klotzmaterialistischen Fachidioten-Naturwissenschaftler ansiehst. Da ist es einleuchtend, wenn du für die ein Schildchen “Wir müssen draußen bleiben” aufstellst – verbannt aus dem closs’schen Paradies der ontischen Einsicht.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt aber eben: selbst der Dalai Lama kann PRINZIPIELL nichts mit deiner Antwort anfangen. Es handelt sich also nicht mal um eine Antwort auf die Frage, ob eine materialistische Weltanschauung unter internen Problemen und Inkonsistenzen leidet, von denen eine spirituelle Weltanschauung frei ist.

Wenn ich deine Antwort “Glaubensentscheid” so positiv wie nur möglich interpretieren will, ist sie eine Art Beitrag zum ‘Kulturkampf’ “Klassischer Monotheismus vs. alles andere”.

Was deine Antwort definitiv nicht ist: ein ernsthafter Versuch das epistemologische Dilemma aufzulösen. Ja, selbst für monotheistisch Gläubige ist nicht klar, warum sie denn nicht auch Gott ihrem methodischen Zweifel unterziehen sollten. Es bräuchte schon einen sehr speziellen Theisten, so durchdrungen vom Glauben, dass er die Nichtexistenz Gottes nicht mal nur als bloße Möglichkeit erwägen kann, andererseits aber die radikalskeptizistischen Szenarien Descartes’s für wert hält, genau durchdacht zu werden.

Zweitens: Jetzt hast du ja endlich mal den Fragenkatalog so einigermaßen beantwortet und wir können nun sehen, was du zum harten Radikal-Skeptizismus zählst und was “normale”, “weiche” oder salon-fähige Skepsis ist (d. h. Skeptizismus, der in deiner Theorie den ominösen “Glaubensentscheid” überlebt).

Für mich wirkt deine Einteilung völlig beliebig und ad hoc. Es lässt sich kein roter Faden erkennen, eben keine sauber getrennten Kategorien (die Descartes’s dagegen mit seinem “clare et distincte” durchaus einigermaßen darzulegen versuchte). Manchmal zweifelst du die Wahrnehmung an, manchmal die Vernunft.

Nehmen wir noch mal folgendes:
closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Claymore hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 20:40
M. Elementare Induktion: Du beobachtest wie Sonne jeden Tag im Osten aufgeht. Du schließt: “Morgen wird die Sonne im Osten aufgehen.”
Hart.
Dies widerspricht amüsanterweise der christlichen Lehre. An mehreren Stellen in der Bibel ist davon die Rede, wie Gott die Sonne verdunkeln lässt (vgl. Kreuzigung Jesu) oder in ihren Lauf eingreift. Ein einigermaßen bibeltreuer Christ sollte sich durch seinen Glaubensentscheid eben nicht darin versichert sehen, dass die Sonne morgen im Osten aufgeht, nur weil sie sonst auch immer im Osten aufgegangen ist.

Oder sind das bloß mystische Bilder der Bibel, wie Gott den natürlichen Lauf der Sonne verändert?
Aber Wunder soll es doch geben (ich erinnere an den Geistleib). Vielleicht ist es ein “zu großes Wunder”, dass Gott die Sonne nicht aufgehen lässt? Oder im Westen aufgehen lässt?
Oder muss man den “Glaubensentscheid” mit einer weiteren Einschränkung verstehen, dass er sich nur auf Erkenntnis im Sinne des naturwissenschaftlichen Alltagsgeschäft bezieht?

Fragen über Fragen.

Und ich bin mir sicher, du wirst wieder Antworten unterster Schublade geben.
closs hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 21:43
Claymore hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 20:40
Du hast viel über positive und negative Ergebnisse geschrieben, aber wie wir gesehen haben ist es sowas von irrelevant,
Ist es nicht. - Die Aussage "Die Pyramide ist an ihrer Oberfläche ist NICHT lila" hat eine andere Qualität als "HK ist NICHT wirksam" - einfach deshalb, weil es im ersten Fall um ein Begrenztes und im zweiten Fall um ein Unbegrenztes geht. - Gleiche Qualität hätte es, wenn Zweiteres hieße: "HK ist nicht wirksam IM RAHMEN UNSERER UNTERSUCHUNGEN". - Das ist etwas GANZ anderes.
Ich habe doch explizit in dem Teil, den du unterschlagen hast, geschrieben, dass es um verallgemeinernd vs. nicht-verallgemeinernd geht und nicht um positiv/negativ:
Claymore hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 20:40
Du hast viel über positive und negative Ergebnisse geschrieben, aber wie wir gesehen haben ist es sowas von irrelevant, ob irgendwo das Wörtchen “nicht” oder “kein” in einem Satz auftaucht. “Alle Schwäne sind weiß” oder “Es gibt KEINE schwarzen Schwäne” sind jeweils eine positive und eine negative Aussage, aber beide sind verallgemeinernd. “Die Pyramide von Gizeh ist gerade jetzt an der Stelle, wo ich hinschaue, NICHT lila” ist negativ aber nicht bzw. so gut wie gar nicht verallgemeinernd. Positiv/negativ ist eine Ablenkung vom wesentlichen: der Skepsis gegenüber der Verallgemeinerung oder allem, was über Wissen gerechtfertigt durch konkrete, direkte Sinnes-Beobachtungen hinausgeht.
Können wir also nun endlich die Kategorisierung in positiv/negativ ad acta legen?

Dann können wir uns der Frage zuwenden welche Skepsis gegenüber Verallgemeinerung hart radikalskeptizistisch ist und welche nicht, ja?
Claymore hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 20:40
Die Naturwissenschaft verallgemeinert das, was man durch Beobachtungen überprüft hat. Verallgemeinerung ist die conditio sine qua non, ansonsten kommt man nicht zu einer naturwissenschaftlichen Theorie.
Das ist die pragmatische Ebene. - Und wie Du weißt, kann eine Theorie falsch sein, wenn ein Schwarzer Schwan dann doch gefunden wird.
Natürlich kann eine wissenschaftliche Theorie falsifiziert werden. Ich sehe nur keinerlei Sinn / Rechtfertigung für deine Einteilung in die Ebene “bloß pragmatisch akzeptabel” und die Ebene, die einzig durch harten Radikalskeptizismus bezweifelt werden kann.

Nun hast du bei den Beispielen mit der Sonne und den Myons den Skeptizismus als hart bezeichnet (d. h. die Art Radikalskeptizismus, der durch deinen “Glaubensentscheid” “pulverisiert” wird).

Die spezielle Relativitätstheorie könnte aber falsifiziert werden – oder nicht? – und dann stimmt das mit der Geschwindigkeit der Myons auch nicht mehr. Ich würde das natürlich als unwahrscheinlicher ansehen, als irgendein Tier in einer bestimmten Farbe zu finden, dass man vorher nie in dieser Farbe gefunden hat (lila Katze). Aber einen kategorialen Unterschied sehe ich nicht.

Und dass die Sonne morgen nicht im Osten aufgeht, halte ich natürlich für sehr, sehr extrem weit hergeholt. Aber ich sehe auch hier deinen kategorialen Unterschied zu den weißen Schwänen nicht. “Jeder Schwan war bisher weiß. Der nächste Schwan wird auch weiß sein.” hat das gleiche Schema wie “Jeden Morgen bisher ging die Sonne im Osten auf. Sie wird auch den nächsten Morgen im Osten aufgehen.”.

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lovetrail
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#735 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Sa 9. Nov 2019, 13:29

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 12:21
lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58

Im Gegenteil. Es ist doch ein leichtes, literarische Fiktionen in die Welt zu setzen. Neben den vier Evangelien gab es noch weitere 56. Eines phantasiereicher und kitschiger als das andere. Der Phantasie sind nun mal keine Grenzen gesetzt.
In den Schriftrollen von Qumran konnte man über 500 verschiedene Autoren identifizieren. Es gab also einen Markt für religiöse Literatur, der auch bedient wurde.

In die Welt setzen kann man es schon, aber nur manches schlägt so richtig ein.
Richtig, viele Sekten sind wieder in der Versenkung verschwunden. Dieses Schicksal hätte sicher auch die christliche Sekte ereilt, wenn sie nicht als Staatsreligion geadelt worden wäre. Ab diesem Zeitpunkt übte das Christentum die gleiche Intoleranz gegenüber anderen Kulten aus, die es selbst zuvor beklagt hatte.
Es ist rein hypothetisch, ob die "christliche Sekte" verschwunden wäre, wenn sie nicht Staatsreligion geworden wäre. Da sie eben zur Staatsreligion wurde. Nicht nur Schlimmes ist aus diesem Umstand hervorgegangen. Und das ist ja auch nicht unser Punkt. Sondern dass das Christentum noch immer existiert.
lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Es wurden der Phantasie Grenzen gesetzt. Nur 4 Evangelien haben es in die engere Auswahl geschafft. (Und bestimmte Briefe)
Natürlich hat die Kirche nur die ausgewählt, die ihrem Glaubenskonstrukt und ihrem eigenen Machtanspruch am ehesten entsprachen. Gnostische Elemente, die die Kirche als Vermittler zwischen Gott und den Menschen überflüssig machte, wurden natürlich nicht übernommen.
Das ist ebenfalls konstruiert, da auch die vier Evangelien einen direkten Kontakt mit Gott über Jesus vermitteln. Und der Machtapparat hat ja später dann den Zugang zu den Evangelien limitiert. Es war Luthers revolutionäre Tat, dieses Buch dem einfachen Volk wieder zugänglich zu machen.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Wenn man hier einfach drauf los erfunden hätte, wären doch viele Zeitzeugen aufgestanden und hätten widersprochen.
Zum Glück gab es zeitgenössische Kritiker, denn die Evangelisten (oder spätere Redaktoren) sahen sich immer wieder genötigt, auf Kritik zu reagieren. Dadurch lassen sich aufschlussreiche Rückschlüsse ziehen.
Das ist mE einfach so dahergesagt ohne Beleg.
lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
So einfach wäre das nicht gewesen. Zudem ist es kaum vorstellbar, dass das Christentum mit solch einer Lüge starten würde. Also das wäre ein arger Selbstwiderspruch, da die christliche Lehre solche Lügen nicht gut heisst.
Anspruch und Wirklichkeit gehen nun mal oft weit auseinander. Im Grunde hat jede Religion mal so angefangen. Aber nennen wir es nicht Lüge, sondern kreativer Umgang mit der Wahrheit.
Es geht bei Religonen auch weniger um die historische Wahrheit, sondern die Wahrheit in Religionen ist das, worauf man sich innerhalb einer Gruppe geeinigt hat.
Ich verstehe schon, dass du dir das vorstellen kannst, aber für den christlichen Glauben wäre ein solcher innerer Widerspruch vernichtend.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Und dann hast du noch das Zeugnis durch die Geschichte von Menschen die dem lebendigen Gott begegnet sind und deren Leben sich dramatisch zum Guten geändert hat. Wie würde das mit einer Fake-Story zusammenpassen?
LG
Das paßt sehr gut zusammen, denn Kausalitäten sind ja hier nur behauptete Kausalitäten. Das findet man in allen Religionen und hat etwas mit Autosuggestion und auch Selbsttäuschung zu tun. Da hat das Christentum kein Alleinstellungsmerkmal.
Autosuggestion und Selbsttäuschung werden aber solche offenkundig (früher oder später).

LG
 
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

R.F.
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#736 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von R.F. » Sa 9. Nov 2019, 14:50

sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:28
closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:04
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:57
Ja, darf man, muss man sogar.
Nein - wenn man ergebnisoffen sein will bei der Frage, was damals der Fall war, darf man es NICHT.
Nein, das trifft nur für Glaubensideologen zu.
Mir ist keine Wissenschaft bekannt, die Wunder voraussetzt.
- - -
Evolutionsbiologen tun dies. Sie gehen von der autonomen Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie aus, ohne jeglichen Beweis.
 

Punch
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#737 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Sa 9. Nov 2019, 15:24

R.F. hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 14:50
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:28
closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:04

Nein - wenn man ergebnisoffen sein will bei der Frage, was damals der Fall war, darf man es NICHT.
Nein, das trifft nur für Glaubensideologen zu.
Mir ist keine Wissenschaft bekannt, die Wunder voraussetzt.
- - -
Evolutionsbiologen tun dies. Sie gehen von der autonomen Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie aus, ohne jeglichen Beweis.

Das wäre dann wie ein Christentum, dessen grundlegende Schriften sich nach den Sprüchen auf den Glückskeksen zusammen setzt, oder am Kreuz von Golgatha starb ein Teletubbie. Wenn man die infantilen Beiträge mancher Christen hier liest,  dann kann es gar nicht anders gewesen sein.
 

R.F.
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#738 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von R.F. » Sa 9. Nov 2019, 16:45

Punch hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 15:24
R.F. hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 14:50
sven23 hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 16:28

Nein, das trifft nur für Glaubensideologen zu.
Mir ist keine Wissenschaft bekannt, die Wunder voraussetzt.
- - -
Evolutionsbiologen tun dies. Sie gehen von der autonomen Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie aus, ohne jeglichen Beweis.

Das wäre dann wie ein Christentum, dessen grundlegende Schriften sich nach den Sprüchen auf den Glückskeksen zusammen setzt, oder am Kreuz von Golgatha starb ein Teletubbie. Wenn man die infantilen Beiträge mancher Christen hier liest,  dann kann es gar nicht anders gewesen sein.

Die in den Schiften des Neuen Bundes beschriebenen Wunder sind von Menschen bezeugt, denen die nicht wahrheitsgemäße Wiedergabe derartiger Geschehen als schweres Vergehen gegen das göttliche Recht galt. Allein aus diesem Grunde sind diese Schriften vertrauenswürdig.

Anders dagegen der Glaube der Naturalisten, wonach Leben aus unbelebter Materie entstehen kann. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass dies je geschehen ist oder je möglich sein wird.

Punch
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#739 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Sa 9. Nov 2019, 17:12

R.F. hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 16:45
Punch hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 15:24
R.F. hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 14:50

Evolutionsbiologen tun dies. Sie gehen von der autonomen Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie aus, ohne jeglichen Beweis.

Das wäre dann wie ein Christentum, dessen grundlegende Schriften sich nach den Sprüchen auf den Glückskeksen zusammen setzt, oder am Kreuz von Golgatha starb ein Teletubbie. Wenn man die infantilen Beiträge mancher Christen hier liest,  dann kann es gar nicht anders gewesen sein.

Die in den Schiften des Neuen Bundes beschriebenen Wunder sind von Menschen bezeugt, denen die nicht wahrheitsgemäße Wiedergabe derartiger Geschehen als schweres Vergehen gegen das göttliche Recht galt. Allein aus diesem Grunde sind diese Schriften vertrauenswürdig.

Anders dagegen der Glaube der Naturalisten, wonach Leben aus unbelebter Materie entstehen kann. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass dies je geschehen ist oder je möglich sein wird.

Das Schamanentum der Kretionisten und sonstiger Adepten finstersten Aberglaubens war mir schon immer rektal tangential.

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#740 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » Sa 9. Nov 2019, 17:48

lovetrail hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 13:29
Es ist rein hypothetisch, ob die "christliche Sekte" verschwunden wäre, wenn sie nicht Staatsreligion geworden wäre. Da sie eben zur Staatsreligion wurde. Nicht nur Schlimmes ist aus diesem Umstand hervorgegangen. Und das ist ja auch nicht unser Punkt. Sondern dass das Christentum noch immer existiert.
Das Judentum existiert auch noch und ist ca. 1000 Jahre älter. Hätte man den Mithras-Kult, der im römischen Reich viel weiter verbreitet war als die jüdische Sekte, wäre das Christentum so nie entstanden.


lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Das ist ebenfalls konstruiert, da auch die vier Evangelien einen direkten Kontakt mit Gott über Jesus vermitteln.
Aber nicht ohne Kirche und Priesterschaft. Laut kirchlichem Dogma ist die Mitgliedschaft in der RKK sogar heilsnotwendig.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Und der Machtapparat hat ja später dann den Zugang zu den Evangelien limitiert. Es war Luthers revolutionäre Tat, dieses Buch dem einfachen Volk wieder zugänglich zu machen.
Aber sein Antisemitismus basierte auf dem Antijudaismus der RKK und hat ebenfalls viel zum Unheil beigetragen.

lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Das ist mE einfach so dahergesagt ohne Beleg.
Die Belege finden sich in den Evangelien selbst oder bei Paulus.



lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Ich verstehe schon, dass du dir das vorstellen kannst, aber für den christlichen Glauben wäre ein solcher innerer Widerspruch vernichtend.
Die Kirchengeschichte strotzt nur so von inneren Widersprüchen.


lovetrail hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 18:11
Autosuggestion und Selbsttäuschung werden aber solche offenkundig (früher oder später).
LG 
Wie denn? Man kann niemanden in den Kopf gucken. Und wenn jemand sagt, er höre Stimmen von Gott oder Engeln, dann liegt der Verdacht einer psychischen Störung nahe.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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