Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#621 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » So 3. Nov 2019, 11:22

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 04:38
Im Übrigen arbeitet die HKE als wissenschaftliche Diziplin nicht auf der Basis von Glaubenssetzungen.
Doch - sie glaubens-setzt, dass das, was sie als historisch bezeichnet, historisch war.
Will closs uns denn erzählen, dass die Bibelschreiber überhaupt nichts historisches überliefert hätten?
Ist er unter die Radikalkritiker gegangen?

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 06:20
das ist schon mal ein wesenlticher Unterschied zu den in sich unschlüssigen kirchlichen Dogmen.
Es ist also ein Unterschied, ob man säkular dogmatisches oder spirituell dogmatisches Vorverständnis hat?
Du musst nur verstehen, dass Wunderglaube etwas anderes ist als der nicht-Glaube an Wunder.

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 07:06
Vor allem sollten sie immer dann "offen gehalten" werden, wenn sie deiner Glaubensideologie zuwider laufen.
Nee - wenn es der Fall sein könnte. - Das reicht.
Das reicht eben nicht.

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 07:06
Doch, ich denke schon, dass das ein Problem bei closs ist. Man kann das auch sehr gut bei anderen Themenbereichen beobachten. Es fehlt an Grundlagen.
Das ist wieder mal ein perfektes Beispiel für Spiegeln - und schon ist das Problem gelöst und man kann seinen Stiefel weitermachen.
Schön wäre es ja, wenn das Problem gelöst wäre. Aber closs läßt keine Anzeichen dafür erkennen, dass er sein Grundlagenwissen in irgendeiner Form verbessert hätte.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#622 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » So 3. Nov 2019, 14:15

sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 07:17
Man sollte nicht Ursache und Wirkung vertauschen. Die Beurteilung des Johannesevangeliums ist nicht Voraussetzung, sondern Ergbnis der Untersuchung.

Sowohl die literarische Gestalt als auch das theologische Profil des Joh sprechen dagegen, dass ein Augenzeuge und Jünger Jesu sein Verfasser war. Die Verkündigung des "Reiches Gottes", die nach dem Zeugnis der synoptischen Evangelien im Zentrum der Botschaft Jesu stand, fehlt im Joh fast vollkommen (nur 3,3.5). Dagegen verkündigt der joh Jesus sich selbst (vgl. vor allem die "Ich-bin-Worte" [6,35; 8,12; 10,7.11; 11,25; 14,6; 15,1]). Das ist im Grunde genommen auch das einzige Thema der Offenbarungsreden des Joh.
Sein theologisches Profil weist den Verfasser des Joh als einen Autor aus, der die Wirksamkeit Jesu mit erheblichem Zeitabstand und auf einem hohen Reflexionsniveau betrachtet. Damit dürfte er kaum zur Generation der ersten Zeugen gehören. Da der Verfasser intensiv Traditionen nutzt, deren Ursprung im hellenistischen Judentum zu suchen ist, war er selbst möglicherweise Judenchrist. Dafür könnte auch die Geschichte der Adressaten sprechen.

 Quelle: bibelwissenschaft.de
Es ist kein Ergebnis, sondern eine Schlussfolge, die rein auf einer Metaebene stattfindet. Sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zu den Synoptikern werden als ein Argument gegen die Historizität und Augenzeugenschaft heran gezogen. Wenn schon Markus und Johannes keine Augenzeugen gewesen sein können (von Lukas behauptet das sowieso niemand), dann Johannes doch wohl erst recht nicht. Schon auf dieser Metaebene geht es überhaupt gar nicht mehr darum, dass Jesu Worte die Grundlage von Q sind. Der Ausgangspunkt der ganzen Betrachtung ist die völlige Ausgeschlossenheit, dass den Evangelien eine lebendige Erinnerung der Autoren als Augenzeugen zu Grunde liegt. Das wesentliche Element ist hier, dass Markus sich auf Q berufe, das stillschweigend einzig als Schriftquelle, nicht aber als mündliche oder erinnerungstechnische Quelle vorausgesetzt wird. Q als Hypothese wird zum Ausgangspunkt gemacht, auf deren Ebene dann die Argumentation geführt wird. Deswegen kann das Ganze nur zirkulär und selbstreferentiell bleiben.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#623 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » So 3. Nov 2019, 14:31

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:15
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 07:17
Man sollte nicht Ursache und Wirkung vertauschen. Die Beurteilung des Johannesevangeliums ist nicht Voraussetzung, sondern Ergbnis der Untersuchung.

Sowohl die literarische Gestalt als auch das theologische Profil des Joh sprechen dagegen, dass ein Augenzeuge und Jünger Jesu sein Verfasser war. Die Verkündigung des "Reiches Gottes", die nach dem Zeugnis der synoptischen Evangelien im Zentrum der Botschaft Jesu stand, fehlt im Joh fast vollkommen (nur 3,3.5). Dagegen verkündigt der joh Jesus sich selbst (vgl. vor allem die "Ich-bin-Worte" [6,35; 8,12; 10,7.11; 11,25; 14,6; 15,1]). Das ist im Grunde genommen auch das einzige Thema der Offenbarungsreden des Joh.
Sein theologisches Profil weist den Verfasser des Joh als einen Autor aus, der die Wirksamkeit Jesu mit erheblichem Zeitabstand und auf einem hohen Reflexionsniveau betrachtet. Damit dürfte er kaum zur Generation der ersten Zeugen gehören. Da der Verfasser intensiv Traditionen nutzt, deren Ursprung im hellenistischen Judentum zu suchen ist, war er selbst möglicherweise Judenchrist. Dafür könnte auch die Geschichte der Adressaten sprechen.

 Quelle: bibelwissenschaft.de
Es ist kein Ergebnis, sondern eine Schlussfolge, die rein auf einer Metaebene stattfindet.
Nee, auf wissenschaftlicher Ebene, unter Auslassung aller glaubensideologischen Verzerrungen.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:15
Wenn schon Markus und Johannes keine Augenzeugen gewesen sein können (von Lukas behauptet das sowieso niemand), dann Johannes doch wohl erst recht nicht.
Die Forschung geht davon aus - und ich meine zu Recht - , dass die Schreiber allesamt (mit Ausnahme von Paulus) unbekannte Autoren waren, also keine Augen- und Ohrenzeugen. Erst die Kirche hat ihnen später Apostelnamen gegeben, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um Augen und Ohrenzeugen. Das sollte die Glaubwürdigkeit erhöhen, denn Zweifler an der Historizität gab es auch damals schon.


ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:15
Schon auf dieser Metaebene geht es überhaupt gar nicht mehr darum, dass Jesu Worte die Grundlage von Q sind. Der Ausgangspunkt der ganzen Betrachtung ist die völlige Ausgeschlossenheit, dass den Evangelien eine lebendige Erinnerung der Autoren als Augenzeugen zu Grunde liegt.
Das stimmt so nicht. Es ist gerade das Anliegen der Forschung, zwischen echten, authentischen Jesusworten und Worten, die ihm nachträglich und posthum in den Mund gelegt wurden, zu unterscheiden.
Diesen Anspruch können Glaubensideologen naturgemäß gar nicht haben, da sie die Evangelien als vom Heiligen Geist inspiriert und irrtumsfrei ansehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#624 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » So 3. Nov 2019, 16:02

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 04:38
… und gehört auf jeden Fall ins Klo.
Im Klartext: "Was interessiert uns, was wirlich der Fall war - uns geht es um unser systemisches Ergebnis".
Was letzten Endes der Fall ist bzw. was NICHT der Fall ist, weiß niemand. An dieser Tatsache ändert auch das größte Interesse nichts.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 04:38
Im Übrigen arbeitet die HKE als wissenschaftliche Diziplin nicht auf der Basis von Glaubenssetzungen.
Doch - sie glaubens-setzt, dass das, was sie als historisch bezeichnet, historisch war.
Das ist schon deshalb falsch, weil historische Wissenschaft NIEMALS sagt, so war es, sondern so könnte es gewesen sein.

closs hat geschrieben:Man nennt das "Vorverständnis".
Auf keinen Fall. Vorverständnis ist etwas anderes als eine Setzung/Prämisse. :facepalm:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 07:06
Doch, ich denke schon, dass das ein Problem bei closs ist. Man kann das auch sehr gut bei anderen Themenbereichen beobachten. Es fehlt an Grundlagen.
Das ist wieder mal ein perfektes Beispiel für Spiegeln - und schon ist das Problem gelöst und man kann seinen Stiefel weitermachen.
Sven hat völlig recht. Es fehlt Dir an Grundlagen. Wegen des stark ausgeprägten Dunning-Kruger-Effekts erkennst Du Deine teils erheblichen Defizite nicht.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#625 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » So 3. Nov 2019, 16:24

Thaddaeus hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:07
Du vertrittst in nuce die sophistische Ansicht des Gorgias von Leontinoi: "Es ist daher, wenn es etwas gibt, dies doch nicht erkennbar, und wenn es auch erkennbar wäre, so kann es doch keiner dem anderen mitteilen, erstens weil die Dinge nicht Worte sind, und zweitens, weil niemand daselbe wie der andere unter ein und demselben Wort versteht."
Das ist ein (mir bisher unbekannter) Satz, den sich heute jeder hinter die Ohren schreiben sollte, der mit Erkenntnis-Theorie zu tun hat - denn Gorgioas hat prinzipiell recht, allerdings pragmatisch nur mit Einschränkungen recht. Aber mit dieser Erkenntnis hört man natürlich nicht auf, sondern VEREINBART auf dieser Basis, was man pragmatisch als Erkenntnis gelten lassen kann. - Das ist genau "mein" Unterschied zwischen ontischem Erkennen (= nicht-erreichbares Ideal) und systemischen Erkennen (= Hausgebrauch).

"Hausgebrauch" geht in der Naturwissenschaft, zumal dort die experimentelle Überprüfung vorgesehen ist - das reicht. ---- In der Philosophie geht es aus meiner Sicht prinzipiell NICHT, weil es da nicht um Hausgebrauch, sondern um grundsätzliche Fragen gehen sollte. - Da kann man philosophisch nicht sagen "Ergebnisse unserer anthropozentrischen Vernunft sind dasselbe wie das, was ' es gibt'/'der Fall ist' ". - Das ist zu flach.
Thaddaeus hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:07
Du stehst einfach nur in der Tradition der üblen, zerstörerischen Sophistik, die sich damit rühmte, das Wahre zum Falschen zu machen und das Falsche möglichst geschickt so aussehen zu lassen, als wäre es das Wahre. Du repräsentierst die Art Sophistik, gegen die Platon in seinen Dialogen Sokrates hat auftreten lassen.
Da scheinen mir einige Irrtümer Deinerseits zum Tragen zu kommen. - Die De-Anthropozentrierung dessen, was der Fall ist, ist ganz sicherlich nicht "zerstörerisch". - Wenn es etwas zerstört, ist es die Attitüde des Menschen, selber das Höchste zu sein. - Dito "Wahres zum Falschen": Auch hier kann man nur eine "Wahrheit" zerstören, die den Menschen per Definition zur Wahrheit macht - man zerstört dann halt die Un-Wahrheit. --- Wenn jemand (wie ich) will, dass das, was der Fall ist, nicht der Kontamination anthropozentristischen Dünkels ausgeliefert wird, sondern einfach "IST", was der Fall ist, kann das doch nicht wider-wahr sein.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Platon/Sokrates Argumente gegen meine Auffasssung ins Feld führen würden. - Oder versteht man die beiden inzwischen so anthropozentristisch, dass sich beide nicht mehr erkennen würden? ---- Hast Du mal ein Zitat, damit man eine Spur kriegen könnte, was Deine Vermutung konkret zu bedeuten hat?





 

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#626 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » So 3. Nov 2019, 16:38

sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:22
Du musst nur verstehen, dass Wunderglaube etwas anderes ist als der nicht-Glaube an Wunder.
Das war nie das Thema, weil es hier um etwas anderes geht: Es geht hier um die Frage, ob man die Geschichte setzen darf als
a) naturalistisch kontinuierlich, oder
b) aber mit Wundern durchsetzt.
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:22
Das reicht eben nicht.
Es reicht NICHT, dass etwas historisch begründet sein könnte, um es wissenschaftlich zu untersuchen?
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:22
closs läßt keine Anzeichen dafür erkennen, dass er sein Grundlagenwissen in irgendeiner Form verbessert hätte.
Wie gesagt: Da endest Du dann: Ich rede hier vergeblich davon, dass es Grundlagen VOR dem Beginn einer wissenschaftlichen Arbeit gibt, was Du damit konterst, dass sich MEIN Grundlagenwissen nicht verbessert hätte. - Du drehst die Sache (wie so oft) ganz einfach um 180° auf den Kopf - und das war's dann. (Das ist nicht neu, aber ich greife es trotzdem immer wieder mal auf, damit es nicht in Vergessenheit gerät)
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:02
Was letzten Endes der Fall ist bzw. was NICHT der Fall ist, weiß niemand. An dieser Tatsache ändert auch das größte Interesse nichts.
Ein sehr wichtiger Satz. :thmpup: - Können dann systemische Ergebnisse überhaupt "Fakten" sein, als die sie gerne bezeichnet werden?
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:02
Das ist schon deshalb falsch, weil historische Wissenschaft NIEMALS sagt, so war es, sondern so könnte es gewesen sein.
Ebenfalls richtig. ---- Aber was ist dann mit dem Satz "Jesus irrte sich"??? - Will damit die HKM sagen: "So könnte es gewesen sein" ???
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:02
Vorverständnis ist etwas anderes als eine Setzung/Prämisse.
Was ist denn der Unterschied?
Münek hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:02
Sven hat völlig recht. Es fehlt Dir an Grundlagen.
Schon wieder - s.o. Sven. - Jedesmal, wenn man an den Grenzen Eures kleinen systemischen Denkens rüttelt, windet Ihr Euch damit raus, dass MIR die Grundlagen fehlen würden. - Ist das nicht auf Dauer etwas billig? - Hier verbinden sich bei Euch Kleinheit mit offensivem Selbstbewusstsein.






 

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#627 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von sven23 » So 3. Nov 2019, 16:57

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:38
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:22
Du musst nur verstehen, dass Wunderglaube etwas anderes ist als der nicht-Glaube an Wunder.
Das war nie das Thema, weil es hier um etwas anderes geht: Es geht hier um die Frage, ob man die Geschichte setzen darf als
a) naturalistisch kontinuierlich,
Ja, darf man, muss man sogar.
closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:38
b) aber mit Wundern durchsetzt.
Eher nicht, so wie bei jedem anderen antiken Text auch nicht.

closs hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:38
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 11:22
closs läßt keine Anzeichen dafür erkennen, dass er sein Grundlagenwissen in irgendeiner Form verbessert hätte.
Wie gesagt: Da endest Du dann: Ich rede hier vergeblich davon, dass es Grundlagen VOR dem Beginn einer wissenschaftlichen Arbeit gibt, was Du damit konterst, dass sich MEIN Grundlagenwissen nicht verbessert hätte.
Kann es sein, dass du Grundlagenwissen mit Glaubensbekenntnissen verwechselst?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#628 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » So 3. Nov 2019, 17:35

sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:31
Nee, auf wissenschaftlicher Ebene, unter Auslassung aller glaubensideologischen Verzerrungen.
Wissenschaft kann man auch auf Metaebenen betreiben, weil das einzig von der Methode abhängt. Die Auslassung beruht bereits auf Prämissen, die gar nicht erst zur Disposition gestellt werden. Das betrifft aber mehr den öffentlichen Diskurs, als die Darstellungen einzelner Fachliteratur.
 
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:31
Die Forschung geht davon aus - und ich meine zu Recht - , dass die Schreiber allesamt (mit Ausnahme von Paulus) unbekannte Autoren waren, also keine Augen- und Ohrenzeugen. Erst die Kirche hat ihnen später Apostelnamen gegeben, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um Augen und Ohrenzeugen. Das sollte die Glaubwürdigkeit erhöhen, denn Zweifler an der Historizität gab es auch damals schon
Dass die Kirche eine wesentliche Rolle spielt, kann auch keiner ernsthaft bestreiten. Bei aller berechtigten Kritik an der Kirche, stört mich dennoch der einseitig kritische Ton bei der Zuweisung ihrer Rolle, als stünde Kirche synonym für Betrug und Täuschung.
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:31
Das stimmt so nicht. Es ist gerade das Anliegen der Forschung, zwischen echten, authentischen Jesusworten und Worten, die ihm nachträglich und posthum in den Mund gelegt wurden, zu unterscheiden.
Ja, aber es kommt ja auf die Kriterien bei der Unterscheidung an. Nicht, dass man überhaupt unterscheiden müsste.
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 14:31
Diesen Anspruch können Glaubensideologen naturgemäß gar nicht haben, da sie die Evangelien als vom Heiligen Geist inspiriert und irrtumsfrei ansehen.
Was ja eine kritische Betrachtung nicht überflüssig macht oder ausschließt. Irgendwie muss man die Texte ja einordnen. Ausser man betrachtet ihren Inhalt gar nicht, benutzt sie aber dennoch als Gegenstand der Autorität. Das ist dann Reliquien Verehrung, Fetischismus. Klar, das hat die Kirche mal so gemacht, als sie den Menschen kaum zugänglich war.


 
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#629 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » So 3. Nov 2019, 18:04

sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:57
Ja, darf man, muss man sogar.

Nein - wenn man ergebnisoffen sein will bei der Frage, was damals der Fall war, darf man es NICHT.
sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 16:57
Kann es sein, dass du Grundlagenwissen mit Glaubensbekenntnissen verwechselst?
Nee - von meinem eigenen Glauben habe ich hier noch kein einziges Wort gesagt. - Wir sprechen hier die ganze Zeit NICHT von Glaubensbekenntnissen.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 17:35
Wissenschaft kann man auch auf Metaebenen betreiben, weil das einzig von der Methode abhängt. Die Auslassung beruht bereits auf Prämissen, die gar nicht erst zur Disposition gestellt werden. Das betrifft aber mehr den öffentlichen Diskurs, als die Darstellungen einzelner Fachliteratur.
So ist es.

 

Benutzeravatar
lovetrail
Beiträge: 4855
Registriert: Sa 1. Jun 2013, 20:00

#630 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » So 3. Nov 2019, 18:11

sven23 hat geschrieben:
So 3. Nov 2019, 09:58

Im Gegenteil. Es ist doch ein leichtes, literarische Fiktionen in die Welt zu setzen. Neben den vier Evangelien gab es noch weitere 56. Eines phantasiereicher und kitschiger als das andere. Der Phantasie sind nun mal keine Grenzen gesetzt.
In den Schriftrollen von Qumran konnte man über 500 verschiedene Autoren identifizieren. Es gab also einen Markt für religiöse Literatur, der auch bedient wurde.
 

In die Welt setzen kann man es schon, aber nur manches schlägt so richtig ein. Es wurden der Phantasie Grenzen gesetzt. Nur 4 Evangelien haben es in die engere Auswahl geschafft. (Und bestimmte Briefe)

Wenn man hier einfach drauf los erfunden hätte, wären doch viele Zeitzeugen aufgestanden und hätten widersprochen. So einfach wäre das nicht gewesen. Zudem ist es kaum vorstellbar, dass das Christentum mit solch einer Lüge starten würde. Also das wäre ein arger Selbstwiderspruch, da die christliche Lehre solche Lügen nicht gut heisst.

Und dann hast du noch das Zeugnis durch die Geschichte von Menschen die dem lebendigen Gott begegnet sind und deren Leben sich dramatisch zum Guten geändert hat. Wie würde das mit einer Fake-Story zusammenpassen?

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Antworten