PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15
Andreas hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 10:43
closs hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 08:23
Aus meiner Sicht geht es um die Frage, ob das "Und sie erkannten, dass sie nackt waren" (3,7) dasselbe bedeutet wie 4,1, wo Eva "erkannt" und schwanger wird.
Genau. Was soll das anderes bedeuten mit den Schurzen aus Feigenblättern, wenn sie nicht die Schambehaarung geschlechtsreifer Männer und Frauen darstellen sollen?
Ernsthaft: bringt die freie Assoziation denn wirklich etwas?
...Strom durch Eden = Zeugung,
Strom aus Eden heraus = Brüste...
etc.
Natürlich bringt sie etwas und nicht nichts.
Du hast nicht gut aufgepasst. Der Strom, der aus Eden ausgeht, steht für die Nabelschnur, nicht für die Brüste.
Euphrat und Tigris im Gr. Mesopotamien = "Zweistromland" bzw. im Hebräischen Aram-Naharajim "Land zwischen den beiden Strömen" stehen für die stillenden Brüste.
Ströme teilen sich nicht in Flüsse, sondern Flüsse vereinigen sich zu Strömen. Ich frage dich: Wie deutest du diese Ungereimtheit sinnvoller als ich? Ich bitte um eine konkrete Antwort.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15Ich stelle fest, dass die ersten drei Kapitel der Genesis durchsetzt sind mit Wortspielen und etymologischen Erklärungen:
Der Adam wird aus Adama geformt.
Die Ischa wird aus der Seite des Isch geformt.
Eva heißt so, weil die eine Lebensspenderin ist.
Kain "handwerkelt" auf dem Feld, während Abel als Hirte wie ein Wind über die Weiden streift.
Etc...
Auch "nackt" und "klug" gehört dazu. Müssen wir da eine erotische Story spinnen?
Beide Wörter (für nackt und klug) werden "arum" ausgesprochen. Deshalb gibt es unterschiedliche Lesarten (oder besser: während der mündlichen Überlieferungszeit gab es immer eine Doppeldeutigkeit.)
Diese phantasievollen Verspieltheiten dichterischer Freiheit erkennst du im Text - aber mir kreidest du dasselbe in meiner Deutung an? Ich passe mich dem Text und seinen Eigenheiten an, weil ich diese Doppeldeutigkeit, wie du auch im Text erkenne. Wenn ich das Doppeldeutigkeit anspreche - lehnst du das ab. Verstehe das wer will.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15Demnach steht dort nicht unbedingt: sie erkannten, dass sie nackt waren, sondern auch: sie erkannten, dass sie klug waren.
Ich wies schon darauf hin, dass man Klugheit nicht aus Früchten pulen kann. Das wussten die Autoren damals auch schon. Deshalb gehts im Text ja auch damit weiter, dass sie "erkannten", dass sie nackt waren. Das waren sie vorher auch schon. Was ist jetzt schwieriger zu erkennen: Dass man nackt ist - oder - dass man ein Gebot nicht übertreten soll? Wenn man zu blöd wäre, die eigene Nacktheit zu erkennen, ist man ganz sicher auch zu blöd um solch abstrakte Sachen wie ein Gebot zu verstehen. Und wenn es wirklich nur der Wissenszuwachs der eigenen Nacktheit sein sollte, sind sie jetzt klüger als vorher.
Nun hat aber Nacktheit nichts mit dem übertreten von Geboten zu tun - es sei denn, jeder Raser erkennt bei einer Geschwindigkeitsübertretung, dass er nackt ist, weil er ungehorsam war. Als wenn jeder Dieb, Mörder seine Geschlechtsteile bedeckt, nachdem er etwas angestellt hat. Auch bei nackt lebenden Völkern, die sich dessen nicht schämen, ist das jemals so gewesen.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15 Im Zusammenhang ergibt sich ggf. eine eindeutige kontextuelle Bedeutung, aber nicht immer. Hier noch mal die betreffenden Textstellen mit der Doppeldeutigkeit:
1Mo 2,25 Und sie waren beide
nackt/ klug, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
1 Mo 3,1 1 Und die Schlange war
nackter/ klüger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
1Mo 3,6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er
nackt/ klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.
1Mo 3,6 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie
nackt/ klug waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
1Mo 3,10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin
nackt/ klug, darum versteckte ich mich.
1Mo 3,11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du
nackt/ klug bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
Insofern ist dann folgender Zusammenhang sehr interessant:
1. Mose 3,4-5 hat geschrieben:Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
1. Mose 3,7 hat geschrieben:Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie klug/ nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Daher meine These: keine Story um unerlaubten Beischlaf, sondern ein etymologisches Wortspiel um den Begriff "arum".
Stimmt soweit alles. Nun muss man aber prüfen, was der Sinn dieses Wortspieles ist und was von Fall zu Fall passt: Klug oder nackt?
1Mo 2,25 Sie schämten sich nicht, weil sie klug waren oder nackt waren? Da sie da noch nicht vom Baum gegessen hatten, muss man hier nackt deuten.
1 Mo 3,1 Eine Schlange die sprechen kann, ist nicht nackter, sondern klüger als alle anderen Tiere, hier kann nur klug die richtige Deutung sein.
1Mo 3,6 Der Baum machte sie nicht nackt - das waren sie ja vorher schon, muss also hier als klug gedeutet werden.
1Mo 3,6 Ihnen gingen die Augen auf und sie sahen, dass sie nackt waren. Klugheit sieht man nicht - und warum sollte man sich wegen Klugheit Schurze machen? Die Deutung nackt ist hier richtig.
1Mo 3,10 Welchen Grund sollte es geben, sich seiner Klugheit vor Gott zu fürchten, wenn man nach seinem Ebenbild angeblich von Gottes Klugheit vor dem Essen vom Baum schon so viel abbekommen hat, dass man ein Gebot verstehen können sollte - was viel mehr Klugheit erfordert als an sich herabzusehen und zu checken, dass man nackt ist? Demnach ist nackt hier die erstmal der richtige Ansatz, weil sie sich wegen ihrer Nacktheit Schurze machen. Klug ist aber hier jetzt auch richtig - aber nur dann, wenn sie in ihrer Nacktheit das Miteinanderschlafen erkannt haben - also das an ihrer Nacktheit, welches sie vorher noch nicht erkannt hatten - und nur deswegen sind sie jetzt auch klüger, weil sie etwas über sich dazu-gelernt haben. Das ist die Erotische Liebe von Mann und Frau und die Bewahrheitung des göttlichen Gebotes: "Seid fruchtbar und mehret euch."
Das ist der Sinn dieses Wortspieles um nackt und klug. Diweil der Mann auf seine Frau hörte und sich verführen lies - das steht im Text - kommt zur Erotischen Liebe die Verantwortung hinzu - für den bei der Verführung gezeugten Nachwuchs - die werdende Mutter wir Eva vom Menschen genannt, weil sie deutlich zugenommen hat. Um dieser Verantwortung gerecht werden zu können, muss man Gut und Schlecht (Böse) für den Nachwuchs unterscheiden können und möglichst fürsorgliche Handlungen folgen lassen, statt schlechte (böse) und verantwortungslose. Stillen ist Gut, verhungern lassen ist schlecht (böse) usw. So wäre das alles logisch sinnvoll miteinander verknüpft.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15Man könnte sagen: eigentlich waren Adam und Eva (weil Gottes Ebenbild) bereits vor dem "Sündenfall"
klug (nackt), waren sich dessen aber nicht bewusst.
Wenn du jetzt wenigstens intelligent statt klug gesagt hättest - okay. Klugheit hat aber etwas mit angesammelten Wissen zu tun. Um closs gleich sein Mitwissendes Ge-Wissen abzuschneiden: Das Gewissen ist kein Synonym mit Klugheit. Diese Erzählung beschreibt aber genau, welches Wissen hier ganz konkret das Thema ist. Das Wissen um die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen, das Wissen, dass nicht der Storch die Babys bringt. Das Wissen um den Sex, die ertosche Liebe, die verantwortungsvolle Liebe seinem Nächsten gegegenüber - Kindern, auch Verwandten durch die Schutzformel in Gen 2,23 "Dies ist Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinem Bein.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15Nach dem "Sündenfall" kam ihnen dies erstmals zu Bewusstsein. Sie hätten besser nicht auf die Schlange gehört - das hat ihnen keine Zusatzqualifikation (wie von der Schlange versprochen) in Form von Klugheit gebracht - die hatten sie bereits - es hat ihnen (wie von Gott angekündigt) lediglich den Tod gebracht.
Wieso denn das? Du sagtest ja selbst, dass der Mensch die Welt regieren soll, und dazu von Gott klug genug erschaffen wurde. Hier in der Erzählung wird genau beschrieben, wie Gott sie zu klugen Menschen macht - eben dadurch dass sie vom Baum essen:
1.Mose 1,29 hat geschrieben:Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
Genau das wird doch hier in der Garten Eden Erzählung aus der Perspektive des Menschen erzählt, was vorher aus der Perspektive Gottes erzählt wird.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:15In dieser Form muss man die Genesis verstehen und nicht tiefenpsychologisch-sexualtherapeutisch.
Warum MUSS man das? Wer bestimmt das?