Andreas hat geschrieben: ↑Di 15. Okt 2019, 01:07Moment, es geht nicht nur darum aufgeworfene Fragen zu erklären, sondern die Botschaft des Textes zu verstehen.
Dann solltest du auch keinen Strohmann aufbauen. Was die Botschaften des Textes sind (es sind nämlich mehrere), steht nicht im Widerspruch zu den Ergebnissen der obigen Analyse, sondern ergibt sich überhaupt erst aus dieser!
Es gibt nicht
meine Analyse und dann auch noch
deine, die beide eine Berechtigung hätten. Analysen wie meine oben sollten die Grundlage jeder auch noch so erbaulichen Predigt sein. Darum lernen Pfarrer diese exegetischen Techniken ja, ansonsten könnte man in ihrer Ausbildung auch darauf verzichten und sie um 5 Semester verkürzen. Deshalb gibt es exegetische Kommentare! Die sollen den Pfarrern für ihre Predigt die Grundlagen vorgeben, ohne dass die alles selbst erarbeiten müssen.
Wenn man wissen will, warum Mt. aus einem Besessenen zwei macht und aus Gerasa Gadara, dann darf man eben gerade keine Denkverbote in Anschlag bringen, wie das Magdalena61 macht, wenn sie mit aufgesetzter Empörung schreibt:
"Wie bitte? Du stellst das Zeugnis der Evangelisten in Frage?" und dabei nicht bemerkt, dass nicht ich das "Zeugnis" der Evangelisten infrage stelle, sondern diese selbst, wenn nämlich Mk.+Lk.
einen Besessenen, Mt. aber
zwei Besessene auftreten lässt und der eine das Geschehen bei Gerasa, der andere bei Gadara stattfinden lässt.
Bevor man zu erbaulichen Auslegungen für die Gemeinde übergeht, steht es einem Theologen gut zu Gesicht, zu allerst einmal zur Kenntnis zu nehmen, dass das Geschehen so, wie es von allen drei Synoptikern kolportiert wird, nicht stattgefunden haben kann. Das sollte man schon aus Respekt gegenüber den Texten, mit denen man es zu tun hat.
Du tendierst zu einer Art Pseudo-Offenheit gegenüber der historisch-kritischen Analyse der biblischen Texte, die du zwar einerseits vorgibst mit offenem Interesse zur Kenntnis zu nehmen, die aber andererseits keine Auswirkungen darauf haben soll, wie du die biblischen Texte gerne verstanden haben möchtest. Wenn du herausfinden willst, was die Theologie des Mk.-Ev.'s ist, musst du es mit allen analytischen Mitteln untersuchen, die dir zur Verfügung stehen und dabei darf es eben nicht passieren, dass der erbaulichen Verkündigung wegen, Brüche und Widersprüche im Text weggeglättet werden. Insbesondere nicht, wenn man wissenschaftlich mit den Texten arbeitet. Es stellt ja gerade ein erhebliches Verkündigungsproblem für die Gemeindepfarrer dar, ihren Schafen im Gottesdienst bedeutsame Ergebnisse alt- und neutestamentlicher Forschung nicht vermitteln zu können, weil das auch gar nicht Aufgabe des sonntägloichen Gottesdienstes ist.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 15. Okt 2019, 01:07
Thaddaeus hat geschrieben: ↑Mo 14. Okt 2019, 19:07
dass er vermutlich eher nicht den Heiden verkündigen wollte.
Das hast du jetzt schon mehrmals gesagt, wo steht denn das im Mk?
Jesu Selbstverständnis, zu wem er sich eigentlich gesandt sah, findest du in allen Evv. verstreut, weshalb du auch
alle synoptischen Evv. dahingehend untersuchen musst. Oder möchtest du dir vielleicht einen Synoptiker heraussuchen, der am wenigsten heidenfeindlich ist?
Außerdem spielt die Jerusalemer Urgemeinde unter Leitung des Petrus und seine Auseinandersetzung mit Paulus bei der Frage eine große Rolle. Das führt hier aber zu weit.
Mt 15,21-28 (Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.)
Mk 7,24-30 (Da sagte er zu ihr: Lass zuerst die Kinder satt werden, denn es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.)
Mt 10,5-6 (Nehmt nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine samaritanische Stadt. Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.)
Mt 6,32 par Lk 12,30 (Sorgt euch also nicht und sagt nicht: Was werden wir essen? Oder: Was werden wir trinken? Oder: Was werden wir anziehen?
32 Denn um all das kümmern sich die Heiden // Denn um all das kümmern sich die Völker der Welt. Euer Vater weiss doch, dass ihr das braucht = Die Heiden leben in der Gottesferne: ihr Trachten ist auf materielle Güter ausgerichtet)
Mk 12,1
ff (Es pflanzte einer einen Weinberg, zog einen Zaun ringsum, ... [Israel ist der Weinberg, um den es an dieser Stelle geht!])
Lk 13,16 (Diese aber, eine Tochter Abrahams ... [WEIL die Israeliten Abrahamskinder sind, DESWEGEN wird ihnen geholfen ...])
Lk 19,9 (Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. [WEIL die Israeliten Abrahamskinder sind, DESWEGEN wird ihnen geholfen ...])
Mt 5,47 (Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48 Ihr sollt also vollkommen sein ...)
Mt 6,7 (Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, ... )
Mk 10,33 (Auch da, wo die Heiden Werkzeuge Gottes sind, üben sie eine zerstörerische Kraft aus: ... und sie werden ihn zum Tod verurteilen und ihn den Heiden ausliefern ...)
Sogar Paulus, der die Heidenmission erst ins Leben ruft, spricht in Röm 16,7-10 davon, das Christus
zum Diener der Beschnittenen geworden ist.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 15. Okt 2019, 01:07
Bei der Syrophönizierin ziert er sich ein wenig hilft ihr aber dann, doch.
Bei der Syrophönizierin ziert sich Jesus nicht allein, er bezeichnet sie praktisch als "Hund" und will nicht einmal mit ihr sprechen (was auch daran liegt, dass sie eine Frau ist). Hunde galten als noch unreiner als Schweine. Es war die schlimmstmögliche Beleidigung, die Jesus gegen diese Frau ausspricht - und ganz gewiss kein Scherz!