Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 11. Okt 2019, 04:14
Tree of life hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 04:57
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 02:51
Die Schweine waren irgendwo "
auf einem Berg".
Und deshalb ist es egal, wo genau im Gebiet von Gerasa oder Gadara sich Jesus und seine Begleiter befanden. Jedenfalls nicht bei den Schweinen.
Doch, lies mal weiter:
32 Und er sprach: Weg mit euch! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürmte den Abhang hinunter ins Meer, und sie ersoffen im Wasser.
33
Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und berichteten das alles und wie es den Besessenen ergangen war.
Die Hirten bekamen das
ganze Szenario mit-
Und wie passt das dann zu:
Mt. 8,30 (SLT): Es war aber fern von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide.
?
Das passt nach wie vor ausgezeichnet, da "fern von Ihnen" nicht "außer Sichtweite" bedeutet. Im Gegenteil bedeutet es: "in Sichtweite, aber eben fern von ihnen", weil die ganze Szene sonst auch gar nicht funktioniert. Hätte Mt. dem gegenüber darauf hinweisen wollen, dass sich die Schweine nicht in Sichtweite des Geschehens befinden, wovon der Leser gerade nicht ausgehen kann, hätte er den Leser besonders hierauf hingewiesen (und hinweisen müssen, da der Leser intuitiv davon ausgehen muss, dass die Schweine in der Nähe sind).
Gegen die absurde Vorstellung einer Schweinerde, die in Helgoland von der Klippe springt, weil in Bremen Dämonen ausgetrieben werden spricht auch die eindeutige markinische Vorlage, die du dankenswerterweise selbst zitierst: 11 ἦν δὲ ἐκεῖ πρὸς τῷ ὄρει ἀγέλη χοίρων = (Es) war aber
dort am Berg (eine) gewaltige Schweineherde [Man übersetzt ἐκεῖ πρὸς τῷ ὄρει nicht mit
dort zu dem Berg, weil es mit
dort am Berg übersetzt werden muss!
Dort zu dem Berg übersetzt man nur, wenn man - im ungeschulten Versuch überkorrekt den griechischen Wortlaut wiederzugeben - ignoriert, wie die Präposition πρὸς mit Dativ zu übersetzen ist. Das ist ein klassischer Anfängerfehler.]
"Dort am Berg" bedeutet in Sichtweite, sonst hieße es nicht "dort" (wo man hinzeigen kann!). Lk. behält die markinische Beschreibung in seiner Redaktion des Textes bei, Mt. verändert sie zu "fern von ihnen", was aber eben immer noch nicht "außer Sichtweite" bedeutet.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 11. Okt 2019, 04:14Den Text verstehe ich so: Als die Schweine durchgingen, flohen die Hirten und erzählten in der Stadt und in der gesamten Gegend, was geschehen war (V14).
Danach kamen die Hirten und die Bevölkerung zu Jesus (V15).
Das ergibt keinerlei Sinn. Denn das stärkste Argument gegen eine weit entfernte Schweineherde ist folgendes:
Wenn die Hirten am See Genezareth ihre 2000 Schweine weiden und die sich plötzlich selbst ersäufen, indem sie sich von einem Steilufer stürzen: wohin laufen dann die Hirten, um davon zu berichten? Ins 60 km entfernte Gerasa? Ins immer noch mindestens 15 km (Luftlinie, 21 km über Straße) entfernte Gadara? Und nach Gergesa ganz sicher nicht, weil dieser Ort bei keinem der Synoptiker erwähnt wird, sondern eben Gerasa (Mk.+ Lk.) und Gadara (Mt.).
Und warum sollten Leute, denen gerade erzählt wurde, dass 2000 Schweine ersoffen sind zu Jesus gehen? Dafür gibt es überhaupt keinen Grund! Schließlich gibt es für sie keinerlei Verbindung zwischen den toten Schweinen und dem Exorzismus, den Jesus durchgeführt hat. Die Schweine und ihre Hirten sind ja ganz woanders ... !
Dieser ganze harmonisierende Erklärungsversuch ist unsinnig, wie solche Harmonisierungsversuche zumeist unsinnig sind. Solche konstruierenden Harmonisierungen sollen den dummerweise nicht passen wollenden Text zu dem hinbiegen, wovon man sich wünscht, dass es da steht. Ein wirkliches Interesse an der Wahrheit existiert dabei nicht. Und DAS ist das eigentliche Problem.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 11. Okt 2019, 04:14
Diejenigen, die bei der Austreibung der Dämonen dabei gewesen waren, informierten die Ankömmlinge über das, was sie beobachtet hatten (V 16). Dann baten sie Jesus, wegzugehen.
Siehe oben, ergibt keinerlei Sinn. Der ganze, bizarre Erklärungsversuch scheitert, da er mehr Erklärungsprobleme schafft als löst (eigentlich löst er gar keine, sondern schafft nur zusätzliche).
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 11. Okt 2019, 04:14
Hier ist eine
Karte, auf der sind die drei Orte angegeben. Passt. Matthäus spricht von Gergesa, dieses würde die Voraussetzungen (steiler Hang, Seenähe) erfüllen, war aber keine Stadt, sondern irgendeine kleine Siedlung. Ländlich halt. Genau richtig für die Schweinezucht.
Lukas und Markus schreiben: Gadara.
Du liest mittlerweile völlig schamlos in den Text, was du willst.
Mk. und Lk. sprechen explizit von GERASA (Γερασηνῶν / Gerasänon) nach Novum Testamentum Graece, der einzigen maßgeblichen, griechischen Textrekonstruktion! Bei Mt. steht Γαδαρηνῶν / Gadarönon), also GADARA. Nirgendwo steht irgendetwas von Gergesa, bei KEINEM der Synoptiker. Nur, weil das irgendwem gut in den Kram passt, steht das eben noch lange nicht im Text.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 11. Okt 2019, 04:14
Wenn die Hirten "im Gebiet von..."(also nicht direkt in einem der beiden Orte) waren, mussten sie möglicherweise nur einige Kilometer laufen, zumal Gadara, wie bereits erwähnt,
"am See Gennesaret einen Vorort mit Hafen besaß und das Gebiet bis zum Seeufer in Besitz hatte. Sie war die mächtigste Stadt in der Dekapolis und sicherte so ihre Fischerei- und Transportrechte auf dem See." Quelle. Damit wäre vielleicht das Problem der unterschiedlichen Bezeichungen erklärbar. Das Glas ist halb voll oder halb leer, abhängig vom Blickwinkel des Betrachters.
Nein, hier ist gar nichts abhängig vom Betrachter, sondern alles ist abhängig vom Text! Was, nur ganz nebenbei bemerkt, die einzige Vorgehensweise ist, die den Text angemessen zu seinem Recht kommen lässt und die Souveränität seiner Verfasser ernst nimmt.
Diese Ausführungen sind durchaus interessant, aber sie haben nichts mehr mit unserem Text und der Heilungserzählung zu tun, denn es gibt für sie keine Anknüpfungspunkte im Text. Der textliche Anknüpfungspunkt für meinen Hinweis, dass mit dem merkwürdigen Namen "Legion" die konkrete Legio X Fretensis gemeint sein könnte, ist eben dieser Name und die Tatsache, dass die Legio X Fretensis einen Eber in der Standarte trug, was wiederum auf die Schweine unserer Geschichte verweisen könnte. Wenn man dieser Erklärung nichts abgewinnen kann, dann lässt man es eben und muss eine andere für das Auftauchen von "Legion" an dieser Stelle suchen.
Die Erklärung aber, warum Mt. GERASA gegen GADARA iaustauscht, ist augenscheinlich: Mt. greift in den Text überarbeitend ein, weil Gadara näher am See liegt als Gerasa, was jeder weiß, der aus der Gegenstand kommt. Und das war es an Erklärung für diese Abweichung. Es bedarf auch keiner weiteren harmonisierenden Konstruktionen.
Vielen Dank für deine Erklärungsversuche, aber sie sind wenig überzeugend.